Kapitel 54 |Hawks|

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-Hawks-

Hawks' Kopf raste. Seine Gedanken überschlugen sich nach dem anderen und sein Herz schlug so wild, als würde es aus seinem Brustkorb springen wollen. Das letzte, dass er gesehen hatte, war, wie ein Nomu durch das Fenster gesprungen war und er hatte Y/N's Schrei gehört. Das hatte ihm genügt, um durch das Fenster in dem Büro zu brechen und so schnell er konnte zurückzufliegen.

Hawks konnte plötzlich sein Handy in der Hosentasche vibrieren spüren und nahm es schnell entgegen.

"Hawks! Sieh zu, dass du schnell herkommst. Mit Verstärkung. Dabi meinte er könnte für 30 Minuten für Ablenkung sorgen!", rief Mirko in den Hörer. Hawks konnte das Geschrei im Hintergrund hören.

"Ich bin schon auf meinem Weg, aber mit Verstärkung wird das nichts. Keine Zeit." Hawks war gezwungen zu improvisieren. "Geht es Y/N gut?"

"Ja, sie ist hier bei uns und wohlauf und- hey!", rief Mirko und es hörte sich an, als würde ihr Handy weggeschleudert werden. Hawks runzelte die Stirn. Er war bereits aus Tokyo draußen. Vielleicht noch zehn Minuten, bis er da sein konnte.
"Y/N!", konnte er Dabi und Mirko rufen hören und Hawks verlor beinahe die Kontrolle über seine Flügel im Flug, aber er fing sich schnell wieder.
"Y/N!", riefen sie ihren Namen erneut und Hawks spürte, wie die Angst in seinem Körper sich breit machte.
"Mach die Augen auf, verdammt!", brüllte Dabi.

Hawks hatte genug gehört. Er legte auf und konzentrierte sich darauf einfach nur noch so schnell wie möglich bei ihr sein zu können. In der Ferne konnte er sogar schon den Rauch der Flammen von Dabi sehen und er steuerte sie geradewegs an.

'Was zur Hölle ist vorgefallen, dass er den ganzen verdammten Wald in Brand gesetzt hat?'

Hawks hatte Mühe sich durch das brennende Gestrüpp zu kämpfen, aber es gelang ihm dennoch zum Kern zu gelangen und da sah er sie. Umringt von einem Ring aus blauen Flammen. Y/N lag in Dabi's Armen, der versuchte sie wach zu rütteln, während Mirko auf ihre Brust zu drücken schien. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, was es war. Y/N war verletzt und schein nicht aufwachen zu wollen.

Er folg im Sturzflug hinab und landete, wenn auch etwas unsanft, neben ihr.
"Was um alles in der Welt ist hier passiert?!", brüllte er über die tobenden Flammen und Schreie der Nomus hinweg.
"Sie hat mich gerettet", Mirko's Stimme zitterte, während sie weiterhin versuchte Y/N zu reanimieren.

'Du bist so ein verdammter Dummkopf!', hätte er am liebsten gebrüllt, aber was hätte dies für einen Sinn, wenn sie ihn nicht hören konnte? Hawks' Blick hob sich und er sah ihn Dabi's erschöpftes und vor Blut verschmiertes Gesicht. Er schien eine Kraft aufgebraucht zu haben, um weiterzukämpfen.
"Dabi", sagte Hawks mit einer beängstigend ruhigen Stimme und er hob seinen Blick von der reglosen Y/N. "Es ist noch nicht vorbei." Hawks deutete mit seinem Kinn auf die Nomus, die oben flogen. Manche waren dumm genug gewesen und hatten versucht, durch die heißen Flammen zu springen. Sie waren auf der Stelle verbrannt, aber der Ring aus Flammen wurde immer niedriger.

"Was verlangst du sonst noch von mir", zischte er. Hawks konnte seine Wut und Frustration verstehen. Er fühlte es ebenfalls. Vermutlich um ein Millionenfaches schlimmer.
"Ich will, dass du mir nur ein kleines bisschen Feuer machst", sagte Hawks. Und nahm ein paar seiner größeren federn an sich. "Meine Federn alleine machen den Dingern keinen Schaden, aber mit deinen Flammen schon."
"Die sind verbrannt, ehe du sie erreichen kannst, du Idiot."
"Nicht, wenn ich schneller bin", konterte Hawks und rappelte sich auf. "Wenn ich bitten darf?" Er hob seine Waffen Dabi entgegen, der sie seufzend berührte und binnen Sekunden lichterloh brennen ließ.

Hawks schoss im selben Moment in die Höhe und auf den ersten Nomu zu und schlitzte ihm seinen Hals auf. Das Feure der Feder verbreitete sich am abgetrennten Kopf und Körper. Sie brannten wie Zunder. Er nährte sich einem Nomu nach dem anderen und tötete sie alle. Jeden einzelnen, den er sehen konnte mit einer so enormen Geschwindigkeit, dass sie ihn nicht mal kommen, sehen konnten. Der Schmerz der Flammen auf den Federn war nichts im Gegensatz zu dem Schmerz in seiner Brust.

'Wenn ich nicht gegangen wäre, wäre sie noch am Leben.'

Hawks wusste, dass sobald er mit den Nomus fertig war, war dieses hässliche alte Flittchen an der Reihe. Es war ihm egal, was die Konsequenzen waren. Sein Kopf war getrübt von Gedanken. Blind vor Wut und Zorn und Trauer.

Es dauerte nicht lange, bis er die restlichen Nomus beseitigt hatte. Sie brannten alle lichterloh. Von oben sah er, dass Mirko wieder telefonierte. Ihr Gesicht war tränenüberströmt und Dabi betrachtete Y/N weiterhin mit einem ausdruckslosen Blick.

"Mirko?", Hawks sank wieder zu ihnen herab. Außeratem, verschwitzt und über und über mit Ruß und Blut verschmiert. "Was machst du da?"
"Ich hole Verstärkung! Y/N braucht Hilfe! Was soll die dumme Frage?!", rief sie aus und legte wieder auf. "Sie werden bald hier sein."
"Du musst hier weg", sagte Hawks zu Dabi, der ihn überrascht ansah.
"Du meinst mich?", fragte er und deutete auf sich selbst.
"Ja natürlich du. Du kommst sonst in Schwierigkeiten."
"Aber er muss-"
"Mirko", sagte Hawks ruhig und kniete sich neben sie. "Wir haben andere Probleme." Hawks nahm Y/N in seine Arme und strich ihr sanft über die Wange.

"Ich mach dir den Weg frei", knurrte Mirko und nährte sich dem Ring aus Feuer. Mit einem starken und schnellen Tritt erzeugte sie einen Windstoß, der die Flammen teilte und tatsächlich auch einen Durchgang für Dabi erzeugte.
"Was werdet ihr wegen den Flammen sagen", fragte Dabi, der sich aufrichtete. Er war etwas wackelig auf den Beinen.
"Wir werden sehen, wie sich der Rest mit der HPSC ergibt. Vorerst werde ich dazu nichts sagen."
"Und was würdest du sagen?"
"Dass es eure Schuld ist, natürlich", lächelte Hawks schwach zu ihm auf. Die Tatsache, dass er noch ein halbwegs herzliches Lächeln zustande brachte, überraschte sogar ihn selbst.

"War ja klar", knurrte Dabi und lief davon. Kurz bevor er durch den Durchgang lief, drehte er sich erneut zu ihm um und sah traurig von ihm zu Y/N. "Bitte halte mich diesbezüglich auf dem Laufenden."
"Du denkst wirklich, dass ich dir den Gefallen tun würde?"
"Ja, das tue ich."

Mit diesen Worten verschwand er im Wald und Mirko setzte sich wieder neben Hawks.
"Es tut mir so leid", flüsterte sie und berührte Y/N zaghaft am Arm.
"Du kannst da nichts dafür. Ich hätte es wissen müssen. Wenn ich nicht gegangen wäre, sondern abgewartet wäre. Aufmerksamer gewesen wäre..."
"Sei nicht so hart mit dir selbst", tröstete sie ihn. "Dafür kannst du nichts, Hawks."
Hawks gab ein gleichgültiges Geräusch von sich und ließ Y/N's Gesicht nicht aus den Augen. In der Hoffnung auf nur die kleinste Regung, aber es kam nichts.


Hawks saß gemeinsam mit Mirko auf dem dreckigen Boden und versuchten Y/N's Wunde provisorisch zu verbinden, als Hawks in der Ferne ein merkwürdiges Geräusch hörte. Es klang nach einem Helikopter. Hoffnungsvoll sah Mirko auf und winkte sie zu sich herunter.


Die Einsatzkräfte mussten erst die Flammen aus dem Weg schaffen, um zu ihnen gelangen zu können.
Y/N wurde sofort in den Sanitärbereich geschleppt und versorgt. Hawks folgte ihr, obwohl die Pfleger wollten, dass er ihnen Platz lassen solle. Nichts und niemand würde ihn jetzt noch von der Seite dieser Frau bringen. Vor allem jetzt wollte er bei ihr sein und sicherstellen, dass auch alles gründlich von statten ging und sie alles taten, was in ihrer Macht stand, um ihr zu helfen.

Nachdenklich sah er auf ihr Gesicht und beobachtete auch jede Bewegung der Sanitäter.
Wenn Y/N auf Kosten dieser alten Schreckschraube ums Leben gekommen ist, würde sie mit ihrem eigenen Leben dafür aufkommen müssen.

Headfirst (Female Reader / Y/N Geschichte)Where stories live. Discover now