Kapitel 16

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Jackies P.O.V.:

Als wir zu dem schicken Italiener, bei dem ich uns einen Tisch reserviert habe, schlendern, werde ich langsam nervös. Ich habe vorhin zwei Kuchen bestellt, meinte aber, dass sie die bitte nicht dekorieren sollen, da ich das später mit Michi machen möchte.  Er hat mal eine Torte für einen Freund dekoriert, über die ich mich lustig gemacht habe     , weil sie echt nicht schön ausgesehen hat – sie hat gut geschmeckt, aber sie war wirklich nichts fürs Auge. Michi meinte daraufhin, dass ich es besser machen solle und die Torte nur so aussieht, weil er kein professionelles Equipment dafür hatte. Als ich ihm angeboten habe, dass wir einen Tortenwettkampf machen, hat er sofort zugestimmt und wir haben an dem Abend im Internet Zeug gekauft, das man benutzt, um Kuchen zu dekorieren. Als vorhin die Bestellung angekommen ist, kam mir die perfekte Idee, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. Da ich wirklich nicht backen kann, habe ich schnell die zwei Torten bestellt, damit wir sie nach dem Dekorieren auch essen können. Ich habe sie vorher abgeholt, damit wir nach dem Essen den Wettbewerb austragen können. Natürlich geht's dabei nicht um die Torte – ich werde auf meine schreiben, dass ich schwanger bin und ihn so überraschen – ich hoffe wirklich, dass er sich über die Nachricht freut, sonst war alles umsonst. 

„Heute kam die Bestellung mit dem Dekorierequipment für Torten an – ich dachte mir, dass wir das nach dem Italiener machen könnten und hab vorher schon zwei Torten bestellt und abgeholt." „Echt? Das ist endlich da? Das hat mega lang gedauert und ich habe schon total lange darauf gewartet, dich endlich besiegen zu können, also bin ich definitiv dabei.", sagt er, bevor er einen großen Bissen von seiner Pizza macht. „Wir werden sehen, wer gewinnt.", erwidere ich siegessicher. Mit der Message auf meiner Torte kann ich nur gewinnen, aber das weiß er natürlich noch nicht. „Sagt die Person, die extra Torten bestellt hat, weil sie nicht backen kann." „Hey, backen ist was anderes als dekorieren." „Aber es hängt doch zusammen." „Wie gesagt, wir werden sehen, wer schlussendlich gewinnt." „Ach, wie siegessicher du bist, dafür, dass ich dich sowas von besiegen werde." Ich schaue ihn gespielt grimmig an, während ich Spaghetti auf meine Gabel rolle. „Bitte schau weiter so – dann habe ich später kein schlechtes Gewissen, wenn du verlierst." Ich wechsle zu einem traurigen Gesichtsausdruck. „Und so?" „So muss ich dich eigentlich gewinnen lassen, aber das wäre schummeln, also schau lieber böse." „Hmmm, gut, ist notiert. Falls ich schlechter verziere als du, was nicht der Fall sein wird, schaue ich einfach traurig und gewinne trotzdem?" „Man muss sich seiner Waffen durchaus bewusst sein." „Da hast du recht." „Ich habe immer recht." Ich verdrehe meine Augen, worauf er lachen muss – ach, dieses Lachen, bei dem man seine strahlend weißen Zähne sieht. Werde ich jemals genug davon bekommen? Ganz sicher nicht.

Als wir zuhause angekommen sind, haben wir alles vorbereitet und sind zum Dekorieren in andere Zimmer gegangen. Er meinte, das wäre unnötig, aber ich habe darauf bestanden, weil ich natürlich nicht will, dass er sieht, was ich schreibe, bevor er es sehen soll. Ihm habe ich gesagt, dass ich nicht will, dass er sich von mir was abschaut. Er fand es sehr amüsant, dass ich glauben würde, dass er sich etwas von mir abschauen würde, hat aber letztendlich zugestimmt. Ich bin jetzt also in unserem Bad und er in der Küche. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir beide eine halbe Stunde Zeit haben und danach in der Küche unsere Meisterwerke präsentieren. Ich bin schon so gespannt auf seine Reaktion, dass mir die halbe Stunde vorkommt wie zwei Stunden, obwohl die Zeit in solchen Situationen normalerweise viel schneller vergeht. Als ich fertig bin, betrachte ich meine Torte stolz und gebe sie zurück in die Schachtel, damit er sie nicht vor dem großen Reveal sieht. Ich habe während des Dekorierens ab und zu kleine Tränchen vergossen, da ich bei dem Gedanken, dass ein kleines Wesen in mir heranwächst, immer wieder emotional werde. Wird Michi sich auch so freuen? Mein Gefühl sagt auf jeden Fall, aber man weiß ja nie. Vielleicht hat er nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht und ist jetzt überrumpelt. Nein Jackie, hör auf. Er ist Frauenarzt – er weiß, wie schnell es gehen kann, sobald die Spirale draußen ist und wir haben uns ja bewusst dazu entschieden, also gibt es eigentlich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Er freut sich ganz bestimmt total.

Als ich auf die Uhr schaue, sehe ich, dass ich nur noch 20 Sekunden habe und nutze die Zeit, um noch schnell den Karton zu verschließen. Ok, jetzt kann es losgehen. Das wird einer der wichtigsten Momente meines Lebens – ich bin unfassbar nervös, freue mich aber zugleich. Als ich in die Küche komme und Michis vertrautes Gesicht sehe, ist jeder Zweifel verflogen und ich kann es nicht mehr erwarten, ihm endlich zu sagen, dass wir ein Kind erwarten.

Warum ausgerechnet meine Geburt? (Teil3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt