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10 Wochen später

„Bist du dir sicher, dass du schon wieder die Flucht ergreifen willst?", Lea sieht mich streng an und hält die Tür zu, durch die ich eigentlich gerade verschwinden will. „Was soll ich denn machen, Lea?" „Hier bleiben und mit ihm reden. Weißt du was das für ein Gefühl ist, ihn jedes Mal hier stehen und leiden zu sehen? Er steht hier jedes Mal und hat diesen suchenden Blick drauf. Er sucht nach dir! Und wenn er dann wieder merkt, dass du nicht da bist, dann... Gott Stella ich hätte beim letzten Mal fast geweint. Der Junge will dich so unbedingt sehen, mit dir reden und du haust jedes Mal ab. Es bricht mir mittlerweile das Herz ihn so zu sehen."

„Lea bitte... ich kann das nicht", ich flehe meine beste Freundin an und will einfach nur weg. Wie jedes Mal, wenn Julian sich für einen Besuch von Malina angekündigt hat. Ich ertrage es nicht ihn zu sehen, mit ihm zu reden oder sonst irgendwas. Es ist... ich schaffe es kaum mit ihm die Treffen von Malina auszumachen. Jedes Mal... Lea bitte ich... Zwing mich nicht hier zu bleiben...", jetzt breche ich zum ersten Mal, seitdem meine Tochter auf der Welt ist, in Tränen aus. „Oh Schatz!", Lea drückt mich einfach an sich, „Du liebst ihn. Wann willst du dir das endlich eingestehen?! Ich weiß, dass er Mist gebaut hat, er hätte dich nicht anschreien sollen, dir nicht dies Dinge vorwerfen, aber... Schatz, er hatte Angst, dass er verletzt wird. Genau wie du. Nur dass du dich in deinem Schneckenhaus, deinen Checklisten und deinem Notizbuch vergräbst und niemanden an dich ran lässt. Er hat um sich geschlagen, weil er sich nicht mehr anders zu helfen wusste. Er hat auch Gefühle für dich, aber eben auch Panik, dass du ihm das Herz brechen könntest, wenn dann doch alles gelogen wäre, also bitte lauf nicht schon wieder weg...."

„Woher weißt du das alles?", ich sehe sie skeptisch an. Lea ist zwar gut im Menschen lesen, aber so gut? „Also... ich... weißt du... du... ich...", ich höre mir das Gestammel meiner besten Freundin ein paar Sekunden lang, an bevor der Groschen fällt. „Oh mein Gott, du hast was mit Marius?"

Meine beste Freund sieht mich mit großen Augen an, bekommt einen feuerroten Kopf, aber auch gleichzeitig einen sehr liebevollen Blick. „Du heilige... Du hast Gefühle für ihn?", ich sehe sie ungläubig an. Nicht mal im Traum habe ich daran gedacht, dass Lea und Marius... Sie hatte mir zwar gesagt, dass die beiden sich getroffen hatten, aber danach... Sofort macht sich ein unglaublich schlechtes Gewissen in mir breit. Ich war eine grauenhafte Freundin in den letzten Wochen.

Malina und ich konnten das Krankenhaus nach etwas über einer Woche verlassen. Meine Werte waren zwischenzeitlich nicht so gut, sonst hätte ich wahrscheinlich schon ein oder zwei Tage eher gehen können, aber so musste ich noch bleiben. Allerdings konnte ich nicht zurück zu Julian. Ich konnte ihm so schon kaum in die Augen sehen und... Lea kam, als sie die Nachricht von meinem Notkaiserschnitt erhalten hatte, etwas früher zurück und war somit da, als ich aus dem Krankenhaus nach Hause gehen drufte. Was mir auch unglaublich geholfen hatte, denn meine Kaiserschnittnarbe machte mir etwas Probleme, weshalb ich Malina nicht selbst hochheben durfte.

Ohne Lea hätte ich daher mit zu Julian gehen müssen, was er insgeheim gehofft hatte. Denn dann hätte ich ihm nicht mehr aus dem Weg gehen können. Aber meine beste Freundin kam zurück und half mir unglaublich durch die erste Zeit, in der ich die Kleine nicht heben durfte bzw. konnte. Außerdem erledigte sie alle Einkäufe, sodass ich mich nicht der Presse vor der Tür stellen musste. Denn das Julian blutverschmiert in der Notaufnahme gelandet war, hatte ziemliche Wellen geschlagen. Dann hatte er sich noch für zwei Wochen freistellen lassen, was endgültig für den Supergau geführt hatte.

Jürgen hatte es aber mittlerweile immerhin geschafft die Presse halbwegs ruhig zu stellen und Julian blieb bei seinem Kein Kommentar. Und da man uns bisher noch nicht zusammen gesehen hatte, verloren die Asgeier dann jetzt wohl doch langsam das Interesse. Was mir deutlich in die Karten spielte. Denn sobald ich Julian nur sehen musste, brannte mir innerlich regelmäßig eine Sicherung durch. Ich hatte mein Wort zwar gehalten und Julian durfte Malina immer sehen, wenn er wollte. Er war immerhin ihr Vater. Aber wir beide mussten uns ja nicht unterhalten. Jedenfalls war das meine Meinung. Er sah das aber anders, was am Ende dazu führte, dass ich ihm soweit es möglich war aus dem Weg ging. War das kindisch, dumm und total überzogen? Absolut! Aber ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Ich kam kein bisschen mit der Situation klar und war... absolut überfordert. Es war als hätten wir die Rollen getauscht. Ich musste so viel verarbeiten und dabei... konnte ich Julians Anwesenheit nicht gebrauchen. Denn sie machte für mich alles nur noch schlimmer, also schloss ich Julian so gut es ging aus, was mich betraf. Bei Malina aber zog ich ihn aber überall mit ein, informierte ihn über Arzttermine und alles weitere. Aber jede Frage die mich betraf, blockte ich ab. Ich konnte gerade einfach nicht damit umgehen.

When love takes overWo Geschichten leben. Entdecke jetzt