Kapitel 35 ✔️

407 14 0
                                    

L U N A

Meine Füße schlugen auf festem Boden auf; Harry landete neben mir.
Ich sah mich um und sah, dass wir in Dumbledore's Büro angekommen waren.
Während der Abwesenheit des Schulleiters schien sich alles selbst wiederhergestellt zu haben.
Die zierlichen silbernen Instrumente standen wieder auf den storchbeinigen Tischen und pafften und sirrten gelassen.
Die Porträts der Schulleiter und Schulleiterinnen dösten in ihren Rahmen, die Köpfe nach hinten in die Sessel oder an die Bilderrahmen gelehnt.
Ich blickte aus dem Fenster.
Eine kühle, blassgrüne Linie war entlang des Horizonts zu sehen: Der Morgen brach an.
Eine halbe Stunde später leuchteten im Kamin smaragdgrüne Flammen auf und Dumbledore trat hinaus.
„So... Harry, Luna, ich schulde euch eine Erklärung.", kam er direkt auf den Punkt. „Eine Erklärung zu den Fehlern eines alten Mannes. Denn ich sehe jetzt, dass das, was ich im Hinblick auf euch getan und nicht getan habe, alle Merkmale der Schwächen des Alters trägt. Die Jugend kann nicht wissen, wie das Alter denkt und fühlt. Aber alte Menschen machen sich schuldig, wenn sie vergessen, was es hieß, jung zu sein... und wie es scheint, habe ich es in jüngster Zeit vergessen..."
Die Sonne ging jetzt richtig auf; über den Bergen lag ein Band aus blendendem Orange und der Himmel darüber war farblos und hell.
Das Licht fiel auf Dumbledore, auf das Silber seiner Augenbrauen und seines Bartes, auf die Falten, die tief in sein Gesicht gegraben waren.
„Vor 15 Jahren", sagte Dumbledore, „als ich die Narbe auf Harry's Stirn sah, vermutete ich, was sie bedeuten könnte. Ich vermutete, sie könnte das Zeichen einer Verbindung sein, die zwischen dir und Voldemort geschmiedet wurde."
„Das haben Sie mir schon einmal erklärt, Professor.", sagte Harry offen heraus.
„Ja.", sagte Dumbledore entschuldigend. „Ja, aber verstehst du - ich muss mit deiner Narbe beginnen. Denn kurz nachdem du wieder in die magische Welt eingetreten warst, wurde offensichtlich, dass ich Recht gehabt hatte und dass deine Narbe dir Warnsignale gab, wenn Voldemort in deiner Nähe war oder auch nur ein starkes Gefühl hatte."
„Ich weiß.", sagte Harry matt.
„Und diese deine Fähigkeit - Voldemort's Anwesenheit wahrzunehmen, selbst wenn er getarnt ist, und zu wissen, was er spürt, wenn seine Gefühle auflodern - trat immer deutlicher zutage, seit Voldemort in seinen eigenen Körper zurückgekehrt war und all seine Kräfte wiedererlangt hatte."
Diesmal sagte Harry nichts.
Das alles wusste er bereits und ich auch... manches...
„In letzter Zeit", sagte Dumbledore, „geriet ich in Sorge, Voldemort könnte erkennen, dass eine Verbindung zwischen euch existiert. Und tatsächlich, es kam ein Zeitpunkt, an dem du so weit in seinen Geist und seine Gedanken eindrangst, dass er deine Anwesenheit spürte. Ich spreche natürlich von der Nacht, in der du den Angriff auf Mr. Weasley miterlebt hast."
„Ja, Snape hat es mir gesagt.", murmelte Harry.
Professor Snape, Harry.", korrigierte ihn Dumbledore leise. „Aber hast du dich nicht gefragt, warum nicht ich es war, der dir dies erklärt hat? Warum habe nicht ich dich Okklumentik gelehrt? Warum habe ich dich monatelang nicht einmal angesehen?"
Harry blickte auf.
Ich konnte jetzt erkennen, dass Dumbledore traurig und müde aussah.
„Doch.", murmelte Harry. „Doch, das hab ich mich oft gefragt."
„Verstehst du", fuhr Dumbledore fort, „ich glaubte, es könne nicht lang dauern, bis Voldemort versuchen würde, gewaltsam in deinen Geist einzudringen, deine Gedanken zu manipulieren und in die falsche Richtung zu führen und ich war nicht erpicht darauf, ihm noch mehr Anreize dafür zu bieten. Ich war mir gewiss, wenn er erkannte, dass unsere Beziehung enger war - oder je gewesen war - als die von Schulleiter und Schüler, dann würde er die Chance ergreifen, dich als Mittel einzusetzen, um mich auszuspionieren. Ich fürchtete, wozu er sich hätte benutzen können, die Möglichkeit, dass er versuchen könnte, von dir Besitz zu ergreifen. Harry, ich glaube, ich war zu Recht überzeugt, dass Voldemort dich auf solche Weise benutzt hätte. Bei jenen seltenen Gelegenheiten, da wir engen Kontakt hatten, glaubte ich zu sehen, wie ein Schatten von ihm sich hinter deinen Augen regte..."
Harry schien kurz in Gedanken, bevor er Dumbledore weiter ansah und zuhörte.
„Wenn Voldemort von dir Besitz ergriffen hätte, dann hätte er, wie er heute Nacht bewiesen hat, nicht das Ziel verfolgt, mich zu zerstören. Er hätte dich zerstört. Als er sich vor kurzem deiner bemächtigt hatte, hoffte er, dass ich dich opfern würde in der Hoffnung, ihn zu töten. Verstehst du, indem ich Distanz zu dir hielt, versuchte ich dich zu schützen, Harry. Der Fehler eines alten Mannes..."
Er seufzte schwer.
„Sirius hat mir berichtet, dass du Voldemort in dir erwachen spürtest in der Nacht, als du die Vision von dem Angriff auf Arthur Weasley hattest. Ich wusste sofort, dass meine schlimmsten Befürchtungen begründet waren: Voldemort hatte erkannt, dass er dich benutzen konnte. In dem Versuch, dich gegen Voldemort's Angriffe auf deinen Geist zu wappnen, ordnete ich Okklumentikstunden mit Professor Snape und auch mit Luna als Unterstützung an."
Er hielt inne.
Ich sah, wie das Sonnenlicht langsam über Dumbledore's polierte Schreibtischplatte glitt und ein silbernes Tintenfass und eine schöne scharlachrote Schreibfeder erstrahlen ließ.
Mir war klar, dass die Porträts rund um uns her wach waren und gebannt Dumbledore's Erklärung lauschten; gelegentlich konnte ich das Rascheln eines Umhangs hören oder ein leichtes Räuspern.
„Professor Snape entdeckte", nahm Dumbledore den Faden wieder auf, „dass du seit Monaten von der Tür zur Mysteriumsabteilung geträumt hattest. Voldemort war natürlich besessen von der Möglichkeit, die Prophezeiung zu hören, seit er seinen Körper wiedergewonnen hatte; und wenn er in Gedanken an der Tür verweilte, tatest du es auch, obwohl du nicht wusstest, was es bedeutete.
Und dann hast du gesehen, wie Rookwood, der vor seiner Festnahme in der Mysteriumsabteilung gearbeitet hatte, Voldemort erklärte, was wir schon immer wussten - dass du Prophezeiungen, die in der Mysteriumsabteilung aufbewahrt werden, mit starkem Schutz umgeben sind. Nur die Menschen, auf die sie sich beziehen, können sie aus ihren Regalen heben, ohne dem Wahnsinn zu verfallen: Deshalb hätte entweder Voldemort selbst das Zaubereiministerium betreten und es riskieren müssen, sich doch noch zu offenbaren - oder du hättest sie für ihn holen müssen. Dass du Okklumentik lerntest, wurde nun umso dringlicher."
„Aber ich hab's nicht getan.", murmelte Harry. „Ich habe nicht geübt, nur wenn Luna es befohlen hat. Es hat mich nicht gekümmert, ich hätte es schaffen können, dass diese schrecklichen Träume aufhören, Hermine hat mir ständig gesagt, ich solle es tun, Luna hätte mir geholfen und wenn ich es getan hätte, dann wäre er nie imstande gewesen mir zu zeigen, wohin ich gehen sollte und Sirius angeblich gefangen hält."
Ich legte Harry eine Hand auf die Schulter.
„Ich wollte rausfinden, ob er Sirius wirklich gefangen hatte, wir sind in Umbridge's Büro gegangen, wir haben im Feuer mit Kreacher gesprochen und er hat gesagt, Sirius sei nicht da, er sei fortgegangen!"
„Kreacher hat gelogen.", sagte Dumbledore ruhig. „Du bist nicht sein Herr, er konnte dich belügen - obwohl er auf Luna eigentlich hätte hören müssen -, ohne dass er sich bestrafen musste. Kreacher wollte, dass ihr ins Zaubereiministerium geht."
„Er - er hat uns absichtlich dort hingeschickt?"
„Oh ja. Kreacher, fürchte ich, hat monatelang nicht nur einem Herrn gedient."
„Wie?", sagte Harry verdutzt. „Er hat das Haus am Grimmauldplatz seit Jahren nicht verlassen."
„Kreacher packte kurz vor Weihnachten die Gelegenheit beim Schopf", sagte Dumbledore, „als Sirius ihn offenbar mit »raus hier« angebrüllt hatte. Er nahm Sirius beim Wort und hat dies als Befehl gedeutet, das Haus zu verlassen. Er ging zum einzigen Mitglied der Familie Black, vor dem er noch irgendwelchen Respekt hatte... Black's Cousine Narzissa, Schwester von Bellatrix und Frau von Lucius Malfoy."
„Woher wissen Sie das alles?", fragte ich.
„Kreacher hat es mir gestern Abend erzählt.", sagte Dumbledore. „Als du nämlich Professor Snape diese verdeckte Warnung gabst, erkannte er, dass du eine Vision von Sirius gehabt hattest, wie er in den Tiefen der Mysteriumsabteilung gefangen war. Genau wie du hat er sofort versucht, mit Sirius Kontakt aufzunehmen. Dazu muss ich sagen, dass Mitglieder des Phönixordens zuverlässigere Methoden haben, miteinander zu kommunizieren, als durch den Kamin in Dolores Umbridge's Büro. Professor Snape fand heraus, dass Sirius am Leben und wohlbehalten im Haus am Grimmauldplatz war.
Als ihr jedoch nicht von dem Ausflug mit Dolores Umbridge in den Wald zurückgekehrt bist, begann Professor Snape sich Sorgen zu machen, ihr könntet immer noch glauben, Sirius sei ein Gefangener von Lord Voldemort. Er hat umgehend gewisse Mitglieder des Ordens alarmiert."
Dumbledore seufzte schwer und fuhr fort.
„Alastor Moody, Nymphadora Tonks, Kingsley Shacklebolt und Remus Lupin waren im Hauptquartier, als er Kontakt aufnahm. Alle erklärten sich bereit, euch sofort zu Hilfe zu eilen. Professor Snape verlangte, dass Sirius zurückbleiben solle, da er jemanden im Hauptquartier brauchte, um mir zu sagen, was geschehen war, denn ich sollte jeden Moment dort eintreffen. Unterdessen wollte er, Professor Snape, im Wald nach euch suchen.
Aber Sirius wollte nicht zurückbleiben, während die anderen aufbrachen, um dich zu finden. Er überließ Kreacher die Aufgabe, mir zu sagen, was geschehen war. Als ich dann, kurz nachdem alle zum Ministerium gegangen waren, am Grimmauldplatz ankam, war es also der Elf, der mir mitteilte - und er wäre vor Lachen fast geplatzt -, wohin Sirius verschwunden sei."
„Er hat gelacht?", fragte ich und wir sahen ihn beide ungläubig an.
„Oh ja.", sagte Dumbledore. „Versteht ihr, Kreacher war nicht in der Lage, uns ganz und gar zu verraten. Er ist kein Geheimniswahrer des Ordens, er konnte den Malfoy's unseren Aufenthaltsort nicht mitteilen und auch keinen der geheimen Pläne des Ordens, die zu enthüllen man ihm verboten hatte. Er war durch die Zauber, die auf seiner Rasse liegen, gebunden, was heißt, dass er einen direkten Befehl seines Herrn, Sirius, nicht verweigern konnte. Doch er lieferte Narzissa gewisse Informationen, die sehr wertvoll für Voldemort waren, aber Sirius zu banal vorgekommen sein müssen, als dass er daran gedacht hätte, ihm ihre Wiederholung zu verbieten."
„Zum Beispiel?", fragte Harry.
„Zum Beispiel die Tatsache, dass der Mensch, der Sirius am wichtigsten überhaupt gewesen ist, Luna war.", sagte Dumbledore leise. „Oder die Tatsache, dass du Sirius allmählich als eine Mischung aus Vater und Bruder gesehen hast. Natürlich wusste Voldemort bereits, dass Sirius im Orden war und dass ihr wusstet, wo er sich aufhielt - aber Kreacher's Informationen machten ihm deutlich, dass der eine Mensch, für dessen Rettung ihr beide alles tun würdet, Sirius Black war."
Wie recht er da hatte.
„Und... als wir Kreacher gestern Abend fragten, ob Dad da sei..."
„Die Malfoy's hatten ihm gesagt - zweifellos auf Voldemort's Anweisung hin -, er müsse eine Möglichkeit finden, Sirius nicht in Erscheinung treten zu lassen, sobald Harry die Vision gehabt hatte, dass er gefoltert wurde. Wenn ihr dann beschließen würdet zu prüfen, ob Sirius zu Hause war oder nicht, würde Kreacher in der Lage sein, so zu tun, als ob Sirius nicht da wäre. Kreacher hat gestern den Hippogreif Seidenschnabel verletzt und in dem Moment, da ihr im Feuer aufgetaucht seit, war Sirius oben im Haus, um ihn zu pflegen."
Dann war es still.
Irgendwann regte Harry sich über Kreacher auf... dann beschwerte er sich über Sev, wo ich mich einschaltete und Sev verteidigte, genauso wie Dumbledore.
Jetzt war es wieder still.
Dumbledore betrachtete uns durch seine Halbmondbrille.
„Es ist an der Zeit", sagte er, „dass ich euch erzähle, was ich euch schon vor fünf Jahren hätte erzählen sollen. Bitte setzt euch. Ich werde euch alles sagen. Ich bitte nur um ein wenig Geduld."
Ich legte Harry eine Hand auf die Schulter und sah ihn lächelnd an.
Er seufzte, aber setzte sich.
Ich lies mich ebenfalls in einen Stuhl gegenüber von Dumbledore fallen und wartete.
Dumbledore starrte für einen Augenblick durch das Fenster auf das sonnenbeschienene Gelände, dann blickte er wieder zu uns und sagte: „Vor fünf Jahren seit ihr in Hogwarts angekommen, sicher und heil, wie ich es geplant und beabsichtigt hatte. Nun - nicht ganz heil. Harry hatte gelitten. Ich wusste, dass du leiden würdest, als ich dich vor der Tür deiner Tante und deines Onkels ablegte. Ich wusste, dass ich dich zu zehn dunklen und schwierigen Jahren verurteilte, während Luna bei ihrem Patenonkel aufwuchs."
Er hielt inne.
Wir sagten nichts.
„Du könntest fragen - und mit guten Gründen -, warum es so sein musste. Warum hätte nicht eine Zaubererfamilie dich aufnehmen können? Viele hätten dies nur zu gern getan, hätten es als Ehre empfunden und sich gefreut, dich als Sohn aufzuziehen.
Meine Antwort lautet, dass es am wichtigsten für mich war, dein Leben zu erhalten. Du warst in größerer Gefahr, als vielleicht überhaupt jemandem außer mir bewusst war. Voldemort war Stunden zuvor besiegt worden, doch seine Anhänger - und viele von ihnen sind fast so schrecklich wie er - waren immer noch auf freiem Fuß, zornig, verzweifelt und gewalttätig. Und ich hatte meine Entscheidung mit Blick auf die kommenden Jahre zu treffen. Glaubte ich, dass Voldemort für immer verschwunden war? Nein. Ich wusste nicht, ob es zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre dauern würde, bis er zurückkehrte, aber ich war sicher, dass er es tun würde und wie ich ihn nun einmal kannte, war ich mir auch sicher, dass er nicht ruhen würde, bis er dich getötet hatte und auch Luna, wie er später herausfand.
Ich wusste, dass Voldemort's Kenntnisse der Magie vielleicht umfassender sind als die jedes lebenden Zauberers. Ich wusste, dass selbst meine kompliziertesten und mächtigsten schützenden Zauber und Flüche wahrscheinlich nicht unüberwindbar sein würden, sollte er je wieder seine gesamte Macht zurückerlangen.
Aber ich wusste auch, was Voldemort's Schwächen waren. Und mit dem Blick darauf traf ich meine Entscheidung. Ein alter Zauber würde dich schützen, von dem er weiß, den er jedoch verachtete und daher immer unterschätzt hat - zu seinem Nachteil. Ich rede natürlich von der Tatsache, dass deine Mutter starb, um dich zu retten, Harry. Sie gab dir einen dauerhaften Schutz, der bis heute in deinen Adern fließt. So setzte ich mein Vertrauen in das Blut deiner Mutter. Ich brachte dich zu ihrer Schwester, ihrer einzigen noch lebenden Verwandten."
„Sie liebt mich nicht.", sagte Harry prompt. „Ich bin ihr verdammt egal -"
„Doch sie hat dich aufgenommen.", unterbrach ihn Dumbledore. „Sie mag dich grollend, zornig, widerwillig, verbittert aufgenommen haben und dennoch hat sie dich aufgenommen und indem sie dies tat, besiegelte sie den Zauber, den ich dir auferlegt hatte. Das Opfer deiner Mutter machte das Band des Blutes zum stärksten Schild, den ich dir mitgeben konnte."
„Ich versteh immer noch nicht -"
„Solange du den Ort, wo das Blut deiner Mutter fließt, immer noch dein Zuhause nennen kannst, kann Voldemort dich dort nicht berühren und schädigen. Er hat ihr Blut vergossen, doch es lebt weiter in dir und ihrer Schwester. Ihr Blut wurde zu deiner Zuflucht. Du musst nur einmal im Jahr dorthin zurückkehren, doch solange du es noch Zuhause nennen kannst, kann er dir nichts antun, während du dort bist. Deine Tante weiß das. In dem Brief, den ich mit dir an ihrer Tür hinterließ, habe ich erklärt, was ich getan hatte. Sie weiß, dass sie sich, indem sich dich in ihr Haus aufnahm, wohl während der letzten fünfzehn Jahre am Leben erhalten hat."
„Warten Sie.", sagte Harry. „Einen Moment."
Er setzte sich aufrechter hin und starrte Dumbledore an.
„Sie haben diesen Heuler geschickt. Sie haben sie aufgefordert, sich zu erinnern - das war Ihre Stimme -"
„Ich dachte", sagte Dumbledore und neigte leicht den Kopf, „dass man sie womöglich an den Pakt erinnern müsste, den sie besiegelte, indem sie dich aufnahm. Ich hatte den Verdacht, der Dementorenangriff könnte ihr die Augen für die Gefahren geöffnet haben, die es mit sich bringt, dich als Pflegesohn zu haben."
„Allerdings.", sagte Harry leise. „Nun - meinem Onkel mehr als ihr. Er wollte mich rauswerfen, aber nach dem Heuler hat sie - hat sie gesagt, ich müsse bleiben."
Er starrte einen Moment lang zu Boden, dann sagte er: „Aber was hat das alles zu tun mit -"
„Vor fünf Jahren also", fuhr Dumbledore fort, als ob er seine Geschichte gar nicht unterbrochen hätte, „seit ihr beide in Hogwarts angekommen.
Und dann... nun, ihr werdet euch an die Ereignisse eures ersten Jahres in Hogwarts genauso klar erinnern wie ich.
Ihr zeigtet euch der Herausforderung, vor der ihr standet, glänzend gewachsen und früher - viel früher -, als ich es vorausgesehen hatte, standet ihr Voldemort von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wieder hast du überlebt und Luna hat auch überlebt. Und mehr noch. Ihr habt seine Rückkehr zu seiner ganzen Macht geschlagen. Ich war... stolzer auf euch, als ich sagen kann.
Doch es gab einen Fehler in diesem wunderbaren Plan.", sagte Dumbledore.
Langsam begann ich zu verstehen, während Harry eher immer noch ratlos war.
Harry kämpfte in jedem Jahr gegen Voldemort und gewann.
„Voldemort wollte dich umbringen, wegen der Prophezeiung die er gehört hatte.", erklärte Dumbledore. „Ich habe die Prophezeiung von Sybill Trelawney gesagt bekommen und Professor Snape hat den Anfang mitgekriegt, aber nicht die zweite Prophezeiung von Sybill.
Professor Snape ging zu Voldemort und erzählte ihm von dem, was er mitgekriegt hatte.
Aber es waren zwei Kinder... du, Harry, oder Neville."
Jetzt ging auch Harry langsam ein Licht auf.
„Voldemort hat versucht mich umzubringen, wegen der Prophezeiung... aber wie hat er das mit Luna rausgekriegt?", fragte Harry.
„Ich denke, er hat Hilfe von einer anderen Wahrsagerin gekriegt und hat so herausgefunden, dass es eine Hexe gibt, die mächtiger ist, als er selbst.", sprach Dumbledore.
Ich atmete tief durch und schloss kurz die Augen.
Zuviel Action und Informationen an einem Abend.
„Harry's Prophezeiung besagt aber auch, dass keiner Leben kann, während der andere überlebt... das bedeutet doch, dass einer von den beiden den anderen schließlich töten muss?", fiel mir erschrocken ein.
„Ja...", sagte Dumbledore.
„Und in meiner Prophezeiung wird gesagt, dass ich mächtiger bin als Voldemort und er wird mich versuchen auf seine Seite zu ziehen...?", fragte ich verzweifelt.
„Ja... irgendwann kommt deine Entscheidung, für welche Seite du dich Entscheidest...", sprach Dumbledore und sah mich an.
Ich seufze... oh man, oh man, oh man... ich will nur noch ins Bett.
Eine lange Zeit sprach keiner von uns drei.
Von irgendwo weit jenseits der Büromauern konnte ich Stimmen hören, Schüler vielleicht, die in die große Halle hinuntergingen, um zeitig zu frühstücken.
„Ich habe das Gefühl, dass ich dir noch eine weitere Erklärung schulde und dir auch, Luna.", sagte Dumbledore zögernd. „Ihr habt euch vielleicht gefragt, oder vielleicht auch nur Harry, warum ich euch nicht zum Vertrauensschüler und zur Vertrauensschülerin bestimmt habe. Ich muss zugeben... ich dachte eher... dass ihr schon genug Verantwortung tragt."
Ich blickte auf und sah, wie eine Träne über Dumbledore's Gesicht in den langen silbernen Bart sickerte.

Luna Black 5 - Harry PotterWhere stories live. Discover now