Ankunft

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PoV Thranduil
Pure Erleichterung durchströmte mich, als mein Hengst endlich seine Hufe auf die hellgrüne, blasse Wiese setzten konnte, welche vor den Berghängen wuchs. Den Nebelbergen würde ich definitiv nicht nachtrauern, sie waren der mit Abstand gefährlichste und langwierigste Abschnitt unserer Reise gewesen. Ich wartete im Schutz der Bäume kurz bis es alle anderen auch unbeschadet den schmalen Pfad hinab geschafft hatten, bevor ich wieder zur Eile drängte. Ich w Lorke unser Ziel so schnell wie möglich erreichen, denn auch wenn ich es natürlich nicht erzählen würde, war es mir doch immer am liebsten in meinem Wald.

Im langsamen Trab schafften wir es recht schnell durch den schmalen, in herbstlichen Farben getauchten Waldabschnitt, und kamen danach auf die sich weit erstreckende Grasfläche, auf welcher wir auf der Hinreise unsere unerfreuliche Begegnung mit den Orks gemacht hatten. Auch die Wachen schienen sich an dieses Ereignis mehr als gut zu erinnern, da sie ungefragt und mit gezogenen Waffen wieder einen Kreis um mich bildeten. Insgeheim war ich sogar recht dankbar dafür, da ich nicht das Bedürfnis verspürte, von einem unerwünschten Pfeil durchschlagen zu werden.

Auch die Tiere schienen zu spüren, wie eilig wir es hatten, denn sie behielten ein gleichmäßig schnelles Tempo bei, was uns in nur wenigen Stunden über die Landschaft brachte. Wieder einmal dankte ich Eru für die Ausdauer der selten gewordenen Mearas, ohne welche wir es wohl nicht geschafft hätten. Als sich die Sonne langsam dem Horizont neigte, hatten wir ein kleines Waldstück erreicht, wo ich den Befehl für ein Nachtlager erteilte. Auch hier konnte man den langsam Endenden Sommer sehen, da die Blätter schon in herbstlichen orange und gelb Tönen leuchteten. Ich war von Jahr zu Jahr erstaunt, wie schnell die Bäume ihre Farben wechselten.

Dennoch schlief ich unruhig, da meine Gedanken immer wieder zu unserem Aufbruchsort zurück wanderten. Bis jetzt hatte es noch keiner der Wachen gewagt mich nach den Gründen für den plötzlichen Aufbruch zu fragen, was auch gut so war. Ich ärgerte mich immer wieder darüber, dass ich so leicht aufgegeben hatte, ich hätte standhafter sein müssen. Als der Morgen endlich graute, und vereinzelte Vögel ihrem Gesang präsentierten, hatte ich fast nicht geschlafen, obwohl es mir vermutlich gut getan hätte. Doch wie sollte ich schlafen, wenn so viele Gedanken in meinem Kopf umher spukten?

Ich war froh, als ich wieder im Sattel saß, und es weiterging. Zu meinem Glück führte uns unser Weg durch den kleinen Wald hindurch, weshalb ich den Anblick und die frische Luft des Waldes eine Zeit lang genießen konnte, bevor wir wieder auf ein tristes Grasmeer stießen. Am Horizont konnte ich schon die noch schmale, aber dunkle Silhouette des Düsterwaldes ausmachen. Meine Heimat. Ein glückliches Gefühl der Erleichterung durchströmte mich, als wir uns mit jedem Schritt der Tiere unserem Ziel ein wenig mehr näherten. Obwohl es mittlerweile schon auf den Höchststand der Sonne zugehen musste, war es noch immer dunkel und grau, was an den dicken, traurig aussehenden Regen Wolken über unseren Köpfen liegen musste.

Als hätte der Himmel meine Gedanken gehört, platschte im nächsten Moment ein dicker Regen Tropfen auf meine Schulter, welchem schnell unzählige weitere folgten. Von der einen auf die andere Sekunde hatte es sich zu einem heftigen Starkregen entwickelt, welcher unsere Haare und Kleidung, sowie das verschwitzte Fell der Pferde vollkommen durchnässte. Wir befanden uns schon eine ganze Weile in einer langgezogenen Senke der hügelige Landschaft, wobei es nun langsam wieder bergauf ging.

Ein letztes Mal trieben wir den Pferden an, welche noch einmal alles aus sich herausholten, und den Hang hinauf galoppierten. Als wir es über die Kante geschafft hatten, tauchte vor uns wie aus dem nichts der Düsterwald auf. Nur wenige Schritte entfernt erhob er sich dunkel und majestätisch in den grauen Himmel, und erstreckte sich zu beiden Seiten so weit das Auge reichte. Ein wohliges Gefühl der Sicherheit machte sich in breit, wir waren am Ziel.

Die letzten Meter waren schnell geschafft, sodass wir unter den ersten Ästen zum stehen kamen, da die dicht belaubten Bäume dem Regen fast vollkommen abhielten, bloß hier und da tropften einzelne Tropfen auf den beinahe schwarzen Boden, und sammelten sich in kleinen Pfützen. Nach kurzer Ruhe zum Wohle der Pferde ging es endlich weiter, und ich führte die Gruppe unter den Zweigen hindurch den Elbenpfad entlang. Für die Tiere wäre es durch das Unterholz unmöglich.

Als wir gerade über eine ungewöhnlich breite Lichtung ritten, hörte ich über mir ein leises knacken, und im nächsten Moment waren wir von einer Patrouille Elben umringt, welche uns mit gespannten Bögen umkreist hatte. Jedoch nahmen sie diese so schnell herunter wie sie gekommen waren, als sie erkannten, wen sie gerade im Begriff waren zu erschießen. Kalt glitt mein Blick langsam über die Gruppe, wobei jeder den ich ansah schnell den Kopf senkte, und sich leicht verbeugte. Ich hatte noch nie leugnen können, dass es mir nicht gefiel, mit welchem Respekt ich behandelt wurde.

,,Aran Thranduil. Ihr seid zurück.'', begrüßte mich nun einer der Elben, welcher vorgetreten war, und zog so meine Aufmerksamkeit auf mich. Auch er verbeugte sich, und schien dann auf weitere Anweisungen zu warten. ,,Führt euren Weg fort, wir werden unbeschadet im Palast angelangen.'', erwiderte ich bloß, und drückte Bôr leicht in seine Flanken. Ich beachtete die umstehenden Elben nicht mehr im geringsten, als ich an ihnen vorbeiritt, die anderen dicht hinter mir.

Eigentlich war ich sogar mehr als zufrieden damit so überrascht worden zu sein, da es bedeutete, dass sie ihre Aufgabe ernst nahmen, und nicht alles aus den Fugen geraten war, seit ich nicht mehr im Palast gewesen war. Den Rest des Weges legten wir ohne weitere Zwischenfälle zurück, das spannendste was passierte, war, dass eines der Pferde mich beim ersten Versuch über den verwunschenen Bach sprang. Noch etwas worüber ich nachdenken sollte. Wie konnte man es anstellen, aus dem Düsterwald wieder den Grünwald zu machen?

Als wir durch ein Gebüsch brachen, tauchten endlich die hohen Tore meines Palastes vor mir auf. Die Torflügel öffneten sich, und wir gelangen unbeschadet über die Brücke und hinein in die gewaltige Höhle. Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, verschlug es mir jedes Mal aufs Neue den Atmen, wenn ich durch den Eingang trat. Die schmalen Treppen, welche in alte Wurzeln geschnitzt worden waren, unzählige filigran gearbeitete Laternen, welche den Innenraum erhellten, und hunderte Elben, welche sich auf den Pfaden bewegten.

Alle an denen ich vorbeiritt verneigten sich zwar vor mir, doch nahm ich dies garnicht wirklich war. Denn es hatte sich eine Gedanke in meinen Kopf gesetzt, welchen ich nicht mehr los wurde. Wäre es möglich, mit Elrond hier zu leben? Vermutlich nicht. Ich bezweifelte stark, dass man uns auch nur ansatzweise akzeptieren würde, dass hatte ich ja in Imladris schon herausfinden müssen. Es gab keine Zukunft für uns, dass musst euch mir wohl langsam eingestehen. Erst der leichte Ruck als mein Pferd stehen blieb riss mich aus meinen Gedanken.

Ich glitt aus dem Sattel, lobte ihn, und übergab die Zügel dann einem herbeieilenden Elben, welcher sich um ihn kümmern würde. Meine Glieder, und besonders mein verletztes Bein, schmerzten nach der langen Reise, und noch immer tropfte ein bisschen Wasser aus meinen Haaren und Kleidung auf den hölzernen Boden. Alles was ich gerade wollte war mich umkleiden, und mich zurückziehen. Doch das daraus nicht werden würde wusste ich, als ich ein Signal von Hunderten Hörnern vernahm. Es gefror mir das Blut in den Adern, als ich es erkannte. Wir wurden angegriffen.

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Es geht los 🌚😈

Le melin, calad ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt