9. Ihr Ex

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Er zerbrach sich Tage lang den Kopf darüber, wie der Mann war, an dem sie ihr Herz verloren hatte.

Dieser Blick in ihren Augen als sie auf dem Date gesagt hatte, dass sie wegen ihm niemanden an sich ranlassen konnte, hatte ihn innerlich zerrissen.

Und auch als sie es sich wie sooft auf seinem Sofa mit ihren Uni Unterlagen und einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht hatte, während er seinen Joint rauchte und irgendeinen Action Streifen schaute, ließ es ihm keine Ruhe.

„Erzähl mal was über deinen Ex.", Warf er in den Raum hinein. Ronja schaute von ihren Unterlagen hoch, welche auf ihrem Schoß lagen, und blinzelte ihn verdutzt an. „Wie... hieß er? Wie war er?"

„Wie er war?"

Er zögerte, dann nickte er schließlich mit einem leichten Schulterzucken. Seine Augen waren dabei noch immer auf den Fernseher fixiert. „Er war bestimmt ganz anders drauf als ich und die Jungs zum Beispiel."

Den Schmerz wollte er sich weder eingestehen, noch raushören lassen. Doch auch ihm war bewusst, dass seine Stimme ihn betrogen hatte.

Sie klang unsicher, fast vorwurfsvoll.

Als wolle er sie fragen, wie sie es wagen konnte jemanden zu lieben, der so gar nichts mit ihm gemein hatte.

Ja, er klang wie ein völliger Schlappschwanz.

Doch sie könnte niemals jemanden wie ihn lieben. Niemals.

Niemals hatte es ihn gestört nicht geliebt zu werden. Ihn hatte bis jetzt sowieso niemand geliebt. Er wollte auch nie von jemandem geliebt werden.

Doch als er Ronja so ansah, wollte er wissen wie es ist von ihr geliebt zu werden – mehr als alles andere.

Er wollte es wissen. Er musste es wissen.

Sie blickte ihn weiterhin etwas überrumpelt an, doch seine eindringlicher Blick ließ nicht von ihr ab.

„Naja er war der netteste Mensch, den man sich vorstellen kann.", Begann sie sanft zu erzählen und er hielt sich nur schwer, nicht spöttisch zu prusten.

Von verstorbenen Menschen behauptete man sowieso stets, sie seien regelrechte Engel. Immer hieß es, dass jeder sie geliebt hatte und gar nicht genug von der Person bekommen konnte.

Geheuchelter Scheiß.

Doch vielleicht war es auch nur die Angst davor nicht mit einem Toten mithalten zu können, die Jonas so denken ließ.

„Er war so selbstlos, hilfsbereit und hatte das reinste Herz. Er war intelligent, witzig und ein Gentleman. Jan hat mich wie eine Prinzessin behandelt, mich auf Händen getragen.", Ihre Augen funkelten und er hätte den Anblick genossen, wenn dieses Funkeln nicht von einem traurigen Schleier überschattet wurde, und wenn es nicht ein anderer Mann gewesen wäre, welcher sie so zum schwärmen brachte.

Nun hatte sie zum ersten mal seinen Namen genannt und schon jetzt wollte er ihn nicht mehr hören.

„Er hatte nur Augen für mich und ich nur für ihn.", Fuhr sie in dem selben sanften Ton fort. „Bei ihm habe ich mich immer sicher und über alles geliebt gefühlt. Er war mein Rückzugsort, mein Stückchen Frieden."

Was bin ich für dich? wollte er beinahe fragen. Stattdessen hörte er ihr stillschweigend zu.

Er war alles, was Jonas niemals für irgendwen sein konnte.

Sein Inneres war verkorkst. Außer Geld konnte er ihr nichts bieten, und selbst das wollte sie nicht.

„Er war diese Art von Mensch, die zu gut ist um wahr zu sein – zu gut für diese Welt.", Ronja schluckte, während sie ihre traurigen Blicke senkte. „Die leben nicht lange... und wenn sie's tun, übersieht sie jeder."

Sie war so ein Mensch und sie könnte er niemals übersehen. Nicht einmal wenn er wollte.

Jonas wollte sie auf seinen Schoß ziehen und ihr die Trauer nehmen, ihren Ex verfluchen, doch er respektierte ihre Worte, auch wenn sie ihn heimsuchten.

Jedes mal wenn ich jemandem näher komme, kommt es mir vor als würde ich ihn betrügen...

Er zog an seinem Joint und nickte bloß, in seinem Kopf rasten die Gedanken.

Jonas musste sie davon überzeugen, dass auch er ihr das selbe bieten konnte – und noch mehr.

„Hast du eigentlich bock mit auf Tour nächste Woche zu kommen?", Fragte er sie und wandte seinen Kopf zu ihr. „Hast ja eh Semesterferien."

Er würde Backstage keine andere flachlegen und könnte ihr somit beweisen, dass er seine Augen auch nicht unbedingt überall haben musste.

Er wollte auch etwas bedeutungsvolles für sie sein. Etwas, ohne das sie nicht leben wollen würde.

„Meinst du die anderen hätten nichts dagegen?", Wollte Ronja nachdenklich wissen.

„Ach wo? Die mögen dich.", Versicherte er ihr. „Die sind zufrieden, solang du denen nicht in die Quere kommst, wenn die sich da abschießen und geile Weiber vögeln wollen."

„Ja, das ist ja kein Problem.", Sagte Ronja grinsend. „Die sind schon groß. Die können machen, was die wollen."

„Weißt du was auch noch groß an mir is?"

„Deine Nase."

„Fräulein!", Rief Jonas warnend und Ronja lachte laut auf. Er legte seinen Joint zur Seite und warf sich förmlich auf die zierliche junge Frau, wessen Lachen nur noch lauter ertönte, bevor es durch den Mann auf ihr gedämpft wurde.

Sie war wieder einmal unter ihm gefangen und schaute mit diesen großen leuchtenden Augen zu ihm hoch. Er wollte sie küssen, soviel mehr mit ihr anstellen, doch stattdessen fing er an sie erbarmungslos für ihre Aussage über seine Nase zu kitzeln.

Und ehe sie sich versehen hatten, lief einer dieser romantischen Komödien, die so gerne guckte, in der Glotze.

Er beschwerte sich und machte sich über den gesamten Film lustig, doch insgeheim war er eigentlich einfach nur froh, dass sie bei ihm war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 04, 2022 ⏰

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Indifferent (Gzuz Fanfiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt