Teil 32

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Ich stoße die Tür auf, laut schlägt diese gegen die Wand. Der Einkauf landet ein paar Momente später schwungvoll auf der Kücheninsel. Schweigend beginne ich alles einzuräumen. Meine Emotionen zu kontrollieren ist wahnsinnig schwierig. 

Wut brodelt in mir, Tränen stehen in meinen Augen. Jede Sekunde schlägt meine Wut in Enttäuschung um und in der nächsten Sekunde verwandelt sie sich wieder in Wut. Ich spüre so viel in diesem Moment.

Schritte kommen auf mich zu. Ich stehe hinter der geöffneten Kühlschrank Tür. Julians Füße tauchen dahinter auf und allem Anschein nach lehnt er sich gegen den Kühlschrank.

"Hast du alles bekommen? Das hat ganz schön lange gedauert. Du hast im Bett gefehlt", meint er und ich höre praktisch das Grinsen auf seinen Lippen heraus. Diese Worte, diese Lässigkeit von ihm bringt neue Wut an die Oberfläche. Energisch schlage ich die Kühlschrank Tür zu und drehe mich von Julian weg, wieder dem Einkauf zu. Ich fasse es nicht, dass er diese Fassade so lange aufrecht erhalten kann. Wie kann er das mit seinem Gewissen vereinbaren?

"Du wirkst angespannt. Was hälst du von einer schönen warmen gemeinsamen Dusche?", schlägt er vor und ich höre wie er auf mich zu kommt. 

"Was hälst du davon wenn du aufhörst diese blöde Rolle zu spielen?", fahre ich den Blonden an und drehe mich zu ihm um. Eine Träne läuft über meine Wange und sauer schaue ich meinen Gegenüber an. Meine Hände werden ungewollt zu Fäusten und ich schaue mit viel Mühe in seine Augen. Ich halte diesen Blickkontakt kaum aus. 

Überrascht schaut mich der Blonde an und ich sehe ganz genau wie er blass wird.

"Was meinst du? Wovon redest du, Nel?", fragt Julian und legt seine Hand an meinen Arm. Energisch schlage ich seine Hand von mir und schaue sauer zu ihm auf. Dass er immer noch blöd spielt bringt mich nur noch mehr zum kochen.

"Hör auf mich zu verarschen, Brandt. Und nenn mich nicht Nel, so nennen mich bloß meine Freunde", zische ich und trete einen Schritt zurück. Meine Hände legen sich an die Kante der Arbeitsfläche hinter mir und greifen fest zu, um etwas Druck abzulassen.

"Nelly, ich bin dein Freund. Was ist los?", meint Julian eindringlich und doch sanft. Wie kann er immer noch dieses lächerliche Schauspiel aufrecht halten?

"Hör auf mit dem Mist! Du bist nicht mein Freund. Irgendeine erfundene Version war mein Freund aber dich, dich kenne ich überhaupt nicht. Ich habe nichts mit Fußballspielern zu tun", fahre ich ihn sauer an. Langsam aber sicher verliere ich wirklich die Nerven. Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Mensch, aber Julian hat den Bogen mehr als überspannt.

"Woher weißt du es?", fragt er leise nach und schaut mich unsicher an.

"Das ist wichtig für dich? Das spielt eine Rolle? Ein blödes Foto wurde von uns gemacht, wo wir uns küssen. Meine Freunde haben mir Links geschickt. Bei der nächsten solltest du noch etwas vorsichtiger sein. Vielleicht sperrst du dich am Besten gleich mit ihr irgendwo ein und erfindest nicht irgendwelche blöden Ausreden damit du nicht rausgehen musst und bloß weil man aus Deutschland raus ist, ist man nicht direkt von der Bildfläche verschwunden", zicke ich und schaue ihn böse an. 

"Nelly, ich...", beginnt der Blonde, kommt einen Schritt näher und streckt seine Hand nach mir aus.

"Fass mich nicht an", hauche ich und spüre wie die Tränen langsam meine Stimme ersticken. Tatsächlich bleibt er stehen und zieht seine Hand wieder zurück "Wie konntest du mir das antun? Ich dachte wir zwei hätten etwas, etwas besonderes. Ich habe dich in mein Leben gelassen, ich habe dir alles von mir gegeben und du? Du hast nichts davon getan. Alles was du getan hast war mich zu belügen"

"Nelly, ich habe das für uns getan, für dich. Ich wollte dich aus der Öffentlichkeit raushalten. Ich wollte, dass du mich kennenlernst und nicht den Fußballer. Ich wollte, dass du dich in mich verliebst", meint Julian mit ernster Stimme und schaut mich durchdringend an.

"Für mich? Ich habe jemanden kennengelernt den es überhaupt nicht gibt. Du bist ein Fremder! Und ich will, dass du aus diesem Haus verschwindest. Verschwinde zurück nach Dortmund und lass dich nie wieder bei mir blicken", fahre ich ihn an, während immer mehr Tränen über meine Wangen laufen. Ich verstehe nicht, wie ich so blind sein konnte. Wieso musste er diesen Weg wählen?

"Ich liebe dich", entgegnet Julian ernst und schaut mich abwartend an. Diese Worte steigern meine Wut ins unermessliche und ehe ich mich versehe habe ich ihm bereits eine verpasst. Julians Kopf fliegt zur Seite und sein Kiefer knackt leise. Wie kann er diese Worte sagen? Ausgerechnet jetzt?

"Verschwinde von hier. Such dir jemand anderen den du verarschen kannst. Ich werde das nicht mehr sein", zische ich und enttäuscht schaut mich der Blonde an. 

"Nelly, ich wollte nie etwas davon. Ich wollte nicht, dass du es so erfährst. Ich wollte es dir sagen, wirklich", meint Julian ernst und schaut mich reuevoll an. 

"Wann wolltest du es mir sagen? Nachdem wir zusammen gezogen sind? Wenn wir heiraten oder erst wenn schon ein Kind da gewesen wäre? Du hättest es schon damals in Nerja sagen sollen. Aber hast dich offensichtlich für den anderen Weg entschieden und jetzt will ich dich nie wieder sehen", entgegne ich emotionslos. Mittlerweile will ich bloß noch, dass er dieses Haus verlässt. Ich will alleine sein. Seine Nähe macht mich kaputt und verrückt. Noch nie zuvor hat mich jemand so sehr verletzt.

"Wir sind mit meinem Auto hier", murmelt mein Gegenüber und schaut mich unsicher an.

"Ich bin nicht auf dich angewiesen", presse ich hervor und schiebe mich an ihm vorbei. Entschlossen gehe ich in das Schlafzimmer und ziehe seine Sporttasche hervor. Energisch schmeiße ich seine Klamotten hinein. Er scheint ja nicht von alleine zu packen.

"Lass uns bitte ganz in Ruhe darüber reden. Ich weiß, dass du wütend bist und momentan wahrscheinlich auch sehr verwirrt. Ich möchte dir alles erklären und wenn du dich etwas beruhigt hast solltest du mir zuhören. Ich möchte, dass du es verstehst", meint Julian ernst als er im Türrahmen erscheint.

Sarkastisch lache ich auf. Das ist doch ein schlechter Scherz oder nicht?

"Beruhigen? Ich will es weder verstehen noch mit dir darüber reden. Du hast dich für diesen Weg entschieden, Julian. Du hast für dich entschieden mich zu belügen und jetzt musst du mit den Konsequenzen leben. Ich habe für mich entschieden dich aus meinem Leben zu streichen und nie wieder ein Wort mit dir zu reden", entgegne ich kühl und donner auch den Rest seiner Sachen in die Tasche.

Sauer werfe ich sie in seine Arme. Schnaufend fängt Julian die Tasche auf und schaut mich schuldbewusst an. 

"Nelly, wirf das was wir haben nicht einfach so weg. Das mit uns ist etwas Besonderes", meint er ernst und ungläubig schaue ich ihn durch meine verweinten Augen an.

"Das was wir haben baut auf einem großen Netz voller Lügen auf. Es ist nichts Besonderes, im Gegenteil. Es bedeutet nichts", entgegne ich und schiebe ihn in Richtung Tür. Energisch drücke ich ihm seine Jacke in die Arme und öffne die Tür. Die kalte Luft schlägt mir entgegen und da Julian keine Anstalten macht sich die Schuhe anzuziehen, schiebe ich ihn einfach hinaus. Die Schuhe werfe ich ihm hinterher.

"Wenn du jemals wieder bei mir auftauchen solltest dann gehe ich an die Öffentlichkeit und ich verspreche dir, danach kannst du deine Karriere vergessen", drohe ich ihm und schließe dann die Tür von innen. Ich drehe den Schlüssel im Schloss, damit er auch wirklich nicht mehr in das Haus kommt. Ein letztes Mal sehe ich in sein trauriges Gesicht, bevor ich mich abwende und im Badezimmer verschwinde.

Dann prallt alles wieder auf mich ein. Die ganzen Lügen, wie sehr er mich die letzten Monate manipuliert hat. Ich habe Julian alles von mir gegeben, ich habe mich ihm vollkommen hingegeben und ihm vertraut. Er hat mich von vorne bis hinten verarscht und mein Vertrauen missbraucht. 

Tränen rennen meine Wangen entlang und ich breche in der Mitte des Badezimmers zusammen. Ich bin alleine, also lasse ich alles raus. Ich weine, schreie und lasse meinen Emotionen ihren Raum. Noch nie habe ich mich so miserabel gefühlt. Miserabel ist dabei noch deutlich untertrieben.

Julian hat mich unfassbar verletzt. Wie soll ich jetzt bitte weiter machen?

Lasst gerne Feedback da <3

Nerja // Julian Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt