XXVII

1.3K 74 1
                                    

Still ging ich durch die spukendem Gänge. Ich ignorierte zuerst die schwachen und kleinen Flüche. Bevor ich sie anfasse, möchte ich Spaß haben und befriedige mich ausgiebig am Sonderfluch.
Ich hatte keine Probleme in den leeren, verlassenen Fluren des Schulgebäudes. Da ich ebenfalls ein Fluch bin, würde keiner auf die Idee kommen mich anzugreifen. Sie spüren meine Macht. Die Macht des Zwiegesichts Sukunas. Sie fürchten sich vor meiner Anwesenheit und ziehen sich deshalb zurück. Das heißt nicht, dass ich sie verschonen werde.
Auf den Weg beobachtete ich meine Umgebung. Umgeworfene Tische, leere Bücher und verschmiertes Blut an den Wänden. Was ist hier vorgefallen? Diese Schule muss wohl hirnrissige und leichtsinnig Lehrkräfte gehabt haben, wenn es so weit kommen konnte. Als ich gerade in einen weiteren Flur abbiegen wollte, stolperte ich beinahe über eines der alten Bücher. Für einen kurzen Moment blickte ich nach unten und konnte eine aufgeschlagene Seite betrachten. Das Wort „Fluch" zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Also nahm ich mir ein paar Minuten Zeit und hob das Buch auf. Dem Anschein nach hatte es einen sehr schönen und gepflegten Einband. Rosarotes Leder und einen süßen Schlüsselanhänger daran. Ein Tagebuch.

„Liebes Tagebuch. Ich weiß nicht, ob ich mir das alles nur einbilde. Doch jedes Mal wenn ich nach der Mobberei nach Hause gehe, fühlt es sich so an, als würde irgendetwas auf meiner Schulter sitzen. Als würde mich ein Fluch verschlingen wollen. Ich habe so schreckliche Angst davor mit jemanden darüber zu reden. Niemand wird mir Glauben schenken. Alle werden denken ich sei verrückt, würde durchdrehen. Dabei wünschte ich mir doch nur Halt. Was soll ich tun? Ich kann nicht mehr. Dieser Fluch will nicht aufhören. Er kommt immer wieder. Nachts flüstert er mir Dinge ins Ohr. Er erzählt mir wie schlimm es doch in der Schule sei, wie recht meine Mitschüler doch hätten. Ich kann nicht mehr! Ich kann das einfach nicht mehr! Bitte! Lass mich in Ruhe Fluch! Ich flehe dich an. Nachts weine ich mich in den Schlaf und tagsüber kann ich nicht mehr klar denken. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Morgen werde ich von Dach meiner Schule springen."

Ich hielt die Luft an. Der Eintrag ließ mich verstummen. Warum berührte er mich? Ein toter Mensch mehr oder weniger sollte mich doch nicht stören? Ich blätterte zurück. Immer mehr grausame Beschreibungen ihres beschwerlichen Alltags waren zu finden. Immer mehr Qualen die durch die Flüche auferlegt worden. Stimmt es also wirklich, dass wir Flüche einen enormen, psychischen Druck auf Menschen ausüben?

Sukuna's SisterWhere stories live. Discover now