Einer unter Vielen

Essen

Nach wenigen Tagen gab es fast kein Essen mehr im Lager. Obwohl nur noch 49 Menschen am Leben waren, da der Rest auf tragische Weise gestorben ist, hatte das Essen nicht lange gereicht.
"Irgendjemand muss Essen suchen gehen", beschloss der Soldat und sah durch die Menge. Niemand schien ihm stark genug für eine weitere Wanderung durch den dichten Urwald.
Doch dann trat ein junges, braunhaariges Mädchen nach vorne und meldete sich freiwillig. "Wenn du gehst, gehe ich auch, aber dann muss jemand auf Simon aufpassen", sagte das junge, blondhaarige Mädchen, welches immer noch den Jungen bei sich hatte. "Ich kann das machen", sagte ein anderes blondes Mädchen, welches ziemlich intelligent aussah. "Ok, also Rain und Ava gehen mit mir auf Essenssuche. Lado passt auf Simon auf. Gut bis bald", antwortete der Soldat. Ava musterte Lado kurz und beschloss, dass sie dem Mädchen mit Simon vertrauen konnte. Sie verabschiedete sich kurz bei ihm und kam dann mit ihrer Freundin und dem Soldat mit.

"Gut, dass ihr beide so stark seid. Das was ihr bereits für alle anderen geschafft habt, schafft nichtmal Andy.", bedankte sich der Soldat. "Andy?", fragte Ava. "Der Feuerwehrmann." "Du kannst dir ziemlich gut Namen merken" "Als guter Soldat muss man sich eben etwas merken können"

...

Es war bereits tiefe Nacht, als sie ein lautes Geräusch hörten. Woher es kam? Von überall
"Was ist das, Florian?", flüsterte Ava. Der Soldat nahm ihre Hand und hielt mit der anderen seine Pistole vor sich. Er war der Einzige, der eine vernünftige Waffe besass. Rain stellte sich mit dem Rücken zu Ava und alle drei sahen in verschiedene Richtungen. Sie standen so, dass ein kleiner Mondlichtstrahl zumindest einen Teil des umgebenden Waldes beleuchtete. "Shhhhh", flüsterte Florian und die drei verhielten sich so leise, wie sie konnten. Doch die Geräusche kamen immer näher. Ein leises Knurren war zu hören. Darauf folgte ein gelbes Augenpaar hinter ein paar Blättern verborgen. Und auf einmal sprang das Wesen, welches sie später als Tiger identifizierten, direkt auf sie zu. Florian, der Soldat, zögerte keine Sekunde und schoss auf das Tier. Dieses fiel wie ein nasser Sack zu Boden.

"Alles okay bei eu-...", setzte Florian an, als ein zweiter Tiger ihn ansprang und tiefe Kratzer auf seinem Rücken hinterliess. Florian versuchte erneut mit seiner Pistole zu schiessen, doch es ertönte nur ein leises Klicken. Die Munition war leer. "Rennt um euer Leben", rief er, während er versuchte den Tiger abzuschütteln. Ava und Rain, unschlüssig, was sie tun sollten, standen wie versteinert da. Da fiel Rains Blick auf einen riesigen Stein. Ohne zu zögern packte sie ihn und warf ihn dem Tiger ins Gesicht. Der Tiger, der am Auge getroffen worden war, jaulte laut auf vor Schmerzen und stürmte anschließend in das Gebüsch.

...

Florian stöhnte auf. Ava kam sofort zu ihm und versuchte seine Wunden mit einem Teil ihres linken Hosenbeins zu verbinden. Aber vergebens- während sie mit seinen Wunden beschäftigt war, starb dieser, ohne noch einen weiteren Laut von sich zu geben. Rain tippte Ava auf die Schulter:"Du...", begann sie," ich glaube, es gibt nichts, was wir noch für ihn tun können. Florian ist tot."

Als die beiden am immer grösser werdendem Lager ankamen, waren sie extrem erschöpft und hungrig. Sie hatten beschlossen, Florians Leiche mit ins Lager zu nehmen, um ihn dort zu begraben. Sie waren jedoch nicht die einzigen, die hungrig waren. "Wir haben nichts mehr zu essen. Kein Obst, kein Gemüse, aber seht doch nur, wir haben Fleisch", rief ein Mann, etwa Mitte 40 und zeigte auf alle Menschen um sich. Waren alle wirklich schon SO weit? "Wir werden KEINE Menschen essen!", rief eine Frau. "Hey, einer der wichtigsten Menschen dieses verdammten Lagers ist gestorben und ihr verdammten Idioten wollt ihn ernsthaft essen?!", rief Rain entsetzt und Ava weinte neben Florians leblosen Körpers. "Prinzipiell", setzte Lado, die während der ganzen Diskussion auf den kleinen Simon aufgepasst und ihm die Ohren zugehalten hatte,"ist Menschenfleisch nicht nur unsere letzte Option, sondern auch noch sehr nahrhaft. Ich weiss, wie man in der Wildnis ein Feuer macht, darauf könnten wir das Fleisch trocknen und somit haltbar machen. Florian ist recht groß, wenn wir 48 ein bisschen weniger essen, könnte uns sein Körper ungefähr zwei Wochen lang ernähren."
„Ihr wollt... ihr wollt was?! Lasst Florian in Ruhe! Er verdient das nicht!", schrie Ava während mehrere Tränen ihre Wangen herunterliefen. Rain hatte sie noch nie so verletzt gesehen.
Aber da kamen schon ein paar Leute auf Ava zu und rissen sie von Florian weg. Sie wehrte sich, schrie, kratzte die anderen und versuchte sich loszureißen, aber die Männer waren stärker