Kapitel 8

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Viel zu früh schlug ich am Samstagmorgen bei Tatjana auf und ließ mir helfen, mich auf das Treffen vorzubereiten. So nervös wie ich war, brachte ich es kaum fertig, meine Haare zu bändigen. Warum mussten sie ausgerechnet an diesem Tag ihre fünf Minuten haben und nicht so liegen, wie ich es wollte? Dank Tatjanas Haarspray gaben sie letztendlich den Widerstand auf. Da ich auf Schminke verzichtete, stand ich bald darauf vor ihrer Haustür und wartete darauf, abgeholt zu werden.

Genüsslich strich ich über das wahnsinnige Kleid von Mister Davis-Taylor. Weißer Satin schmiegte sich an meine Haut und es wirkte, als würde er mit ihr eins werden. Ich liebe Satinstoffe, da sie in der Sommerhitze kühlen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich daran dachte, wie erstaunt ich über den Inhalt der Schachtel gewesen war. Ich musste dumm aus der Wäsche geguckt haben, als ein schwarzer Ledergürtel mit einer Rosenbrosche und einer passenden Handtasche zum Vorschein gekommen war. Die Überraschung hatte mich einiges an Überwindung gekostet, im Gespräch mit Mister Davis-Taylor eine neutrale, aber dankbare Stimme hinüberzubringen. Ich hatte versichert, dass das Kleid wie angegossen passte.

Ich war froh, dass er keines besorgt hatte, das kurz unter dem Hintern aufhörte. Solche Kleider trug ich nicht. Ich war zwar nicht prüde, doch ich mochte es nicht, wenn Männer unter die Röcke starrten. Das wäre ohne Zweifel der Fall gewesen. Schon allein deshalb war ich der Meinung, dass Mister Davis-Taylor einen ziemlich guten Geschmack besaß, wenn er einer fremden Frau so etwas kaufen und sie sogar zufriedenstellen konnte. Er musste ein gutes Augenmaß besitzen, davon war ich überzeugt.

Ich sah auf mein Armband und dann die Straße hinunter. Wo blieb das Taxi? Er hatte versichert, dass ich abgeholt werden würde. Wenn derjenige sich nicht beeilte, würde ich zu spät kommen, und das wolle ich auf keinen Fall.

Als ein schwarzer BMW mit getönten Fenstern am Seitenrand anhielt, beachtete ich ihn gar nicht. Hier hielten viele Leute und fuhren wieder los.

Die Tür ging auf und ein älterer Mann mit rehbraunen Augen beugte sich so über den Sitz, dass ich seine Falten sehen konnte. Mit einem sanften Lächeln klopfte er auf den Beifahrersitz. „Steigen Sie ein, Miss Miller", forderte er. Seine Stimme erinnerte mich an meinen Großvater. Rau und heiser vom Rauchen.

Mit schiefgelegtem Kopf sah ich den Mann an und wunderte mich, woher er meinen Namen kannte. „Ich steige nicht in fremde Wagen", erklärte ich stirnrunzelnd, was ihn lachen ließ.

„Mister Davis-Taylor wartet nicht gerne. Ich würde Ihnen raten, sich zu beeilen."

Bei seinem Namen fiel der Groschen und ich beeilte mich, einzusteigen. Hätte er mich nicht wenigstens vorwarnen können? Einen privaten Chauffeur brauchte ich nicht, doch zu ihm passte es. Wahrscheinlich ließ er sich jeden Morgen in seine Firma fahren. Zumindest schätzte ich ihn so ein.

Kaum hatte ich mich angeschnallt, fuhr der Chauffeur los und lenkte den Wagen geschickt durch die New Yorker Innenstadt. Dem Verkehr schenkte ich keine Aufmerksamkeit, sondern der Inneneinrichtung des Wagens. Dunkelbraune Ledersitze, in denen man glatt versinken konnte, machten die Fahrt sehr angenehm. Das Armaturenbrett verfügte über Technologien, die ich nicht alle benennen konnte. Aber ich verfolgte gespannt das Navigationsgerät mit den Augen, um mir einzuprägen, wohin wir fuhren. Schließlich wusste ich nicht, wo mein neuer Arbeitgeber wohnte.

Während der Fahrt schwieg ich und lauschte der altmodischen Musik, die meine Großeltern früher täglich gehört hatten. Eigentlich konnte ich die alten Kamellen nicht ausstehen, doch die Anwesenheit des Chauffeurs und der Musik beruhigten mich.

Es war ausgerechnet er, der das Schweigen unterbrach. „Ich bin Phillip, Mister Davis-Taylors persönlicher Chauffeur", stellte er sich vor, als er die Innenstadt verließ und Richtung Long Island fuhr.

Thrilling Deal - Dark Secrets [Leseprobe]Where stories live. Discover now