Kapitel 7

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„Es wäre besser, du bist ihm gegenüber ehrlich, Jade." Tatjana hatte eingewilligt, aber sie wirkte nicht ganz zufrieden.

Das wusste ich, aber gerade am Anfang konnte und wollte ich nicht, dass irgendjemand wusste, wo ich wirklich wohnte. „Mir ist es peinlich, Tatjana", gestand ich und drehte meine Limonade hin und her.

„Vielleicht hilft er dir, aus dem Rattenloch zu kommen und auch zu einer neuen Arbeitsstelle", schlug Tatjana, die in Küchenschürze an der Kochinsel lehnte, vor. Da ihr Mann mit den Kindern im Schwimmbad war, hatte sie Zeit zum Zuhören.

„Ich möchte aber keine Almosen annehmen", widersprach ich nüchtern.

Sie stieß sich von der Kochinsel ab und kam auf mich zu. Halb lehnte sie sich über den Tisch und sah mir tief in die Augen. „Jade, er ist dein Chef. Er als Sugar Daddy hat sich mit dem Vertrag verpflichtet, auf dich Acht zu geben und dich zu umsorgen. Also hör auf, dich dagegenzustellen. Im schlimmsten Fall kündigt er den Vertrag, weil du dich nicht daran hältst", erklärte sie eindringlich.

Erschrocken riss ich meine Augen auf. „Wirklich?", fragte ich entsetzt. Das war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Später, wenn ich mein Smartphone wieder anstellte, würde ich den Punkt Kündigung vorsichtshalber noch einmal nachlesen, auch wenn ich glaubte, ihn in- und auswendig zu können.

Tatjanas Worte ließen mich nachdenklich werden. War ich dazu verpflichtet, Mister Davis-Taylor alles zu erzählen? Ich glaubte nicht, dass er mir seine ganze Lebensgeschichte vorlegen würde, wenn er mich lediglich als Gesellschafterin engagierte.

Dennoch versprach ich Tatjana, es zumindest zu versuchen, und schaltete spätabends, als ich nach Hause kam, mein Smartphone wieder an. Mein schlechtes Gewissen bewegte mich dazu, ihm eine entschuldigende Kurznachricht mit Tatjanas Adresse zu senden. Eine Antwort erhielt ich jedoch nicht und ich fragte mich, ob er eingeschnappt war.

Als ich am nächsten Morgen einkaufen ging, plagte mich noch immer die Tatsache, dass ich ihn angelogen hatte. Nicht wie sonst, hatte ich am Morgen eine Kurznachricht erhalten und ich ging davon aus, dass er mir mein Verhalten ernsthaft übelnahm. Vielleicht würde er die Einladung sogar absagen.

Um nicht zu viel darüber nachzudenken, konzentrierte ich mich auf den Einkauf. Nacheinander gesellten sich verschiedene Gemüsesorten und Hähnchenfilet in den Einkaufskorb. Mein Hunger auf einen Gemüsewok war entstanden, als ich an einem asiatischen Laden vorbeigekommen war. Der sagenhafte, leckere Geruch hatte meinen Appetit angefacht und mich dazu verleitet, mir zu Hause einen selbst zu machen. Daran würde ich wohl einige Tage essen, aber es sparte Geld.

An der Kasse klingelte mein Smartphone, doch ich ignorierte es so lange, bis ich bezahlt hatte. Die Leute hinter mir warteten und ich wollte sie nicht aufhalten. Nur, weil ich einen freien Tag hatte, hieß das nicht, dass jeder viel Zeit hatte.

Nachdem die erworbenen Lebensmittel in meiner Tasche verstaut waren, zog ich das Smartphone heraus. Tatjana hatte mir eine Sprachnachricht hinterlassen. Als ich diese abhörte, verschlug es mir die Sprache. Sie hatte ein Paket erhalten, das an mich adressiert war. Was sich darin befand, wusste sie nicht, aber ich sollte vorbeikommen und es holen.

Ich rief sie an und ließ sie wissen, dass ich zuerst meinen Einkauf nach Hause bringen würde. „In einer Stunde bin ich da", versprach ich und beeilte mich, meine Beute vor der Hitze in Sicherheit zu bringen.

Auf dem Weg zu Tatjana rief Mister Davis-Taylor an. „Haben Sie die Überraschung erhalten?", fragte er nach einer kurzen Begrüßung.

Ich runzelte die Stirn und blieb an der Ampel stehen. „Was meinen Sie?", stellte ich die Gegenfrage, während ich ungeduldig darauf wartete, dass sie auf Grün umschaltete.

„Ich habe Ihnen ein Kleid für Samstag zukommen lassen. Gefällt es Ihnen?" Er klang so, als wäre es etwas völlig Normales, anderen solche Geschenke zu machen. Sprachlos und mit offenem Mund stand ich da und bekam die Menschen um mich herum kaum noch mit.

„Sind Sie noch da?"

„Eh, ja. Entschuldigen Sie. Mein Nachbar hat mich bereits darüber informiert. Ich bin auf dem Weg nach Hause", log ich hastig. Zumindest ein kleines bisschen Wahrheit steckte dahinter, sodass ich mich nicht allzu schlecht fühlte.

„Geben Sie mir Bescheid, ob es die richtige Größe ist. Ich erwarte, dass Sie es am Samstag tragen", sagte Mister Davis-Taylor.

„In Ordnung", gab ich mich geschlagen, obwohl ich gar nicht wusste, um was für ein Kleid es sich überhaupt handelte. Die Bevormundung passte mir nicht wirklich, aber ich wollte versuchen, mit meinem neuen Chef gut auszukommen.

„Und, Miss Miller?"

Nervös befeuchtete ich meine Lippen. „Ja?", fragte ich und spürte, wie mein Herz bis zum Hals klopfte.

„Sie sollten vorsichtig sein, mich anzulügen. Ich kann unangenehm werden", sagte er.

Feuerrot im Gesicht beeilte ich mich, dem Menschenstrom zu folgen, um rechtzeitig die andere Straßenseite zu erreichen. Dort blieb ich keuchend stehen und versuchte, geeignete Worte zu finden. Mein Kopf war jedoch wie leergefegt, weshalb ich schwieg. Hatte Mister Davis-Taylor etwas von meinen Notlügen mitbekommen? Das konnte nicht sein. Mit meinen Antworten war ich so verhalten wie möglich gewesen.

„Miss Miller? Haben Sie mich verstanden?", erklang seine Stimme fast schon auffordernd.

„Ja", erwiderte ich mit unterwürfigem Ton.

„Ich freue mich auf Sie. Samstagmorgen um zehn werden Sie abgeholt. Machen Sie sich hübsch, auch wenn Sie das eigentlich nicht brauchen."

Als ich noch einmal bejahte, war der Anruf vorbei. Mit zitternden Händen sah ich auf das Display. Ich musste unbedingt mit Tatjana reden! Sie hatte sicher einen Rat, der meine plötzliche Nervosität beruhigen würde!

Thrilling Deal - Dark Secrets [Leseprobe]Where stories live. Discover now