25.06.1968

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Gestern sind wir zu unserer Expedition aufgebrochen, mit dem Ziel, einen Weg weg von diesem Alptraum-Dschungel zu finden. Aber so langsam verliere ich die Hoffnung. Wir laufen schon seit Ewigkeiten und die Landschaft hat sich kaum verändert. Es fühlt sich sogar so an, als würden wir immer tiefer in den Dschungel geraten, mit jedem Schritt, den wir gehen. Momentan besteigen wir gerade einen Berg, in der Hoffnung, von oben einen besseren Überblick zu bekommen.

...

Endlich als wir auf der Spitze des Berges angekommen sind, erwartet uns eine grosse Enttäuschung. Weit und breit nur Dschungel. Nichts anderes.
Die anderen haben genug gesehen und bereiten sich bereits auf den Abstieg vor. Aber ich möchte noch eine Weile bleiben. Ich weiss nicht warum, aber vielleicht denkt ein Teil von mir, dass der Dschungel auf magische Weise verschwindet, wenn ich noch fünf weitere Minuten hier bleibe. Oder ich bin so unglaublich erschöpft, dass ich einfach noch eine Pause brauche. Egal was es ist, ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde hier noch kurz bleiben. „Ich müsste nochmal ein dringendes Geschäft verrichten, geht ihr schon mal vor", sage ich zu Andy, und gehe demonstrativ hinter einen größeren Felsen. Andy blickt erst verwirrt, geht aber dann mit der Gruppe voraus. Ich lehne mich am Felsen an und schließe die Augen.

...

Ein gewaltiges Donnern schreckt mich auf. Alarmiert renne ich in die Richtung, in die Andy verschwunden ist. Ich schlucke...vor mir, rollt eine riesige Welle aus kleinen und grossen Steinen den Hang hinunter und begräbt die letzten Mitglieder der Gruppe unter sich. Ich rase so schnell ich kann zu ihnen um sie zu retten, doch tief in mir drinnen weiss ich, dass ich nun auf mich alleine gestellt bin. Felsen um Felsen hebe ich an, in der Hoffnung, wenigstens einen von ihnen retten zu können. Vergebens. Ich kannte die anderen kaum, nichtmal ihre Namen wusste ich. Doch ich weiss, dass unter ihnen viele gute Menschen waren. Die vier Männer, die nach Florians Tod Ava festgehalten und sie beruhigt haben, die Frau, die mir half, Menschen aus dem Flugzeug zu holen, Andy, der trotz unserer schrecklichen Lage einen kühlen Kopf behalten konnte und unser Anführer wurde, und alle anderen, die diese Expedition auf sich nahmen, um anderen einen Weg hier raus zu bringen. Doch nun mache ich mich auf den Heimweg, um allen das letzte Fünkchen Hoffnung zu nehmen.

Einer unter VielenWhere stories live. Discover now