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Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich kurz von ihr lösen kann und ich nach dem Teller mit etwas Brot und Obst darauf greife. Dabei fällt mir ein Brief vom Labor auf, der auf meinem Nachttisch liegt. Der Vaterschaftstest. Den hatte ich ganz vergessen, Julian aber anscheinend auch, denn als ich ihn in die Hand nehme ist er noch verschlossen. Wusste er nicht, dass der Brief hier liegt oder hat er ihn mit Absicht liegen lassen? Wieder so etwas, dass mich komplett durcheinander bringt.

Durch ein vorsichtiges Klopfen an der Tür wird meine Aufmerksamkeit allerdings wieder abgelenkt und ich hebe den Blick. Ein blonder Haarschopf wird im Türspalt sichtbar und kurz darauf kann ich Jannis erkennen, der sich besorgt umschaut, bevor sein Blick an mir hängen bleibt. Als ich ihn anlächle, weicht erkennbar alle Anspannung aus ihm und er kommt mit schnellen Schritten auf mich zu.

Ohne ein Wort drückt er mich vorsichtig an sich und ich bin total perplex und kann gar nichts sagen. Erst als ich etwas feuchtes in meinem Nacken fühlen kann, erwache ich aus meiner Trance und lege Jannis eine freie Hand auf den Rücken. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht als Julian angerufen hat... Er war so aufgelöst, Lala. Er hatte solche Angst und ich... ich auch." „Uns geht's gut Jannis", flüstere ich dem Kleinen leise zu, der sich bei dem Wort uns von mir löst. Verwirrt sieht er mich an, aber als ich mit dem Kopf in Richtung meines Armes nicke, indem die kleine Malina liegt, macht er mit aufgerissenen Augen einen Schritt von mir weg. „Tut mir leid, ich hab... ich war so..." „Ihr geht's gut. Uns geht's gut. Willst du deiner Nichte hallo sagen?", frage ich ihn dann lächelnd. Jannis wird kurz bleich um die Nase, aber dann macht meine Maus wieder dieses unglaublich süße Geräusch und er kommt näher an das Bett heran und nickt.

„Das ist dein Onkel Jannis, kleine Malina", ich halte sie so, dass Jannis sie besser sehen kann. Der steht aber nur mit großen Augen neben mir und ich kann sehen wie seine Lippe zittert, bevor er wieder in  Tränen ausbricht. „Hallo kleine Malina. Es freut mich dich kennen zu lernen.... Du bist... Gott bist du eine süße, hübsche Maus...", er streicht mit dem Zeigefinger vorsichtig über Ihre Stirn und lächelt glücklich. Malina antwortet mit einem schmatzen und Jannis lacht mit Tränen in den Augen auf: „Sie sieht aus wie Julian nur in hübsch."

„Das hab ich gehört", knurrt Julian plötzlich von der anderen Seite und hebt schwerfällig den Kopf. „Ist ja wohl auch gerade nicht allzu schwer. Du sieht scheiße aus, Papa Bär", grinst Jannis, aber ich kann die Sorge in seinen Augen sehen, als er um das Bett herum geht und Julian in eine fest Umarmung zieht. Lange halten sich die Brüder so im Arm und ich kann sie leise flüstern hören. Als sie sich voneinander lösen, kann ich bei beiden wieder Tränen sehen und muss, auch wenn ich es nicht will, lächeln. Die zwei haben eine wirklich großartige Verbindung zueinander.

„Ich hab dir neue Klamotten mitgebracht. Wenn ich dich allerdings so rieche, solltest du dringend auch mal nach Hause fahren, duschen und vielleicht auch mal in Ruhe schlafen. Nicht, dass du hier noch zusammen klappst", Jannis sieht seinen großen Bruder streng an. Der ballt aber nur die Hände zu Fäusten uns wirft mir einen beinahe ängstlichen Blick über die Schulter hinweg zu. „Ich bleibe hier", antwortet Julian nur und greift dann nach der Tasche, die Jannis ihm hin hält. Ohne zu warten zieht sich Julian das Shirt vom Kopf und dann den Pullover über. Auch seine Hose verschwindet und macht platz für eine neue. Ich bin sehe ihm dabei einige Sekunden verwirrt zu, bevor ich meinen Blick wieder auf meine Tochter richte. Ich muss sie einfach anschauen. Auch um mich abzulenken. Julian anzuschauen tut einfach zu sehr weh und Malina ist einfach so perfekt.

„Julian ich meine das ernst, du tust hier doch niemandem einen Gefallen, wenn du hier bleibst und dich kaputt machst. Du musst in Ruhe..." „Ich habe gesagt, ich bleibe hier und fertig!", Julians Stimme wird lauter, was dazu führt, dass sich Malina erschrickt und anfängt zu weinen.

When love takes overWo Geschichten leben. Entdecke jetzt