Teil 9

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„Ich sehe ihn noch genau vor mir, an diesem Tag, an dem er mich entführt hat. Die Erinnerung ist wie ein zartes, geflügeltes Geschöpf, für immer eingeschlossen in einer Hülle aus Bernstein. Seine schwarzen Augen funkelten im Schein des Mondes. Funken tanzten darin, wie winzige Irrlichter einer verschwundenen Welt. Sie versprachen mir ein Geheimnis, vielleicht auch ein Abenteuer. Ich wollte damals beides.
Wie hätte ich denn sonst, damals blind und taub, die vielen Warnsignale übersehen können.
Ich sah nur die stumme Frage hinter dem Schein in seinen Augen.
Willst du?
Es hätte alles bedeuten können.
Willst du mit mir kommen?
Willst du mit mir schlafen?
Willst du, dass ich dich entführe?"

**Entführt, Bis du mich liebst von Mila Olsen, Prolog**
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Ihr fragt euch bestimmt, wie ich jene Nacht überstanden hatte. Jedes Mal wachte ich schweißgebadet und flämmend auf. Jede Stunde auf's Neue. Nicht einmal konnte ich wirklich in den Tiefschlaf fallen. So hatte ich nicht mal die Möglichkeit, alles in einem Traum zu verarbeiten. Die ganze, schreckliche Situation ließ mich kotzten. Viel zu viel ging mir durch den Kopf.
04:20 Uhr stand in roten, dicken Digitalzahlen auf dem schwarzen Wecker, der neben mir auf dem Nachttisch stand. Auch die fremden Bilder an den Wänden grinsten mich schief an. Da ich eh nicht schlafen konnte, stieg ich aus dem eigentlich gemütlichen Bett. Void hatte mir, nach seinem Ausraster, mein eigenes Zimmer gegeben. Keine Ahnung, wo er sich aufhielt, war mir auch egal, solange er mir nichts antat und ich, ohne gestört zu werden, meinen Fluchtplan schmieden konnte, war „alles" gut.

Auf den Bildern waren glückliche Kinder und Eltern zu sehen. Wahrscheinlich die, denen das Haus einst gehört hatte. Jetzt hatten sie wahrscheinlich nichts mehr zu lachen, zumal ihr Vater alias Großvater alias Uhrgroßvater alias Mann, ausgenobbt, ausgesaugt und danach auf den imaginären Leichenhaufen Void's geschmissen wurde. Bei der Vorstellung, das Selbe könnte genauso gut mit mir passieren, drehte sich mein Magen. Void würde mir Schmerzen zufügen, um sich zu ernähren. Kreislauf des Lebens? Könnte man das in diesem Falle so sagen? Er ernährt sich von dem, was zwar für uns wichtig, aber eigentlich ungewollt ist. So bleibt er am Leben und wir sind unseren Großteil an Gefühlen los. Für manche doch ein „gefundenes Fressen" beider Seiten.

Für mich jedenfalls nicht. Ich konnte gut mit Gefühlen umgehen und kann es auch immer noch, außer, wenn es um diese Gefühle geht, oh, da kann ich euch eine Geschichte erzählen... Gefühle sind das Schlimmste. Sie können dich zerstören und dann am Ende noch niederträchtig auf dich drauf spucken. Aber sie sind wichtig. Genau das hielt ich mir immer vor Augen und sollte ich auch weiterhin, obwohl sie wortwörtlich mein komplettes Leben und mein Dasein änderten. Fast schon so, als würde es die ganze Zeit nur um sie gehen. Nicht um das, was mein Verstand wollte. Sondern nur dieser eine, kleine Impuls ließ mich schreien. Ich wünschte, ich hätte damals alles abgeschaltet, aber das kann ich nicht mehr und ihr seht ja, was draus geworden ist.

Mein Magen knurrte. Frühstück, schrie er. Ich konnte mich nicht mal daran erinnern, wann ich das letzte Mal etwas gegessen hatte. Ich könnte jetzt echt was zu Essen vertragen. Und zu lesen. Man, hätte ich einen Wunsch frei, und könnte mich nicht hier raus wünschen, würde ich mir ein Stapel Bücher herbeiwünschen. Fantasy. Und eine Romanze. Fantasy-Romanze wäre Luxus.

So oft ich es auch probierte, ich bekam die Tür nicht auf und selbst wenn, wo sollte ich dann hin? Rennen? Void würde mich eh fangen. Wenn nicht, was ich stark bezweifelte, wohin dann? Ich war untertrieben weit weg von zu Hause. Ob jemand wohl schon mitbekomme hatte, dass ich weg war? Dass ich wie von Erdboden verschluckt war? Vielleicht das Rudel? Oder mein Dad? Nein...

In dem Zimmer stand nicht viel. Ein Doppelbett, ein langer, brauner Schrank, wo nur Männerklamotten drinnen waren, ein kaputter Fernseher und ein großes Fenster mit Fensterbank. Wenn man raus blickte, sah man den Garten, wo ich vor etwa ein paar Stunden, dem braunen Hasen das Leben gerettet hatte. Was auch immer ich jetzt tun würde, ich erschrak mehr, als jemand oberkörperfrei und mit einem weißen Handtuch in mein Zimmer spaziert kam.
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Holy...Platz #2 bei #Void Stiles (zumindest waren wir es einmal... keine Ahnung, ob es immer noch so ist. Es ändert sich ja immer)

Krass...danke!! Auch an alle, die bis hier hin gelesen haben!

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⏰ Last updated: May 18, 2022 ⏰

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