Kapitel 28 - Neue Türen

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Die Begegnung mit Tenjin beschäftigte mich ununterbrochen bis zu dem Punkt, an dem ich sogar Fehler bei meiner Mission machte. Mittlerweile dachte Temari bestimmt, dass ich von Natur aus so inkompetent und unbeholfen war, aber sie ging eigentlich sehr nett damit um.

Im Moment hatte ich auch andere Sorgen als mein Erscheinungsbild vor anderen Leuten. Tenjins Worte gingen mir einfach nicht aus dem Kopf und ich wollte ihn tatsächlich noch einmal wiedersehen, denn ich hatte noch so viele Fragen an ihn.

Zum Glück war heute der letzte Abend und morgen würde es wieder zurück nach Konoha gehen. Wir hatten zwei ganze Wochen hier verbracht und gestern war Sora mit den Karten fertig geworden. Die Details ihrer Zeichnungen hauten einen richtig um.

Sie hatte eine für uns und eine für das Sanddorf erstellt. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Zelt, als jemand die Hand auf meine Schulter legte. Als ich kurz erschrocken rumfuhr, erkannte ich, dass es nur Temari war. Wer denn sonst?

"Können wir kurz reden?", fragte sie und ich legte neugierig den Kopf schief.

"Klar."

Wir liefen bis zum Waldrand und sie lehnte sich mit verschrenkten Armen an einen Baumstamm an. Lange Zeit sagte keiner was und wir starrten uns nur gegenseitig an bis sie letztendlich ein erschöpftes Seufzen ausstieß und ihr Gesicht zum Himmel richtete. Erst jetzt durch den Schein des Mondes merkte ich wie grün ihre Augen doch sind.

"Ich weiß wir kennen uns noch nicht so lange, aber ich spüre, dass es dir nicht gut geht. Etwas beschäftigt dich.", setzte sie an und ich versuchte nicht allzu überrascht dreinzublicken. Ich dachte, dass ich es gut versteckt hatte, aber allem Anschein nach entging der Kunoichi nichts.

Ich beschloss vorerst nichts zu erwidern und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie mich dazu zwingen würde den Mund aufzumachen. Dafür war sie einfach nicht der Typ. So als würde sie sich ergeben, ließ sie die Arme senken und nun baumelten sie an ihren Seiten.

"Du musst mir nichts sagen, wenn du nicht willst, aber du sollst trotzdem wissen, dass es Leute gibt mit denen du reden kannst. Ich weiß ja nicht was genau dich bedrückt und vielleicht sollte ich mich da auch gar nicht einmischen wie jetzt gerade-"

Das sollte sie tatsächlich nicht, aber den Gedanken sprach ich nicht laut aus.

"-ich habe nur irgendwie das Gefühl, dass ich dir das alles dennoch sagen sollte, weißt du? (Y/N), ich mag dich wirklich sehr und du wirkst auf mich wie eine korrekte Person und meine Brüder sind der selben Meinung. Ich mag es nicht einfach nur daneben zu stehen und zuzusehen wie eine gute Freundin alleine etwas durchmachen muss."

Es war ihr deutlich anzumerken, dass sie Schwierigkeiten hatte die richtigen Worte zu finden, jedoch wusste ich was sie mit alldem meinte. Ich warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu.

"Danke. Ich meine es ernst.", ergriff nun auch ich das Wort und sie legte den Kopf in den Nacken, erleichtert, dass ich ihr Wirrwarr aus Worten verstand.

Es war keine Lüge, dass ich ihr dankbar war. Temari hatte ihr Herz am rechten Fleck und das bewies sie, indem sie sich für jemand praktisch wild fremdes sorgte.

"Du kannst dich mir ruhig anvertrauen wenn du magst, ja?", hakte sie nochmal nach und ich nickte lachend.

Erst jetzt fiel mir so richtig auf wie schön sie eigentlich war. Die letzten Sonnenstrahlen des Abends fielen auf ihr Gesicht und sie erschien mir eher wie ein Gemälde, entstanden durch die Hand eines brillanten Künstlers, als ein normaler Mensch. Schnell schüttelte ich diesen Gedanken ab und nahm mir auch nicht die Zeit mich mit ihm zu beschäftigen, geschweige denn diese plötzlichen Gefühle zu deuten.

"Das weiß ich doch. Das gleiche gilt aber auch für dich.", brachte ich leicht krächzend hervor.

Zu meiner Überraschung zog sie mich an sich ran für eine Umarmung, die ich, nachdem ich meinen Schock überwand, erwiderte. Dafür, dass wir die letzten paar Wochen mitten im Nirgendwo verbracht hatten, roch sie ziemlich gut.

Nachdem wir uns lösten, legte sie den Arm um meine Schultern und hob grinsend eine Augenbraue. Etwas in mir konnte sich bereits denken was nun kommen würde und mir gefiel es ganz und gar nicht.

"Na? Jetzt wo wir nun offiziell gute Freunde sind, magst du mir bestimmt sagen was genau mein Bruder dir geschrieben hat, nicht wahr?"

Die Hitze, die mir ins Gesicht schoss, konnte ich weder aufhalten noch unterdrücken und ich hoffte, dass man mir meine Verlegenheit nicht ansah. Temari lachte leise auf und hob ergebend die Hände.

"Entspann dich mal. Ich habe mir schon gedacht, dass du damit nicht rausrücken willst."

Tatsächlich sprach sie das Thema gar nicht mehr an und wir redeten noch eine ganze Weile bis wir uns schlafen legten.

Am nächsten Morgen wachte ich total fertig auf und verspürte das starke Bedürfnis jedem in die Hand zu beißen, der den Versuch unternahm mich aus dem Bett zu rütteln. Leider war ausnahmsweise mein Pflichtsinn größer, sodass ich mich aufrappelte und grimmig aus dem Zelt trat.

Wieso war ich letzte Nacht so lange wach geblieben? Wie es dem Anschein hatte, traf Temari das selbe Schicksal, denn sie sah genau so aus wie ich mich fühlte. Da hoben sich meine Mundwinkel belustigt und die Kunoichi musste sich bei meinem Anblick selber das Lachen verkneifen.

"Haben wir etwas was zwischen euch verpasst?", fragte Akano, der wie aus dem Nichts neben mir auftauchte und mir den Schreck meines Lebens gab, der mich sofort wach machte.

"Schleich dich noch einmal so an und ich verpasse dir eine!", fuhr ich ihn aufgebracht an, während ich drohend mit dem Zeigefinger vor seinem Gesichr rumwedelte. Mit einem bescheidenen Lächeln nahm er meine Hand und drückte sie runter.

"Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Hiruko."

Wenn man vom Teufel sprach. Unsere gemeinsame Freundin lief an uns vorbei und kehrte Akano demonstrativ den Rücken zu, während sie sich an mich wandte. Ah, sie hegte also immer noch einen Groll gegen ihn. Das ihr Chakraelement Feuer war, passte einfach perfekt zu ihrer Art.

Ihre roten, wilden Haare stachen unterm Licht des Sonnenaufgangs besonders hervor und sie verschrenkte die kräftigen Arme vor der Brust.

"Kameraden verbringen nunmehr viel Zeit miteinander. So macht man das im Team.", ergriff sie das Wort mit einem Unterton, der nur Ärger versprach. Ich beschloss die angespannte Stimmung zu kippen, bevor es wieder eskalieren konnte.

"Wir sollten langsam zu den anderen, meint ihr nicht auch?", sagte ich und trat mit einem wartenden Blick zwischen den beiden.

Wagt es ja nicht Stress anzufangen und uns vor den anderen Ninjas zu blamieren.

Zu meiner Erleichterung verstanden sie meinen stummen Befehl und wir gesellten uns Temaris Truppe zum Frühstück. Den Rest des Morgens verbrachten wir damit unser provisorisches Lager abzubauen und uns voneinander zu verabschieden.

Das Gewicht von Tenjins Worten sorgten dafür, dass sich eine Grube in meinem Magen bildete und mir war danach mein Frühstück direkt wieder auszuspucken. Es kostete mich Unmengen an Selbstbeherrschung mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen und behielt meine Gelassenheit aufrecht.

Während der Rückreise vergaß ich ihn sogar in einigen Momenten, vor allem wenn ich mit Hiko und Akano Zeit verbrachte. Doch als ich die roten Tore von Konoha vor uns aufragen sah, krachte die Realität wie ein gewaltiger Tsunami auf mich ein und mein Magen drehte sich erneut um.

Tenjin hatte mir eine neue Tür gezeigt und nun lag es an mir sie zu öffnen.

Wenn ich das denn überhaupt wollte.






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HEYYYYY

RATET MAL WER WIEDER AM START IST

Tiefes Rot (Naruto Shippuden x Reader)Where stories live. Discover now