Nach Hause

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Geschrieben vor Folge 249 "Klarheit".  Hatte ich für meinen Insta-Account geschrieben, daher könnte so mancher es eventuell von da kennen. Ich habe mich aber entschieden, hier auch nochmal alle OS hochzuladen.

"Es tut mir so leid," sagte Leyla als sie mit Ben im, bis auf die beiden, verlassenen Bereitschaftszimmer standen. Ben war gerade aus Hamburg zurückgekehrt, und Leyla hatte sich so gefreut, dass sie ihm ohne nachzudenken um den Hals gefallen war. Als er sie dann hoch hob und an sich drückte, fühlte es sich für einen wundervollen Moment fast so an, als wären all die Probleme und Unstimmigkeiten der vergangenen Monate gar nicht da gewesen. Und auch Ben schien für einen Moment überwältigt von seinen Gefühlen zu sein denn er hielt sie fest umschlungen in seinen Armen. Zusammen. Sie waren wieder zusammen, und es fühlte sich so gut, so richtig an.

Doch jede Umarmung, jede Berührung endete irgendwann und Leyla war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie mit ihrer überfallartigen Handlung vielleicht zu weit gegangen war, denn Ben hatte die letzte Zeit vor seiner Abreise eine klare Grenze zwischen ihnen gesteckt. Und sie konnte ihm das nicht vorwerfen, egal wie sehr es sie verletzte, egal wie groß die Sehnsucht nach einem Gespräch, einer Berührung, nach IHM war.

Doch dann lächelte Ben sie an, ja, er strahlte richtig und Leylas Herz schlug automatisch schneller. Wie sehr sie sich gewünscht hatte, dieses Lächeln wieder zu sehen.

"Ich hab dich wahnsinnig vermisst," brach es aus ihr heraus. Als dann aber ihr Telefon klingelte und sie zu einem Notfall gerufen wurde, war dieser schöne Moment nur leider viel zu schnell vorbei.
Und so fanden sie sich einige Zeit später auf dem Flur wieder, und Ben schob sie in das leere Bereitschaftszimmer.

"Ich hab dich mit so viel allein gelassen und es tut mir leid," setzte sie wieder an. "Du hast ... du warst so unglaublich großartig, wie du dich um Raya kümmerst und gebüffelt hast und mich unterstützt hast und ich hab es ... einfach nicht gesehen. Ich hab vergessen dich wertzuschätzen und das ist so unverzeihlich, aber ich bitte dich trotzdem darum. Es tut mir leid das ich dir weh getan habe," Leyla macht einen Schritt auf ihn zu und ist erleichtert als sie nach seiner Hand greift und sich seine ganz selbstverständlich um ihre legt. 

"Du bist die Liebe meines Lebens und ich sollte das nicht für selbstverständlich nehmen. Ich hab so'n Glück mit dir." Sie muss lächeln als sie das sagt, denn es war Ben der diesen Satz schon so oft zu ihr gesagt hatte und dabei hatte er sie jedes Mal mit diesem liebevollen Blick angesehen ... Ben dachte wohl das gleiche, denn sein Blick wurde ganz weich und er schmunzelte.

"Danke, dass du das sagst," erwiderte er dann in einem ernsteren Ton. "Aber als ich gesagt hab das es auch viel um mich geht, dass meinte ich auch so. Nach Hamburg zu gehen war richtig."

Leyla nickte verständnisvoll obwohl sie sofort daran denken musste wie er in ihrer gemeinsamen Wohnung stand mit gepackten Koffern. Sein Blick, als er ihr sagte er würde bei Elias bleiben. Die Distanz zwischen ihnen, jedes Mal wenn sie sich begegneten...

"Ich hab viel über mich gelernt und ich hab viel nachgedacht, über mich und auch über uns und ja, du hast mich ziemlich verletzt. Ich hab dich gebraucht, als Partnerin, als Mutter meiner Tochter, als meine Frau, scheiße vor allem als meine Frau!"

Leyla schluckt, und es fällt ihr schwer die Tränen zu unterdrücken, die zu fallen drohen aber sie weiß, dass er Recht hat und sie weiß auch, dass sie sich aussprechen müssen wenn sie je wieder so glücklich sein wollen. Und sie war froh das er endlich mit ihr redete.
Auch Ben muss tief einatmen um sich etwas zu beruhigen und seine Gedanken zu sammeln bevor er weiterredet.
"Und das mit Stein, das war -"

"Der größte Fehler meines Lebens," unterbricht Leyla ihn schnell. "Und du musst mir glauben dass ich keine Gefühle für ihn habe." 

Ben nickt. "Das mit Stein war echt scheiße, aber das Schlimmste war nicht der Kuss, das Schlimmste war, dass er mich hat zweifeln lassen."

Leyla überlegt einen Moment ob es eine gute Idee ist das zu fragen, aber sie muss einfach: "An uns?" Es klingt nicht wie eine richtige Frage, aber sie hat Angst vor der Antwort.

"Vor allem an mir." 

Sie schaut ihn fragend an.

"Ich war zweimal durch die Prüfung gefallen, der ewige Assistenzarzt, der es einfach nicht auf die Reihe bekommt und du baust mit Dr. Stein ein Wahnsinns-Projekt auf. Und ich bin stolz auf dich, wirklich, du bist so wahnsinnig ... klug und leidenschaftlich und gut in allem was du tust, und du lässt es so leicht aussehen. Du bist ne erfahrene Oberärztin, ne tolle Ausbilderin, ne Wahnsinnsfrau und ich ... hab ein Bein und bin fast 11 Jahre jünger, und nein, das hat mich nie gestört," fügt er schnell hinzu als sie protestieren will. "Aber Stein ist ... so viel mehr als ich und dich mit ihm zu sehen, das hat so viel Sinn gemacht, verstehst du?"

"Ben! Ich hab dich nie für 'nicht genug' gehalten, wieso sollte ich auch?" Leyla blickt ihn verzweifelt an. "Du bist so ein toller Mann, und ich wünschte du würdest es sehen." Sie seufzt leise, und überlegt wie sie es nur deutlich genug machen kann das er es versteht.
"Weißt du noch als du mich das erste Mal gefragt hast, ob ich mit dir essen gehen würde?"

Er nickt. "Du hast nein gesagt."

"Ja. Und ja, es war auch weil ich deine Oberärztin war, aber vor allem dachte ich ... ich bin zu alt. Und du warst schon damals so selbstbewusst und verdammt gut aussehend und das du mich einfach gefragt hast, das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Du hättest Jede fragen können, es hätte wohl kaum eine nein gesagt. Ich konnte nicht glauben das du dich ehrlich für mich interessieren könntest."

"Wirklich?" Er klang verwundert aber Leyla lachte laut. Dieses wunderbare Lachen.

"Oh ja. Du warst viel zu ... gut. Du BIST viel zu gut. Als ich mich dann später von dir getrennt hab, naja, ich hatte Schiss. Du warst so toll. Du warst so ein guter Partner, und Zoe war total vernarrt in dich, sie hat dir so viel mehr anvertraut, dich so schnell angenommen. Es war zu gut um wahr zu sein." Sie stockte kurz, trat noch einen Schritt näher auf ihn zu und fuhr mit den Fingerspitzen durch eine seiner Haarsträhnen. 

"Und jetzt schau dich an, du bist der beste Vater den sich ein Kind wünschen könnte, und der beste Mann und ich war noch nie mit jemandem so glücklich wie mit dir. Du bist immer da, für deine Freunde, deine Familie ... du bist ein empathischer, talentierter Arzt, der nie aufgibt und das du durch die Prüfung gefallen bist sagt rein gar nichts darüber aus, wie gut du bist und ich sollte es wissen, ich bin deine Ausbilderin."

Beide mussten kurz schmunzeln. 

"Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne. Und ich weiß du warst sauer weil ich wollte das du der neue Tutor für die Assistenzärzte bist, aber Ben, du magst es nicht sehen doch du bist ein guter Lehrer, ein guter Freund und ein Vorbild."
Sie beobachtet ihn genau, wie er erst etwas ungläubig schaut, dann berührt zu Boden guckt und anschließend mit einem Lächeln zurück zu ihr.

"Und nur das du's weißt, ich liebe dich Ben Ahlbeck, ob mit drei Fachärzten oder keinem und mit einem Bein genauso wie mit zwei. Ich liebe dich und ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass du der Mann an meiner Seite bist."

Es tat gut es zu sagen und gleichzeitig kam es ihr so logisch und selbstverständlich vor das sie sich ärgerte, das sie es Ben nicht viel öfter gesagt und vor allem gezeigt hatte in den letzten Monaten. Umso mehr schien es ihm jetzt gut zu tun, diese Wort zu hören denn er fing an zu strahlen, ein Strahlen das Leyla so sehr vermisst, und nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte.

"Ich liebe dich auch." Antwortete er. Vier Worte, die sich noch so wichtig und gut angehört hatten.
Und als Ben sich anschließend vorbeugte und seine Lippen sanft aber leidenschaftlich auf ihre legte und sie ihn mit beiden Armen fest zu sich zog, verschwamm alles andere um sie herum. Vermutlich war das nicht das letzte Gespräch zwischen ihnen gewesen, aber sie gehörten zusammen und das war mehr als deutlich.

"Lass uns Raya abholen und nach Hause fahren," sagte Ben dann nach mehreren Minuten Zweisamkeit, die Arme immer noch um sie gelegt und nach dem leidenschaftlichen Kuss etwas außer Atem.

"Nach Hause," lächelte Leyla überglücklich. "Das ist es endlich wieder - mit dir."

Beyla One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt