Chapter 2 | "Miss Olsen?"

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>Zu oft stand ich deswegen auch schon vor dem schwarzhaarigen Gründer, welcher immer dieselbe Reaktion von sich gab, wenn er auf eine Antwort wartete.< 

“Ab wann?” fragte ich. Meine Stimme klang genauso hohl wie ich mich fühlte. Klar, eigentlich sollte ich mich freuen, ab sofort nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit eine Strafe zu bekommen oder Stundenlang in einem Raum eingesperrt zu werden. Ich sollte wahrscheinlich in Tränen ausbrechen und Freudensprünge machen, weil ich endlich von hier weg konnte, ohne dafür abhauen zu müssen, doch irgendwie war da nichts von den Gefühlen, welche die meisten Menschen in solchen Situationen verspürten. 

In dem Moment war da nichts als Leere. Meine Gedanken spielten Verrückt. Sie brachten mich in die Zeit zurück, welche ich unbedingt vergessen wollte und gleichzeitig zeigten sie mir all das, was ich in den sechs Jahren, welche ich hier verbracht hatte, erleben musste. Die guten, aber auch schlechten Dinge. 

“Du klingst nicht gerade überzeugt.” sagte Herr Yamada. Fast hätte ich über seine Aussage gelacht. 

“Ab wann?” 
Dieses Mal klang meine Stimme fordernd und kalt. Ich hatte keine Lust auf ein Gespräch, erst Recht nicht mit diesem Typen. 

Herr Yamada schwieg. Er musterte mich neutral, ehe er sich langsam erhob und an das Fenster hinter seinem Stuhl stand. 
“Ab nächster Woche.” antwortete er. Ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte.

Der großgewachsene Mann verschränkte die Arme hintereinander, während sein Blick sein Territorium überflog. 

Ich starrte ihn abwartend an, als wüsste ich genau, dass das noch lange nicht alles war, was er zu sagen hatte, womit ich anscheinend auch recht hatte, denn keine Minute später fuhr er fort: “Mit deinem Vater wurde alles bereits abgesprochen. Er wird dich Sonntag Abend abholen. Seh zu, dass du gegen 17 Uhr gerichtet vor dem Schultor stehst, um ihn zu empfangen.”

Erneut nickte ich, was er wieder nicht sehen konnte. 

Meine Schule legte abgesehen von einigen Foltermethoden auch großen Wert auf gutes Benehmen, weshalb jeder Schüler mehrmals in der Woche einen Kurs besuchen musste, in welchem man all die Sitten der guten Manieren gelehrt bekam und am Ende des Jahres sein können mit einer glanzvollen Leistung unter Beweis stellen musste. 

In den sechs Jahren, welche ich nun schon hier verbracht hatte, war ich bereits vier Mal bei diesen Prüfungen durchgeflogen.
Einmal, weil ich meine Meinung offen und Unbarmherzig einem Testleiter ins Gesicht geklatscht hatte, ein anderes Mal, weil ich vom vorgegebenen Konzept abgewichen bin und statt Kuchen und Tee nur Donuts und Kakao auf den Tisch gestellt hatte, wobei ich diese Süßigkeiten bei weitem besser fand als den trockenen Pflaumenkuchen, welchen ich sonst hätte servieren sollen.
An die anderen beiden Male konnte ich mich nicht mehr erinnern, nur noch an den Teil, wo ich im Krankenflügel erwacht bin und die Ärztin gemeint hatte, ich wäre erneut durchgeflogen. 

Na ja, was sollte man da schon tun? 

“Miss Olsen? Haben Sie es verstanden oder muss ich mich nochmal wiederholen?” fragte Herr Yamada. Ich fuhr erschrocken zusammen, als ich bemerkte, dass seine grünen Augen mich fordernd anfunkelten. 

Lloyd hatte auch grüne Augen, doch seine waren tausendmal schöner anzusehen. Die Augen des Grünlings hatten immer dieses beruhigende Funkeln, was ihn um einiges liebenswerter machte, als er sowieso schon war. -Jedenfalls, wenn er nicht gerade in seinem Wahn des Lebensrettens war. Manchmal glaubte ich wirklich, er hatte so langsam eine Sucht danach entwickelt.

“Miss Olsen?” 

Die Stimme meines Rektors durchfuhr mich wie ein Schwert. Er klang nicht nur fordernd, sondern auch sauer. 

“Nein, Sir. Ich habe verstanden.” antwortete ich und verdrehte innerlich die Augen. Da war er wieder, der eingebildete, unfreundliche und hasserfüllte Mann, der es liebte seine Schüler zu schikanieren. Ich bereute es schon fast, auch nur einen Gedanken an diesen Mistkerl verschwendet zu haben. 

“Da bin ich ja beruhigt. Ihr Vater ist ein sehr geschätzter Mann, wie Ihr ja wisst. Er hat Ihnen Ihren höheren Stand an der Schule ja auch ermöglicht, weshalb wir ihn keinesfalls enttäuschen wollen, wenn seine Tochter nach sechs Jahren wieder Zuhause einzieht. Nicht wahr, Miss Olsen?” hinterfragte Herr Yamada weiter. 

Ich konnte den Typen nicht ausstehen. Aus seinem Mund klang mein Nachname wie eine Morddrohung, obwohl meine Familie eigentlich recht entspannt war. Jedenfalls wenn man ihnen nicht in die Quere kam, während sie ihre Geschäfte machten. 

Dad war ein sehr gefragter Mann, vor allem aber in der Unterstadt Ninjagos. Dem Verborgenen, der Ort, an den sich niemand traute, selbst wenn man die besten Schusswaffen der Welt besitzen würde. Menschen, die in die Unterwelt gehen, sind meistens auf der Suche nach ihrem Tod. 

Sobald Herr Yamada von (V/N) zu Miss Olsen gewechselt hatte, wusste ich es ging um geschäftliche Dinge zwischen ihm und meinem Vater. 

Mein Dad leitete die stärkste Organisation des Untergrundes. Sie selbst nannten sich die Shadowhiders. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob denen kein besserer Name eingefallen war oder ob ihnen überhaupt bewusst war, wie dämlich der Name klang. 

Auch wenn Dad in der Unterstadt seine Spielchen trieb, Leute abknallte und grob gesagt tat, was er für richtig hielt, hatte er noch nie ein Problem mit Lloyd gehabt. Seit der Blondkopf als grüner Ninja bekannt wurde mochte er ihn sogar noch lieber, als damals wo er noch zu den “Bösen” gehörte. Immer wenn ich Dad nach dem Grund dafür fragte, sagte er jedes Mal nur, dass er sich so sicher sein kann, dass mir nichts passieren würde. Bei wem wäre ich den Sicherer, als bei dem grünen Ninja? Meinen Vater ausgenommen.

Es war ja nicht so, dass ich eine erfahrene Schützin war und seit Jahren die verschiedensten Kampfarten erlernte.
Nein, ganz im Gegenteil natürlich.
Das war aber typisch für den 39 Jahre alten Mann, welcher mich immer noch für nutzlos hielt, wenn es um seine Aufträge ging. In Wirklichkeit hatte er aber nur Angst, dass mir etwas passieren könnte und ich genauso enden würde wie meine Mutter. Tot. 

Lloyd weiß das Dad so einiges in der Unterstadt trieb, was laut den Gesetzen illegal war, doch er hatte ihm versprochen ihn nicht zu verraten. Noch dazu hatte der Blonde extremen Respekt vor meinem Vater, wodurch es mich wunderte, dass er sich überhaupt noch ins Haus traute. 

>Wie fandet ihr das Kapitel?<

Heartbeat | Lloyd G. x ReaderWhere stories live. Discover now