Fünfundachtzig

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Den ganzen Abend lang versuchte Jungkook noch einen Verantwortlichen zu erreichen, bekam aber keine Antworten mehr. Alle waren schon aus den Büros verschwunden. Niemand konnte ihm helfen. Es bedrückte ihn. Genau so wie es seinen kleinen fertig machte. Er hatte selbst noch die Hoffnung gehabt, so auszusehen, wie seine Eltern und diese eines Tages zu finden. Doch das musste heißen, dass er ganz alleine war. Ganz alleine anders. Als Außenseiter geschaffen. „Du bist wunderschön, mein Kleiner" sprach Jungkook sanft, als sein Junge gar nicht mehr aufhörte sich weinend an ihn zu klammern. Sein Kopf drehte vor Schmerz durch, dennoch konnte er nicht aufhören zu weinen. Es war das erste mal, dass das Trauma sich wirklich zeigte. Zum ersten Mal weinte der Junge, weil er all das erlebt hatte. Bis jetzt konnte er es immer verarbeiten, meinte, dass es bestimmt vom Leben so gewollt war. Dass er keine Wahl gehabt hätte und ja Jungkook hatte. „Das ist nicht fair" schluchzte er in Jungkooks Brust hinein und dachte an all die Momente, in denen er damals fast umgekommen wäre. Zitternd versteckte er sich in dunklen Ecken der Gassen und versuchte verzweifelt zu überleben. Das alles nur, weil ihn jemand im Labor überarbeitet und verändert hat. Nur deswegen hat er Hass in den Schulen erfahren. Deswegen verabscheuten ihn Menschen auf der Straße. Deswegen war Jungkook sein einziger halt, der ihn immer wieder Mut machte. Meinte, dass er der schönste Junge war, den er je gesehen hatte.
Mit schmerzenden Herzen hielt der Mann seinen Stern im Arm. „Taehyung, du bist einzigartig. Du bist perfekt wie du bist" meinte er. Dies wollte er jedoch nicht hören. „Ich bin eine Misstgeburt" weinte er und dachte an damals, wie Lea ihn anschrie. Sie hatte recht gehabt. Nur wegen solchen Menschen hatte jeder ihn genau so verabscheut. „Hey, stop, das stimmt doch gar nicht.." Verletzt löste Jungkook ihn leicht, um seinen Jungen anzusehen. Auch seine Tränen wischte er direkt weg. „Das bist du nicht, sag sowas nie wieder! Du bist mein perfekter kleiner Stern." Aufmunternd lächelte er dem kleinerem zu. „Und auch wenn du denkst, dass die ganze Welt gegen dich ist, hast du doch trotzdem noch mich, der dich für wunderschön hält." Mit total nassen Augen und pochendem Kopf nickte Taehyung und rieb sich fest die Augen. Warum tat es ihm jetzt erst alles so weh? Er liebte es doch bei Jungkook. Immer fühlte er, dass innerlich nichts stimmte und passte, doch schaffte er sich immer wieder etwas einzureden. Jetzt sah er dennoch absolut keinen Sinn mehr. „Ich werde für immer für dich da sein, das verspreche ich dir." Erneut wurde Taehyung fest in den Arm genommen, wo er sich erschöpft entspannte. Das ganze Geweine, wie auch das doofe Virus machten ihn wahnsinnig kaputt. Jungkooks Mutter ignorierte er auch ganze Zeit über. Ein Glück ließ sie ihn auch alleine. Sie fand es gut, wie sich Jungkook um ihn kümmerte. Sie hatte keine Bindung zu dem Jungen, so konnte wahrscheinlich nichts besser machen, als ihr Sohn es tat.

RUNAWAY - KOOKVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt