Kapitel 7

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Jackies P.O.V.:

Die Flitterwochen waren wunderschön, aber das habe ich natürlich eh schon vorher gewusst. Wir haben die meiste Zeit in unserem Haus verbracht und Dinge getan, die frisch Vermählte nun mal so tun. Eigentlich ist das Wort Haus untertrieben – es war eine riesige, luxuriöse Villa mit der schönsten Aussicht, die ich jemals von einem Balkon aus hatte, aber ich muss sagen, dass ich mit Michi auch in einer kleinen Waldhütte schlafen hätte können und es mit Sicherheit als genauso schön empfunden hätte. Leider verging die Zeit viel zu schnell – ich hätte ruhig noch ein paar mehr Wochen dort verbringen können. Aber ich gebe zu, dass wir in dem Haus, in dem wir leben, genug Luxus haben und es sich fast so anfühlt, als wären wir noch auf unseren Flitterwochen, wenn Michi nicht gestern verkündet hätte, dass er jetzt gerne mal langsam beginnen würde, die Praxis unten im Keller einzurichten. Ich schiebe dieses Thema jetzt schon seit einigen Wochen auf, aber Michi meinte, dass es jetzt wirklich langsam Zeit wäre zu beginnen. Also haben wir uns ausgemacht, die nächsten Tage mal in einen Baumarkt zu fahren und uns Farbe zu kaufen, damit der Raum nicht mehr so klinisch aussieht. Außerdem werde ich heute im Internet ein paar Bilder bestellen, die ich dort an die Wand hängen kann – dann sieht das Ganze schon mal etwas freundlicher aus.

Eine Woche später ist der Raum schon fast fertig – das einzige, was hier jetzt noch fehlt, sind ein paar schönere Kästen, die wir aber morgen holen werden. Ich muss sagen, dass ich echt stolz bin, was wir bis jetzt aus dem Zimmer gemacht haben. Vor allem, weil ich anfangs sogar Schiss hatte, das Untersuchungszimmer auch nur zu betreten. Ich dachte nie, dass ich mich hier drin irgendwann sogar mehr oder weniger wohlfühlen würde. Aber Michi hat es, wie immer, mit seiner ruhigen Art geschafft, meine Angst etwas zu mindern so, dass es inzwischen total ok für mich ist, mich in diesem Raum zu befinden. Jetzt gerade putze ich nochmal ein bisschen, damit morgen, wenn die Schränke komme, alles perfekt ist. Michi ist heute mit einem Freund was trinken gegangen, der soweit ich weiß, auch Arzt ist. Warum hat Michi fast nur Freunde, die ebenfalls diesen sadistischen Beruf gewählt haben? Naja, solange sie mich nicht untersuchen wollen, ist ja alles gut. Apropos untersuchen – ich habe seit ein paar Stunden das Gefühl, dass ich was im Auge habe und es brennt tierisch. Ich hoffe, dass es Michi nicht auffällt. Obwohl ich eigentlich versprochen habe, ihm alles zu erzählen, will ich nicht, dass er mich gleich wieder zum nächsten Arzt schleppt. Aber vielleicht könnte er es auch ohne Untersuchung hier behandeln. Hmmm, vielleicht sollte ich es ihm doch erzählen, wenn er heimkommt, sonst findet er es vermutlich so heraus und ist gekränkt, dass ich es ihm nicht erzählt habe. Mal schauen, ob er von selber was sagt, wenn er heimkommt.

Eine Stunde später ist alles blitzblank und ich kann endlich nach oben gehen, mich auf die Couch legen und entspannen. Gerade als ich mich hingelegt habe, geht jedoch die Tür auf und ich höre nicht nur Michis Stimme, sondern auch eine andere, die mir nicht wirklich bekannt vorkommt. „Hallo Schatz, ich habe Elias mitgebracht – er meinte, er würde sich gerne den Untersuchungsbereich anschauen. Sorry, dass ich nicht Bescheid gesagt habe – mein Akku war leer. ", sagt Michi, nachdem er mit diesem Elias bei der Tür hereingekommen ist und mir einen kurzen Kuss gegeben hat. „Oh ja klar, gar kein Problem. Magst du dann vielleicht noch was trinken, Elias? Einen Kaffee vielleicht oder ein Bier?" „Gerne ein Bier, also wenn euch das nicht stört, natürlich" „Nein gar nicht, wir haben uns sowieso viel zu lange nicht mehr gesehen. Na dann komm mal mit runter. Jackie, magst du mitkommen, oder bleibst du lieber hier oben?" Mit zwei Ärzten alleine unten in diesem Raum? Ganz sicher nicht! Es scheint, als könnte Michi meine Gedanken lesen, da er mich leicht anschmunzelt. „Nein, nein. Ich richte inzwischen das Bier her." „Alles klar, danke", sagt Michi, gibt mir nochmal einen kurzen Kuss und macht sich danach mit Elias auf den Weg nach unten. Es wundert mich, dass keiner von beiden mein Auge angesprochen hat, aber ich sollte mich nicht zu früh freuen – vielleicht kommt das noch.

Warum ausgerechnet meine Geburt? (Teil3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt