Kapitel 3

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„Sie schüchtern mich ein", klagte ich jammernd, wobei ich mich unbemerkt kleiner machte. Dieser Situation war ich, trotz meiner früheren Wortgewandtheit, nicht gewachsen. Dank meines Ex-Freundes brachte ich es oft nicht mehr fertig, meine Meinung zu vertreten oder offen zu sein. Nur bei meiner besten Freundin schaffte ich es, weil sie über alles Bescheid wusste. Sie verstand und verurteilte mich nicht.

„Nicht um den heißen Brei herumreden", knurrte Mister Davis-Taylor.

Einige Sekunden bildete sich ein Kloß in meinem Hals, der mich nicht weitersprechen ließ, doch ich schaffte es, diesen niederzukämpfen. „Ich dachte, dass Sie ein alter, hässlicher Fettsack sind, der Gesellschaft braucht", nuschelte ich.

„Reden Sie deutlicher, ich verstehe Sie nicht."

Und ob er mich verstand! Er wollte mich nur bloßstellen! Mit seiner Art machte er mich wahnsinnig, aber auch wütend. Solche Leute mochte ich nicht, wenn sie andere gerne herumkommandierten. Das hatte ich genug und es war nicht das, was mir in Zukunft vorschwebte. Ich presste meine Lippen zusammen und schwieg.

Mister Davis-Taylor nahm meine Hand und drückte sie fest. „Miss Miller, ich will, dass Sie deutlich sprechen und nicht wie ein verängstigtes Kaninchen, das zur Schlachtbank geführt wird."

Mein Blick blieb an seiner Hand, auf deren Handrücken ich ein Tattoo erblickte, hängen. Dornen und Rosen. Sie schlängelten sich um sein Handgelenk und verschwanden unter dem Hemdärmel. Ich mochte Tattoos, auch wenn ich selbst keine besaß. Was sie wohl für eine Bedeutung hatten? Um nicht wieder getadelt zu werden, riss ich mich zusammen und wiederholte meine Worte.

Plötzlich grinste mein Gegenüber. „So, so. Entspreche ich denn Ihren Vorstellungen?", wollte er wissen. Erneut klang er verschmitzt und er erinnerte mich an einen Schuljungen, der gerade einen Witz machte.

Hastig, weil ich zuerst nichts hervorbrachte, schüttelte ich den Kopf. „Nein, überhaupt nicht, Mister Davis-Taylor", sagte ich schließlich, weil ich glaubte, dass er mit einem Kopfschütteln nicht zufrieden war.

„Dann bin ich beruhigt", grinste er breiter und lehnte sich lässig zurück. Wenn ich ihn richtig einschätzte, genoss er es, wenn andere ihm gehorchten und er die Kontrolle besaß.

Die Bedienung unterbrach das Gespräch, als sie die heißen Getränke brachte und sich erkundigte, ob wir noch etwas wollten. Auf unsere Verneinung hin ließ sie uns wieder allein.

„Erzählen Sie mir ein wenig von sich und warum Sie angerufen haben", bat Mister Davis-Taylor mit einem Blick, der ein Kribbeln in mir auslöste.

Ich spürte eine Gänsehaut, die sich auf meinem Körper ausbreitete. Diese wollte ich mit einem Schluck des Cappuccinos vertreiben. Prompt verbrannte ich meinen Mund und meine Zunge. Qualvoll verzog ich das Gesicht und fuhr mir über die Lippen. Heute ging aber auch alles schief. „Es gibt nicht viel zu erzählen", meinte ich diplomatisch, um unangenehme Themen zu umgehen. Er war sicherlich jemand, der gerne peinliche Fragen in der Öffentlichkeit stellte.

„Das entscheide am Ende immer noch ich, Miss Miller", erwiderte er. Während er sprach, musterte er mich genau. Wäre ich gestanden, hätte er wohl eine Ganzkörpermusterung durchgezogen.

Erneut spürte ich ein Kribbeln, aber auch ein unangenehmes Gefühl. Ich mochte es nicht, so angestarrt zu werden. Ich musterte ihn ebenfalls schamlos. Nicht so offensichtlich wie er, aber mir fielen die breiten Schultern und die muskulösen Arme, die sich unter seinem weißen Hemd versteckten, sofort auf. Ob er wohl täglich dafür trainierte? Wenn er wüsste, dass ich mich in Gedanken mit solchen Dingen ablenkte, würde es ihm sicherlich nicht gefallen.

Um es schnell hinter mich zu bringen, erzählte ich ihm, dass ich Mitte zwanzig war, aber auch, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen war. Ein langweiliges Thema, das ich generell nicht gerne ansprach. Auch meine Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel und einen Aufenthalt im Ausland erwähnte ich. Eigentlich war alles langweilig, weil nichts Aufregendes in meinem Leben geschah, dennoch hörte er scheinbar interessiert zu. Nebenbei bemerkte er, dass er 37 Jahre alt war.

Thrilling Deal - Dark Secrets [Leseprobe]Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz