Kapitel 9

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Sie konnte einfach nicht schlafen. Zuviel ging ihr im Kopf herum und so starrte sie seit Stunden an die Decke ihres Bettes. Draußen heulte der Wind und machte es nicht besser, gemahnte er sie immer wieder daran, wie weit über der Erde sie sich gerade befand.

Okay. Das reichte. Sie erhob sich still, zog Feder, Tinte und Pergament aus ihrem Koffer und verließ vollkommen leise das Turmzimmer, schlich die Treppe hinab in den leeren Gemeinschaftsraum. Das Feuer war noch fröhlich am knistern und es zog sie sofort auf die Couch davor. Sie setzte sich auf das Polster und zog die Beine an. Doch immer noch saß sie so verflucht gerade, als habe sie nie gelernt zu lümmeln.

Sie setzte mehrfach an, ihrem Vater zu schreiben, doch wusste sie einfach nicht, wie sie anfangen sollte. Blicklos starrte sie ins Feuer. Wie hatte das alles passieren können? Ihr ganzes Leben hatte sie gewusst, dass sie nach ihrer Zeit in Durmstrang - wo sie nie hingewollt hatte - ihre Schule in Hogwarts beenden würde...und zwar im Hause Slytherins.

Sie starrte auf das Rot und Gold ihres Pyjamas und verstand immer noch nicht, warum er nicht Grün und Silber war und ihr Blick verschwamm ein wenig, als sie an all die Probleme dachte, die daraus entstanden. Ihre Brüder...ihr Vater...die Schüler. Keiner wollte sie wirklich hier haben und als so ein Außenseiter würde sie immer anecken. Die, die ihre Familie hassten, würden die Gelegenheit nutzen, sie zu verspotten und die, die sie eigentlich gemocht hätten, wären enttäuscht und würden das verachten, was der Hut in ihr gesehen hatte, als er sich entschied, sie nach Gryffindor zu schicken.

Dann aber straffte sie sich. Eine Carrow weinte nicht. Sie würde sich zusammenreißen und morgen mit Dumbledore sprechen. So nett hier einige waren, es war einfach nicht ihr Haus.

Ein Geräusch neben ihr ließ sie zusammenzucken und sie wandte den Kopf. Fast überraschte es sie nicht mal, als sie einen der Zwillinge erkannte, der sich neben ihr auf die Couch fallen ließ. Sie meinte, es sei George. Er warf ihr einen neugierigen Blick zu.

„Was machst du hier, Avessa? Kannst Du nicht schlafen?" Sie schüttelte den Kopf, nur am Rande bemerkend, dass er sie mit ihrem Namen angesprochen hatte. Er rutschte ein Stück zu ihr und legte den Kopf schräg. „Hast du geweint?" „George, sowas fragt man nicht", sagte eine leise zweite Stimme und Fred setzte sich auf den Sessel auf der anderen Seite von Avessa. „Aber ehrlich mal, hast du?", setzte er hinzu, als er ihr Gesicht sah.

Avessa versteifte sich leicht. Sie hatte sicher nicht vor, den beiden ihr Leid zu klagen – das machte eine Carrow nicht. Aber die Gefühle der beiden waren so warm und ihr zugetan, dass ihr ein Kloß in den Hals stieg und sie fast panisch versuchte, an etwas Anderes zu denken. Sie starrte unbewegt ins Feuer, doch war den beiden nicht entgangen, wie sie sich anspannte und wie die grauen Augen wieder zu glänzen begannen.

„Ist es so schlimm, bei uns im Haus zu sein?", mutmaßte George, doch anders, als sie erwartet hatte, hörte sie keinen Vorwurf aus seinen Worten. Lediglich Mitgefühl lag in ihnen. Sie schluckte und nickte, zog aber gleichzeitig die Schulter hoch und schüttelte dann den Kopf. Fred schnaubte belustigt, räusperte sich aber schnell, als er den tadelnden Blick Georges auffing.

„Entschuldige, aber das war einfach nicht eindeutig...und lustig...", setzte er leise hinzu und Avessa musste leicht lächeln. Fred strahlte. „Ha! Siehst Du, George, so schlimm war ich nicht. Sie lächelt. Glaub ich. Können Carrows lächeln?" fragte er stichelnd und wie erwartet hatte er nun ihren Blick eingefangen, der ihn anfunkelte.

Er lachte erneut und hob die Hände. „Au fein, du bist leicht zu triggern, das wird wirklich spaßig. Aber im Ernst." Und tatsächlich wurde er schlagartig ernster. „Was ist es, was dich so runterzieht? Dass du nicht in den Kerken sein darfst? Ich meine, was? Hast du Höhenangst?" Er lachte über seinen eigenen Scherz, bis er ihr betretenes Gesicht sah. Er riss die Augen auf und grinste, George einen kurzen Blick zuwerfend, dessen Augen sich ebenfalls weiteten.

𝒜𝒞 - Unter LöwenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang