Kapitel 44

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Lucius und seine Frau schraken auf, als die Kinder plötzlich aus dem Kamin purzelten und die Schreie Avessas einsetzten. Dracos Vater sprang auf und warf seinen Umhang beiseite, den Zauberstab auf Avessa richtend. Seine kalten grauen Augen huschten über die Szene und plötzlich wurde Avessa von Seilen gefesselt, da sie in Gefahr war, sich selbst oder andere zu verletzen...oder seine Möbel zu zerstören.

Doch wirkte er dann unsicher und sein Blick schnellte wutentbrannt zu seinem Sohn. „Was ist passiert?! Sag schon! Ich muss wissen, wogegen ich etwas tun muss!" Draco hielt die Fläschchen hoch. „Ein Trank. Keine Ahnung, was für einer!", gab er verzweifelt von sich und sein Vater fluchte, probierte Zauber zum Schmerz stillen sowie unbekanntere gegen einige Formen der dunklen Magie, doch nichts half.

Narzissa war ganz bleich und starrte auf das sich windende Mädchen. „Er tötet uns... Wenn seiner Tochter etwas passiert, wird er uns töten!", zischte sie und Lucius sah sie kalt an. „Rede nicht so einen Unsinn!", befahl er ihr und ihr Blick wurde hart. „Er wird es uns nie vergeben, Lucius!" „Das weiß ich selbst, Narzissa..." Er knurrte. „Sag Severus Bescheid, Tränke und Heilungen sind sein Metier..."

Seine Frau war bereits auf dem Weg, den Meister der Zaubertränke zu benachrichtigen und Lucius kniete neben der zuckenden und schreienden Avessa nieder. Er sah seinen Sohn durchdringend an. „Wenn ihr etwas passiert, Draco...", er unterbrach sich, denn ‚passiert' war ihr bereits etwas. Er konnte nur hoffen, dass Severus sich beeilen würde, da er sich nie sehr stark mit der Heilung auseinandergesetzt hatte – ein eklatanter Missstand, wie ihm auffiel.

Sein Blick wurde hart, als er das Mädchen betrachtete. Er hasste es, ihr nicht helfen zu können und das lag nicht nur daran, dass sie die Tochter seines besten Freundes war. Der Kamin flammte erneut auf und Snape trat mit wehendem schwarzen Umhang heraus, sah sich fast gelangweilt um, schien es ihn nicht zu erfreuen, um diese Zeit hierher zitiert worden zu sein.

Doch durchbrach da erneut ein heller gequälter Schrei die Stille und sein Blick glitt auf die am Boden liegende Avessa. Seine schwarzen Augen loderten auf und schon war er neben ihr auf den Knien, besah sich forschend den sich vor Schmerzen windenden Leib. „Was ist mit ihr?", kam es scharf und deutlich von ihm und er sah von Lucius zu dem verunsicherten Draco.

Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten, nahm er das Gesicht des Mädchens in seine Hände, die Augen schmal. Sie hatte ihre geschlossen, die Züge waren vor Leid verzerrt. „Miss Carrow!", peitschte seine Stimme durch die Luft. „Miss Carrow, hören Sie mich?!" Sie bäumte sich auf und ihre Augen öffneten sich.

Er keuchte, als er sah, dass sie schwarz waren und blicklos an ihm vorbei gingen. Schnell zückte er seinen Zauberstab und auf einen Schlenker erschien ein Fläschchen mit violetter Flüssigkeit. Er entkorkte es und seine freie Hand glitt in den Nacken seiner Schülerin, während er ihr den Trank einflößte.

Avessas Lider flatterten leicht und das Zucken wurde weniger, die heiseren Schreie seltener, bis sie ganz erstarben und der zierliche Leib erschlaffte, bis auf ein stetes feines Zittern der überforderten Muskeln. Ein Wink mit dem Zauberstab und die Seile schwanden, an denen sie unter den Anfällen gezerrt und die ihr die Haut aufgerissen hatten.

„Würde nun jemand die Güte haben, mir zu sagen, was genau passiert ist?"

Draco wich seinem Blick wie so oft aus und er verspürte den Drang, ihn am Kragen zu packen und zu schütteln. Doch hatte er sich, wie immer zu gut unter Kontrolle. Dennoch war seiner angespannten Miene deutlich der Ärger anzusehen, als er sich an Lucius wandte, der sich ebenso wie Snape selbst, erhob.

Lucius Wangenmuskel zuckte. „Draco und sie waren bei Freunden...zwei Stunden später kam Draco mit ihr her...so.", sagte sein Freund dunkel. „Mehr weiß ich auch nicht. Aber Draco hat die Fläschchen dabei." Snapes Augenbraue hob sich, als Draco nickte und in seine Tasche griff. „Ich dachte...sie wären hilfreich", sagte er leise und wirkte sehr bleich. Er erhob sich und starrte auf Avessa.

„Das wollte ich nicht. Wirklich nicht. Es sind immer nur harmlose Tränke und Yorick hat die Gegentränke..." Snape unterbrach ihn harsch. „Moment! Yorick? Nott?!" Als Draco nickte, knurrte Snape und richtete sich auf. „Sein Vater ist vor kurzem nur sehr knapp Askaban entronnen wegen der schwarzmagischen Tränke, die er braut!", donnerte er und der junge Slytherin zog den Kopf ein.

„Sie sind unglaublich dumm, Mister Malfoy, dass sie sich auf so etwas einlassen. Von einem Schüler meines Hauses und zudem von dem Sohn Lucius Malfoys hätte ich weit mehr erwartet!" Die Stimme des Tränkemeisters war kalt und vernichtend und er ging in die Knie, den zitternden Körper der jungen Carrow anhebend.

Wie leicht sie ist... Er sah zu Narzissa, die bleich und stumm an der Tür stand. „Eine Decke", sagte er streng und sie beeilte sich, dem nachzukommen. Dann ging sie zu ihrem Sohn, der sie allerdings entnervt von sich schob, als sie ihn umarmen wollte. Snape legte Avessa in die Decke und hüllte sie darin ein, da ihm aufgefallen war, wie unterkühlt ihr Körper war.

Er durfte keine Zeit verlieren. Denn auch, wenn sie nun ruhiggestellt war und die verstörenden Augen geschlossen hatte, deren sonst so silbrig funkelnde Iris nun schwarz war, litt sie weiterhin unter den Auswirkungen des Trankes. Er hatte sie lediglich in einen sehr tiefen Schlaf versetzt, damit sie sich nicht noch zusätzlich weiter verletzte und erschöpfte.

Er griff nach den Fläschchen und schnupperte an ihnen, betrachtete sie und schüttelte sie hin und her, die Bewegung der restlichen Tropfen betrachtend. Seine Miene versteinerte noch mehr. „Wenn ich das richtig sehe, haben Sie versucht, einen extrem schwarzmagischen Trank mit einem einfachen Schmerzstilleelexier zu heilen...", sagte er leise, doch die Anspannung in seiner Stimme ließ Draco zurückweichen.

„Ich...Yorick hat die Tränke...er hat sie ihr...gegeben." – „Es reicht, Severus...Wäre Draco nicht gewesen, hätten wir davon gar nichts mitbekommen", sagte Lucius mahnend. Snape sah kalt zu seinem Freund. „Wäre er nicht gewesen, wäre Miss Carrow gar nicht in Gefahr geraten, Lucius."

Dann rieb er sich mit zwei Fingern über die Nasenwurzel. „Aber Sie haben sie hergebracht, Mister Malfoy...statt sie dazulassen und drauf zu warten, dass jemand Anderes hilft...Sehr ritterlich und erfreulicherweise recht geistesgegenwärtig...auch wenn es ihre vorangegangene Dummheit nicht negiert."

Er betrachtete Avessa und verzog das Gesicht. „Es wird ihr zusätzliche Schmerzen bereitet haben...", murmelte er und Lucius sah zu dem blassen Mädchen. „Kannst du ihr helfen? Ich meine...richtig? Du hast sie gerade nur ruhiggestellt, oder?" Snape sah seinen Freund durchdringend an. Er konnte Lucius' Sorge deutlich sehen, nur fragte er sich, ob es Sorge um die Tochter eines Freundes war, oder um sein Ansehen bei eben jenem.

Snapes Augen verengten sich. „Ja, ich habe sie nur ruhiggestellt und ich hoffe, dass ich ihr helfen kann. Aber nicht hier. Ich muss sie in mein Labor bringen. Nott experimentiert seit Jahren mit Flüchen und der Möglichkeit, sie in Tränke zu bannen."

Lucius sah ihn verwirrt an und Snape seufzte. „In diesem Fall sieht es stark nach einer Abart des Cruciatus-Fluchs aus, würde ich sagen." Malfoys Augen weiteten sich und sein Blick flog zu Avessa und wieder zurück zu Snape. „Sie...das kann nicht sein, die Schmerzen...sie machen einen wahnsinnig, Severus, wenn man ihnen zu lange ausgesetzt ist."

Snape Augenbraue schnellte in die Höhe und seine Lippen kräuselten sich. „Was du nicht sagst, Lucius", erwiderte er trocken. „Deswegen müssen wir uns ja auch beeilen!" Er schwang seinen Zauberstab und Avessas Körper erhob sich in die Luft, schwebte zu ihm, der seinen Umhang zuzog und die Malfoys mit einem durchdringenden Blick aus harten schwarzen Augen bedachte.

„Ihre Sachen könnt ihr nachschicken, ich nehme sie mit nach Hogwarts." Lucius nickte und schwang in einer kompliziert aussehenden Geste den Zauberstab. „Du kannst von hier apparieren, Sev. Und...danke." Severus nickte knapp und disapparierte. Dumbledore würde ihm sicher helfen können...sollte er nicht selbst erfolgreich sein. Und er hatte definitiv vor, erfolgreich zu sein!


𝒜𝒞 - Unter LöwenWhere stories live. Discover now