Schrecksweiberrunde

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„Lily, Schatz, könntest du mal hineingehen und weitere Gläser hinausbringen?"
„Natürlich, Mom", erwiderte sie mit heller Stimme und setzte ihr perlweißes Vorbildtochter-Lächeln auf, aber innerlich wollte sie einfach nur dieser oberflächlichen Damenrunde im Garten entfliehen. „Wie alt ist sie denn?", hörte sie beim Hineingehen die krächzige Stimme von einer der Frauen. „Oh, sie ist meine Jüngste, sie wird dieses Jahr 16."
„Ach, tatsächlich? ich hätte sie auf 12 eingeschätzt."

Lily knirschte so fest mit den Zähnen, dass ihr beim Öffnen des Regales fast reihum die Gläser umgefallen wären. Wussten diese Schreckweiber denn nicht, dass das Küchenfenster offen war?
Griesgrämig nahm sie eine Reihe von Gläsern und bewegte sich wieder nach draußen.
„Danke schön, Schatz", bedankte sich ihre Mom bei ihr herzlich und nahm ihr die Gläser ab. Dabei deutete sie jedoch unauffällig auf die Damenrunde und verdrehte die Augen.

„Lilian, Süße, setz dich doch zu uns, wir reden doch gerade so schön über die bevorstehende Hochzeit deiner Cousine-", begann eine der Frauen mit einem unechten, breiten Lächeln, aber Lily hatte keine Lust, noch eine Sekunde länger hier zu bleiben.
„Vielen dank, Mrs. Booker, aber ich habe noch Einiges an Hausaufgaben zu erledigen, und die Ferien sind ja schließlich auch bald zuende", entgegnete sie freundlich, aber bestimmt und eilte wieder ins Haus, ohne auf eine Antwort zu warten.

„Endlich", seufzte sie mit einem erleichterten Grinsen zu sich selber. Gerade wollte sie in ihr Zimmer gehen, da packte sie plötzlich eine Hand an der Schulter. Die Berührung war so unerwartet, dass sie unwillkürlich aufschreien musste und spätestens bei dem darauffolgenden Gelächter wusste sie sofort, wem sie es zu verdanken hatte.
„James, du Idiot, wenn du mich noch einmal so erschreckst, bring ich dich um!"
„Das sagst du jedes Mal und rate mal, wer noch am Leben ist", entgegnete er mit einem spöttischen Grinsen und Lily verdrehte die Augen. „Was willst du von mir?"

„Eigentlich nichts, wundere mich bloß warum du mit einem Gesicht rumläufst als hättest du Frenchkissing mit McGonagall üben müssen."
„Entschuldigung?", erwiderte Lily aufgebracht und war innerlich traumatisiert von der Vorstellung, ihre über hundertjährige Schuldirektorin küssen zu müssen.
„Wenn du da draußen stundenlang mit diesen Schrecksweibern gesessen hättest, wäre deine Stimmung jetzt auch im Keller."
Er zuckte die Schultern. „Warum sitzt du denn auch bei denen? Reicht Mom denen nicht aus?"
„Nein", antwortete sie gereizt, „Mom hat diese Frauen eingeladen, weil sie oder ihre Ehemänner scheinbar wichtige Quidditchunternehmer oder was auch immer sind. Und Mom braucht diese Leute, um bei den Harpies für die Weltmeisterschaft in die Mannschaft gewählt zu werden.. und ich muss natürlich die tolle, strahlende Vorbildtochter spielen, weil das scheinbar helfen soll."

„Ich frage mich immer noch, warum es denen nicht ausreicht, dass Mom Ginny Potter ist. Ich meine hallo, Ginny Potter! Und davor hat sie doch auch immer mitgespielt!"
„Im Quidditch ist es scheinbar egal, ob die Person vor dir mal in der Voldy-Apokalypse mitgekämpft hatte oder nicht", erwiderte Lily schulterzuckend.
Kurz darauf waren auch schon laute Frauenstimmen vor der Tür zu hören und es klang, als würden ihre Gäste endlich nach Hause gehen.
„Lily, James, wo seid ihr?", ertönte auch schon die Stimme ihrer Mutter und Lily und James liefen wieder zur Haustür, wo sie ihre Mutter breit grinsend im Gang stehen sahen.

„Ich habe eine gute Nachricht", verkündete Ginny mit beschwingter Stimme und fuhr sich aufgeregt durchs rote Haar - eine Angewohnheit, die sie sich scheinbar von Dad abgeguckt hatte.
„Schieß los, Mom", forderten James und Lily aufgeregt.
„Ich habe unsere Gäste von mir als Quidditchspielerin überzeugen können", ließ sie die Bombe endlich platzen.
„Unglaublich, Mom!", rief Lily mit freudeerfüllter Stimme und rannte ihrer Mutter in die Arme. Es hatte immerhin dann doch einen Vorteil gehabt, diese Schrecksweiber einzuladen.
„Ich hatte auch nichts anderes erwartet", fügte James grinsend hinzu und gesellte sich mit in die Umarmung.

KatastropotterWhere stories live. Discover now