19. Fürsorge

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《heute》
~ Finn ~

Corbin und ich haben Svens Geschichte über den Tag danach gelauscht und uns immer wieder bedeutende Blicke zugeworfen, die Sven entgangen sind. Diese Situation mit seinem Arbeitgeber ist mir nicht neu aber je mehr ich davon höre um so sicherer bin ich mir, dass sich hier grundlegend etwas ändern muss. Doch darüber werden wir nicht heute Abend reden.

Corbin hat direkt mit seinem Bericht weiter gemacht , weil er sich perfekt an Svens Erzählungen anschloss und das hat eine Veränderung in Sven ausgelöst. Er rutschte von seinem Sessel und machte es sich davor auf dem Boden bequem, lehnte sich nur noch mit dem Rücken dagegen, und überließ meinem Mann die Führung.

Da erst wurde mir klar, wie viel Verantwortung er seit einem Jahr mit sich herum trägt. Nicht nur für jede einzelne Beziehung mit uns sondern auch für unsere Ehe. Jetzt ist er aber am Ende seiner Kräfte angelangt, und daher bereit, diese Verantwortung mit uns zu teilen, vielleicht sogar ganz an uns abzugeben.

Ich dachte schon immer, dass Corbin einen Sub braucht der ich nicht sein kann, aber der eigentliche Grund für unsere offene Beziehung, neben der Tatsache dass ich leidenschaftlich gerne ficke und er eine Abneigung gegen Analverkehr hat, ist sein Hang fürs Blasen. Ich stecke meinen Schaft nur ungern in eine Öffnung mit Zähnen, aber noch schlimmer finde ich den Geschmack von Sperma auf der Zunge. Ich mag es nicht im Mund haben und schon gar nicht schlucken, ich mag nicht mal jemanden küssen der nach Sperma schmeckt. Seine Vorliebe für Atemkontrolle macht es auch nicht besser. Ich würde Corbin jederzeit mein Leben anvertrauen, aber für meine sexuelle Stimmung ist das absolut kontraproduktiv.

Aber wenn ich ehrlich bin überlasse ich in unserer Ehe auch viele Dinge seiner Führung, nur subtiler. Ich sitze nicht zu seinen Füßen und nenne ihn nicht Sir, aber ich stimme den meisten Regeln zu die er aufstellt und schließe mich nicht selten seinen Vorschlägen an. Allerdings hab ich auch so gut wie nie etwas daran auszusetzen. Wir ticken in vielen Dingen ähnlich genug und haben dieselben Ziele im Leben, das macht es leicht. Außerdem stellt er keine Regeln auf an die er nicht bereit ist sich auch selbst zu halten.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, konnte ich die Verführung hinter der in Svens Ohr geraunten Beschwörung durchaus erkennen. Ich habe stets viel Fürsorge in meinem Leben erfahren und weiß sie trotzdem zu schätzen. Sven hingegen erweckt in mir immer mehr den Eindruck, als wäre ihm Fürsorge gänzlich unbekannt. Wenn man bedenkt, was er über seinen Chef zum Besten gegeben hat, dann könnte er sogar schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Angebotene Fürsorge die zur Falle wird? Wie grausam ist das denn.

Zum Ende seiner Geschichte schob Corbin den Couchtisch etwas vom Sofa ab, nahm eins der großen Kissen aus einer versteckten Lade unter dem Sofa und legte es vor sich, neben seine Beine auf den Boden. "Komm zu mir, Junge, lehn dich hier an!" Sanft klopfte er mit den Fingern gegen den Rand der Sitzfläche zwischen uns. Auf Svens Gesicht machte sich pure Glückseligkeit breit und schnell krabbelte er auf allen Vieren zur angebotenen Position.

Ich sah Corb daraufhin überrascht und fragend an doch der zwinkerte mir nur grinsend zu und schüttelte leicht den Kopf. Alles klar, es entsprang wohl nur der Erschöpfung unseres Nerdys, dass er sich fürs Krabbeln entschied. Corbins Hand legte sich in Svens Nacken und begann, ihn zu kraulen und der seufzte unter der Berührung wohlig auf.

Ich hatte immer Angst davor, Corbin als Dom zu erleben. Vielleicht befürchtete ich, so ein egoistisches Gehabe könnte das Bild, das ich von ihm habe, beschädigen oder sogar zerstören. Doch was ich hier erlebe ist genau das Gegenteil. Liebevolle Fürsorge statt dominante Bevormundung. Ich mag das.

"Erzählst du weiter, Junge?" Auf diese sanften Worte hin begann Sven mit der Erzählung des heißen Teils und erst jetzt verstand ich wirklich, was Corbin meinte, als er von seiner Überraschung über seine körperliche Reaktion sprach. Ernsthaft, die Vorstellung eines dicken Schwengels der in meinem Mund pulsiert lässt mich würgen. Die Vorstellung wie Corbin sein Prachtstück zwischen Svens Lippen schiebt und die hingebungsvollen, lustverhangenen Blicke, die er dafür erhält? Das. Ist. Heiß.

Mir entging nicht, dass Sven sich in Corbins Berührung und auch gegen sein Bein lehnte aber ich war überrascht, als ich bemerkte, dass er auch zu mir Kontakt suchte indem er seine Hand unschuldig an mein Schienbein legte. Diese Geste war so rührend, dass ich sie nicht so stehen lassen konnte. Das bin nicht ich und so sind wir nicht.

Nach dem Sven seinen Erlebnisbericht nun mit glühenden Wangen beendet hat werfe ich meinem Mann nur einen kurzen Blick zu, >sorry Schatz<, und rutsche ebenfalls auf den Boden. Dort schiebe ich mich ganz nah an Sven heran, um ihm meinen Arm um die Schultern zu legen. Meine Hand landet auf Corbins Knie und drückt dieses entschuldigend.

Erneut erweist sich meine Sorge als unnötig. Als er seine andere Hand auf meine legt und sie beruhigend tätschelt wage ich einen weiteren, kurzen Blick zu ihm hoch und bin überrascht, mit welcher Liebe er zurück starrt. Okay, vielleicht gefalle ich ihm hier unten auch ganz gut, sinniere ich grinsend und zwinkere ihm zu. Er nickt und zwinkert zurück. Ich liebe diesen Mann, jeden Tag ein wenig mehr.

Dann jedoch wird unser beider Aufmerksamkeit von Sven vereinnahmt, der still und leise zu weinen begonnen hat. Er hat eindeutig die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht und es wird Zeit, dass wir ihn erlösen. Und wie so oft ist mein Mann mir ein Schritt voraus. "Du bleibst heute Nacht hier!", erklärt er schlicht und ich ergänze aus einem unerwarteten Bedürfnis heraus: "Bei uns, in unserem Bett." Ich gebe keinen Befehl wie Corbin, aber ich mache klar, dass es keine Diskussion in dieser Sache gibt. Ich werde Nerdy nicht mit all seinen Gefühlen alleine lassen und in irgendein Gästezimmer stecken. Corbin brummt sofort seine Zustimmung.

Wer hätte gedacht, dass eins unser Dates uns auf einer ganz neuen Ebene zusammenbringt. Auch wenn sein und mein Spiel mit Sven grundverschieden sind und auf anderen Ebenen stattfindet, so haben wir ihn doch beide geführt und fühlen uns nun beide für ihn verantwortlich. Es ist nur natürlich, dass wir in dieser Situation ein Team bilden, denn so ticken wir und so funktionieren wir. Wie es weiter geht werden wie sehen. Im Moment geht es darum einander zu versichern, dass es ein Weiter gibt.

Corbin erhebt sich und zieht Sven am Handgelenk zu sich hoch und in seine Arme. Ich hieve mich erst wieder zurück aufs Sofa, stehe dann ebenfalls auf und schmiege mich von hinten an Sven. Meine Arme schlingen sich um beide, es hat seinen Vorteil, der Größte zu sein, und meine Hände landen auf Corbins unterem und oberem Rücken. Svens ganzer Körper beginnt zu beben als er von Schluchzern geschüttelt wird doch es ist nicht schwer zu erkennen, dass es überwiegend aus Erleichterung ist.

Mein Mann und ich haben es nicht eilig. Es ist Freitag Nacht und wir haben ein ganzes Wochenende Zeit um uns zu überlegen, wie es jetzt weitergeht. Doch ganz egal, was wir entscheiden werden, mit einem bin ich mir sicher. Wir werden Sven auf keinen Fall einfach zum Teufel jagen. Selbst wenn sich aus dieser Situation keine dauerhafte Dreierbeziehung entwickeln sollte, und seien wir ehrlich, alle Zeichen deuten momentan darauf hin, so werden doch ein paar Regeln für ihn fallen. Denn ab sofort gehört er zumindest zu unserem Freundeskreis.

Gamble ✅Where stories live. Discover now