Kapitel 10: Verrat und Loyalität

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Jetzt da sie wussten, dass der Avatar tatsächlich noch existierte, wurde das Leben auf hoher See doch abwechslungsreicher. Sie hatten eine Spur, der sie folgen konnten und ein Gesicht, das sie suchen konnten. Allerdings hatten sie auch ein Problem mehr: Commander Zhao hatte ebenfalls erfahren, dass der Avatar noch am Leben war und auch er wollte alles daransetzten, den Avatar zu schnappen. Und seine Chancen waren weitaus besser als die von Prinz Zuko. Er verfügte über mehr Mittel und eine größere Mannschaft, um den Avatar zu jagen, schließlich befehligte er eine ganze Flotte der Feuermarine. Und Prinz Zuko hatte nur dieses kleine und teilweise ramponierte Schiff.

Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen folgten sie auch weiterhin jeder noch so kleinen Spur. Aber mit der Rückkehr des Avatars häuften sich auch die Hinweise. Überall wollte jemand den zurückgekehrten Avatar gesehen haben. Es war unmöglich herauszufiltern welche dieser Sichtungen hilfreich waren, vor allem aber ließ sich daraus nicht erkennen, wohin der Avatar wollte. Mal war er Richtung Norden unterwegs, dann wechselte er überraschend wieder zurück Richtung Süden. Es war fast so, als wollte er sie absichtlich auf eine falsche Fährte führen.

Prinz Zuko konnte dieser Fährte zwar hinterherfahren, aber er würde mit diesem Schiff kaum einen fliegenden Bison einholen können. Erschwerend kam noch hinzu, dass jeder falsche Hinweis seine Laune auf einen neuen Tiefpunkt sinken ließ. Sein Temperament ging viel zu oft mit ihm durch und er verlor nach jedem Rückschlag aufs Neue die Beherrschung. General Iroh versuchte zwar immer wieder, ihm gut zuzureden, war damit aber nur mäßig erfolgreich.

Ishizu persönlicher Nullpunkt war erreicht gewesen, nachdem sie an einem Morgen verschlafen hatte und ihren Dienst ein paar Minuten zu spät angetreten hatte. Unter normalen Umständen wäre das kein großes Problem gewesen, aber Ishizu hatte einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Prinz Zuko hatte sie wegen ihrer Verspätung zwanzig Minuten lang vor versammelter Mannschaft angebrüllt und beschimpft. Zugegeben, sie hatte sich anfangs darüber geärgert, aber sie war weder die Erste noch die Letzte gewesen, mit der Prinz Zuko so umgegangen war. Also hatte sie versucht, es nicht persönlich zu nehmen.

Ihren letzten Hinweis hatten sie von einigen Fischern und Händlern aus dem Erdkönigreich bekommen. Laut ihnen hielten sich der Avatar und seine Freunde derzeit in einem kleinen Dorf auf der Kyoshi-Insel auf. So schnell sie konnten steuerten sie die besagte Insel an und bereiteten sich auf ein eventuelles Zusammentreffen vor. Ishizu war aufgeregt. Vielleicht würden sie den Avatar tatsächlich noch einmal antreffen. Und dieses Mal würde Prinz Zuko ihn bestimmt nicht unterschätzen.

...

Bewaffnet und in Uniform marschierten sie durch das kleine Dorf und suchten in jedem Winkel nach dem Avatar. Das Dorf, in dem er sich angeblich versteckt hielt, war nicht nur klein, es war mickrig. Kein Wunder, dass die Feuernation hier noch nicht eingefallen war. Hier gab es bestimmt Nichts zu holen. Nichtsdestotrotz gingen die Soldaten nicht gerade zimperlich mit den Einwohnern um. Unerbittlich wurden Türen eingeschlagen, Wohnstätten verwüstet und Dächer in Brand gesteckt. Ishizu half nur zögernd mit. Es war nicht richtig, aufgrund irgendwelcher Gerüchte in dieses Dorf einzufallen und alles um sich herum zu zerstören. Sie fühlte sich schlecht dabei.
Innerhalb weniger Minuten hatten die Soldaten alle Einwohner auf einen Haufen zusammengetrieben und begannen mit den Befragungen. Fast schon dachte Ishizu, sie würden dieses Dorf ohne Probleme durchsuchen, und dann weiterziehen können. Aber sie lag falsch. Wie aus dem Nichts wurden sie plötzlich von einer Gruppe junger Frauen und Mädchen angegriffen.

Es gelang den Frauen leicht, einige Soldaten zu entwaffnen und zu Boden zu bringen. Sobald der Überraschungsmoment allerdings weg war, hatten sich die meisten Soldaten, vor allem aber Prinz Zuko an die neue Situation gewöhnt, und ließen sich nicht mehr so schnell überwältigen. Wenigstens waren sie jetzt mit ihnen ebenbürtigen Gegnerinnen beschäftig und ließen die einfachen Bewohner mehr oder weniger in Ruhe.
Ishizu versuchte sich zurückzuhalten und sich aus den Kämpfen rauszuhalten. Aber es gelang ihr nicht besonders gut. Sie trug die Uniform der Feuernation, also war sie der Feind, egal was sie tat oder eben nicht tat. Die Dorfbewohner versuchten die Soldaten loszuwerden, und damit auch Ishizu. Zwei der kämpfenden Mädchen hatten sich vor Ishizu gestellt und versperrten ihr den Weg. Eines der Mädchen war allen Anschein nach sogar jünger als Ishizu selbst, aber in ihrem Gesicht war kein Funke Angst zu sehen. Das war Wahnsinn, dachte Ishizu im Stillen. Sie kämpften hier gegen Greise und Kinder.

„Verschwindet von hier! Ich will euch nichts tun! Wir sind nur auf der Suche nach dem Avatar!", blaffte sie die Mädchen an. Unbeeindruckt setzten die beiden stattdessen zum Angriff an und Ishizu musste einen Schlag direkt ins Gesicht einstecken. Sie versuchte sich so gut es ging zu wehren, ohne ihre Gegnerinnen ernsthaft zu verletzen, aber gerade als sie ein paar halbherzige Schläge und Tritte austeilte, tauchte links von ihr eine Feuerkugel auf.
„Was soll diese Kinderscheiße hier?", fuhr sie ein Soldat an und schubste sie zur Seite. Ishizu hatte keine Zeit darauf zu reagieren, er schenkte ihr bereits keine Aufmerksamkeit mehr. Sie nutze die Gunst der Stunde und verzog sich mit schnellen Schritten in den Hintergrund. Geschockt und mit Herzrasen sah sich ihre Umgebung an. Das letzte was Ishizu wollte, war Unschuldige verletzen und deren Häuser zerstören. Aber genau das taten sie gerade.

Alles um sie herum stand in Flammen. Der Schweiß tropfte ihr bereits von der Stirn. Wenn sie weitermachten, würde bald das gesamte Dorf und der umliegende Wald in Schutt und Asche liegen und nichts mehr von davon übrig sein. Die Flammen hatte den Himmel bereits in ein helles Rot getaucht und der Geruch von Rauch lag in der Luft. Langsam musste das Atmen den Nichtbändiger schwerfallen und bestimmten würden es nicht mehr lange dauern, bis die ersten Personen bewusstlos wurden. Ishizu stand wie versteinert da. Sie konnte weder ihre Befehle ausführen, noch war sie in der Lage dazu, dass alles aufzuhalten.

Etwas weiter weg von ihr entfernt entdeckte Ishizu Prinz Zuko, der gerade mit dem Avatar zu kämpfen schien. Der Avatar war also tatsächlich hier und sie hatten dieses Dorf wenigstens nicht umsonst überfallen. Ishizu ballt ihre Hände zu Fäusten und merkt, wie Wut in ihr aufstieg. Das Feuer um sie herum wurde widerspenstiger. Sie wusste nicht genau auf wen sie wütend war. Den Avatar, weil er sich hier versteckt hatte? Prinz Zuko, weil er auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen wollte? Oder doch auf sich selbst, weil sie sich in diese Situation gebracht hatte und jetzt nicht weiterwusste?

Zornig behielt sie Prinz Zuko und den Avatar im Auge, auch wenn sie nicht genau erkennen konnte, was zwischen ihnen vor sich ging. Um sie herum wurde ununterbrochen geschrien und Anweisungen gebrüllt, aber Ishizu konnte nichts davon wirklich verstehen. Sie spürte, wie ihre Untätigkeit ihr die Brust zuschnürte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber schlussendlich entschied sich der Avatar doch für die Flucht. Prinz Zuko erklärte ihre Arbeit hier für erledigt und sie kehrte dem Dorf den Rücken zu. Sie ließen es brennenden zurück und liefen so schnell wie möglich zurück auf das Schiff. Zuko wollte unter keinen Umständen die Spur des Avatars verlieren.

Zurück auf dem Schiff hatten sie demensprechend auch kaum Zeit, um sich zu erholen. Energisch erteilte Prinz Zuko unzählige Befehle und setzte alles daran, denn Avatar und seinen fliegenden Bison ja nicht aus den Augen zu lassen. Sie waren alle ausgelaugt und müde, teilweise auch verletzt, aber er schien sich keine Gedanken darüber zu machen. Erst nachdem General Iroh an sein Gewissen appellierte, ließ er es langsamer angehen und verschwand anschließend in seine Kabine.

Zwei Stunden später konnte auch Ishizu endlich zurück in ihre Kabine. Dort zog sie sich erleichtert die schwere Uniform aus und tauschte sie gegen locker sitzende Gewänder aus. Heute würden sie nicht mehr kämpfen, und selbst wenn, dann würde sie das eben ohne Uniform tun. Ihr Körper konnte die schwere, teilweise metallene Uniform einfach nicht mehr länger tragen. Wenn sie sich nicht irrte, hatte sie die Uniform heute fast 20 Stunden am Stück getragen.

Schlimmer als die körperlichen Schmerzen war allerdings das schlechte Gewissen, das an ihr nagte. Sie hatten eine Spur der Verwüstung hinterlassen und so viele Menschen gefährdet. Ishizu befand sich in einem Zwiespalt: Sie wollte nicht Angst und Schrecken verbreiten, aber sie wollte das Schiff auch nicht verlassen. Nicht jetzt, wo der Avatar wieder da war.

....

Als Ishizu am nächsten Morgen wach wurde, gab es keine Faser in ihrem Körper, die nicht schmerzte. Es fiel ihr schwer, aus dem Bett zu steigen und sich anzuziehen. Jede Bewegung verursacht einen anhaltenden stechenden Schmerz, der sie wohl auch noch länger begleiten würde. Zu allem Überfluss hatte sich unter ihrem Auge, dort wo sie gestern getroffen wurde, auch noch ein hässlicher blauer Fleck gebildet. Wenigstens hatte sie keine ersteren Verletzungen davongetragen.

Mit schweren Schritten und noch immer müde marschierte sie durch die Gänge des Schiffes zur Kombüse. Ishizu hatte hatten gestern nichts mehr Essen können und riesengroßen Hunger. Als sie die Kombüse erreichte, herrschte dort schon reges Treiben. Beim Betreten spürte Ishizu die Blicke der anderen, versuchte sich aber nichts dabei zu denken. Es war seltsam, den normalerweise war sie den meisten Soldaten egal. Sie ignorierten Ishizu nicht, zeigten aber auch kein besonders großes Interesse an ihr. Nichtsdestotrotz steuerte sie eine kleine Gruppe Männer an und ließ sich müde an ihren Tisch sinken. Sie murmelte irgendeine Begrüßung vor sich hin und goss sich wortlos einen aufgebrühten Tee ein.

„Der Leutnant hat nach dir gesucht.", riss einer der Männer sie aus den Gedanken. „Er hat nicht gerade gut gelaunt gewirkt."
„Er war wütend. Hat fast schon geschrien, als er dich hier gesucht hat.", ergänzte ein anderer und brachte Ishizu damit vollkommen durcheinander.

Sie schloss für einen Moment die Augen und seufzte angespannte. Ishizu hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen, da war sie sich sicher. Was auch immer es war, sie wollte nicht noch mehr Ärger auf sich ziehen. Ohne den Tee auszutrinken und ohne auch nur einen Bissen gegessen zu haben, machte sie sich mit schnellen Schritten auf den Weg zur Steuerkabine.

....

„Eine Uniform macht aus dir noch lange keine Soldatin. Disziplin, Gehorsam und die Bereitschaft für die Feuernation zu sterben. Und zu töten. Das macht gute Soldaten aus. Du hingegen hast gestern nichts von alledem gezeigt. Anstatt zu kämpfen und nach dem Avatar zu suchen, bist du nur tatenlos herumgestanden.", kam Leutnant Jee ohne Umwege zum Punkt, sobald Ishizu in der Steuerkabine eintraf.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass gestern jemand auf sie geachtet hatte. Aber das war ganz offensichtlich doch der Fall gewesen. Ishizu verschränkte die Arme hinter dem Rücken und spannte die Schultern an. Das würde wohl ein ernsteres Gespräch werden. Sie wollte nicht für die Feuernation sterben und schon gar nicht wollte sie andere Menschen töten. Aber das konnte sie nicht sagen, also blieb sie still.

„In einem Kampf muss man sich ausnahmslos auf alle Mitstreiter verlassen können. Aber du hast mit deinem Verhalten nicht nur die Mission gefährdet. Du hast auch deine Kammeraden in Gefahr gebracht. ", fuhr er fort, während Ishizu noch immer starr und wortlos nach vorne blickte.

Leutnant Jee ging weiter vor ihr auf und ab und warf ihr finstere Blicke zu. „Du bist eine gute Feuerbändigerin, aber das allein reicht nicht. Wenn du in Zukunft nicht nur zum Boden Schrubben eingeteilt werden willst, wird du dich zusammenreißen. Und du wirst andere Kampftechniken, abseits vom Bändigen, trainieren."

Ishizu versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber sie bereute es jetzt, heute überhaupt aufgestanden zu sein. Schmerzen am ganzen Körper, diese Ermahnung und Gewissenskonflikte – heute war eindeutig nicht ihr Tag. Und der Tag war noch jung.

„Du solltest dir das gut merken. Du kannst jetzt wegtreten."

....

Eine Woche später bekam Ishizu die nächste Gelegenheit ihre Loyalität unter Beweis zu stellen.

Sie hatten an einem Ufer an der südlichen Seite des Erdkönigreichs angelegt. Prinz Zuko befahl ihnen, in den umliegenden Dörfer nach dem Avatar zu suchen und wenn nötig alles auf den Kopf zu stelle. Aber sie waren auch hier nicht erfolgreich und würden in zwei Tagen wieder abreisen. Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, wollte Ishizu die umliegende Gegend auf eigene Faust erkunden und sich umsehen. Nach einer einstündigen Wanderung gelang sie in ein Dorf, dass andere Soldaten wahrscheinlich gestern schon durchsucht hatten. Nichtsdestotrotz wollte sie sich hier umschauen. Nicht so sehr, weil sie den Avatar finden wollte, sondern viel mehr, weil sie wissen wollte, wie die Dörfer der Erdnation lebten.

Um nicht sofort aufzufallen hatte sie ihre Rüstung gegen leichte Freizeitkleidung in dunklen Farben getauscht und trug ihr Haar halb offen. Es war ein schönes und leichtes Gefühl, einmal nicht die schwere Rüstung tragen zu müssen. Vor allem aber freute es sie, dass niemand sie ängstlich beäugte. Ishizu hasste es, dass ihre Uniform diese Reaktion bei anderen Menschen hervorrief.

Unbekümmert marschierte sie durch den Markt und sah sich vor allem die vielen Fruchtstände an. Von Mangos, über Papayas und Kiwis, bis hin zu Zitrone war die Auswahl enorm groß. Ishizu hatte kein Geld bei sich, deswegen nutzte sie die Gelegenheit und steckte schnell eine Mango ein, als der Verkäufer gerade mit einem jungen Mädchen feilschte. Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen, aber der Händler würde eine fehlende Mango bestimmt verkraften. Als sie sich das Mädchen genauer ansah, kam sie Ishizu plötzlich bekannt vor. Sie beobachtete das Mädchen noch länger und ging ihr mit genügend Abstand zur nächsten Markthütte nach. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: das war das Mädchen vom südlichen Wasserstamm, das mit dem Avatar unterwegs war!

Nachdem das Mädchen ihren Einkauf erledigt hatte, traf sie sich tatsächlich mit dem Avatar und dem andere Jungen vom Wasserstamm. Ishizu war aufgeregt und spürte ein nervöses Kribbeln in ihrem Körper. Leutnant Jees Worte halten in ihren Kopf wieder. Niemand wusste, dass sie hier war. Und niemand wusste, dass sie den Avatar gesehen hatte. Ishizu hatte noch Zeit, um sich ihre nächsten Schritte zu überleben. Fürs erste würden ihr Beobachtungen genügen.

Sie konnte nicht wirklich verstehen, worüber die drei redeten – dazu stand sie viel zu weit weg, aber sie machten sich kurz darauf auf den Weg tiefer ins Dorf. Sie folgte ihnen zum anderen Ende des Dorfes, durch ein kleines Waldstück bis zu einem Tempel. Offensichtlich waren sie hierhergekommen, um hier ihren weiteren Plan in Ruhe zu besprechen. Ishizu versteckte sich so gut es ging hinter einem der umliegenden Bäume und versuchte zu lauschen. Wenn sie sich nicht irrte, redeten sie über den nördlichen Wasserstamm.

Unauffällig beobachtete sie den Avatar und seine Freunde bis zum Sonnenuntergang. Sie war ihnen weiter bis zu ihrem Lager gefolgt und wartete jetzt darauf, dass die Kinder einschliefen. Die Nacht brach schnell über sie herein und Ishizu musste sich anstrengen, nicht selbst einzuschlafen. Sie war müde, es war dunkel und ihr war langweilig.
Als sie sich sicher war, dass keiner von ihnen mehr wach war, kroch sie so leise wie möglich zur Schlafstelle des Avatars. Bei ihrem Tempo dauerte es eine Ewigkeit, bis sie den ihn erreichte und nun neben seinem schlafenden Körper saß. Sie legte ihm die Hand auf den Mund und sich selbst den anderen Zeigefinger auf die Lippen. Er wurde schnell wach und sah sie erschrocken. Im ersten Moment versuchte er, sich von ihrem Griff loszumachen, aber sie drückte ihm den Mund nur noch fester zu. Ishizu deute ihm nochmal, sich leise zu verhalten und er lenkte tatsächlich ein.

Was sie als nächstes tat, war riskant, aber hier konnte sie nicht mit ihm reden. Sie nahm die Hand von seinem Mund und wartete eine Sekunde, ob er einen Laut von sich geben würde. Sie könnte es wahrscheinlich mit ihm und den anderen beiden aufnehmen, aber einen Kampf zu vermeiden, war die bessere Option. Mit ihren Lippen formte sie die Worte „sei leise" und versuchte ihm so eindringlich wie möglich anzusehen. Der Avatar blieb stumm und Ishizu zog ihm am Handgelenk weiter weg von seinen schlafenden Freunden.

„Ihr müsst hier verschwinden.", flüsterte sie, als sie einen ausreichenden Abstand zu den anderen beiden erreicht hatte. Der Avatar hatte nun einen noch verwirrteren Gesichtsausdruck aufgelegt und sah sie fragend an. „Prinz Zuko und seine Männer sind ganz in der Nähe, sie suchen alle Dörfer nach dir und deinen Freunden ab. Deswegen müsst ihr jetzt aufbrechen.", erklärte Ishizu so leise wie möglich. Sie hielt ihn noch immer am Handgelenk fest und verstärkte instinktiv den Griff.

Er sah sie mit großen Augen und hochgezogenen Augenbrauen an: „Was? Hast du ihn gesehen? Sind sie schon unterwegs hierher" Ishizu seufzte. „So was in der Art. Ich bin ein Mitglied seiner Besatzung." Sie hätte nicht gedacht, dass es möglich war, aber seine Augen wurden noch größer und er riss den Mund auf. Er befreite sich aus ihrem Griff und ging erschrocken einen Schritt zurück. „Das ist ein Hinterhalt!", rief er nun lauter und sah panisch zu seinen schlafenden Freunden. Ishizu reagierte nur mit einem Augenrollen. „Wenn das ein Hinterhalt wäre, würden wir nicht miteinander reden."

Sie ging einen Schritt auf ihn zu. „Das mag sich im ersten Moment womöglich merkwürdig anhören, aber ich will genauso wenig, dass die Feuernation den Krieg gewinnt." sagte sie zu ihm und packte ihn erneut an seinem Handgelenk. „Aber warum bist du dann -?" Noch bevor er seine Frage zu ende stellen konnte, unterbrach Ishizu ihn und zog ihn näher zu sich. „Das tut nichts zur Sache. Früher oder später wird Prinz Zuko erfahren, dass ihr hier seid. Also, Avatar Aang, nutz den Vorteil, den ich euch verschafft habe und verschwindet von hier."

Sie sah ihn eindringlich an und auch er ließ sie keine Sekunde aus den Augen. „Aber ich verstehe nicht. Warum tust du das?" Sie seufzte erneut. Wenn er weiter so viele Fragen stellte, würden sie morgen noch hier stehen. „Wie gesagt, ich will nicht, dass Feuerlord Ozai den Krieg gewinnt. Aber ich werde Prinz Zuko nicht verschweigen, dass ihr hier wart. Ich brauche 2,5 Stunden zurück zum Lager. Bis dahin solltet ihr weg sein." Sie hatte sich zu ihm vorgebeugt. „Verschwindet von hier. Jetzt!"

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ sie ihn stehen und machte sie auf den Rückweg. Müde war sie jetzt überhaupt nicht mehr. Ganz im Gegenteil, sie war aufgeregt und voller Adrenalin. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Auf dem Weg zum Lager musste sie sich immer wieder daran erinnern, nicht zu früh anzukommen; sie wollte nicht zu schnell sein, damit der Avatar genug Zeit hatte von hier zu verschwinden.

Als sie im Lager ankam war es noch immer dunkel und ruhig. Es waren zwar einige Soldaten für die Wache eingeteilt, aber sie waren eingeschlafen, also konnte Ishizu seelenruhig zu Prinz Zukos Zelt marschieren. Das Letzte was sie jetzt wollte, war irgendwelchen Soldaten erklären, warum sie Mitten in der Nacht sein Zelt betreten musste. Unschlüssig st8arrte Ishizu das besagte Zelt an. Sie konnte schlecht einfach so da hineinspazieren. Auf ihn zu warten, bis er von selbst wach wurde war auch keine Option. Wenn er am Morgen erfuhr, dass sie diese Information so lange für sich behalten hatte, würde er sie wahrscheinlich auf der Stelle umbringen lassen vor Wut.

Sie ging langsam und so leise wie möglich in das Zelt. Prinz Zuko lag in seinem Bett mit dem Rücken zu ihr gedreht. Sie konnte sehen, dass sich sein Körper gleichmäßig im Rhythmus seiner Atmung hob und senkte. Auf allen vieren kroch sie zu seinem Schlafplatz und blieb unschlüssig davor sitzen. „Prinz Zuko, wacht auf!", flüsterte sie. Aber er schien sie nicht zu hören. Etwas lauter und näher zu ihm gebeugt, aber noch immer im Flüsterton wiederholte sie ihre Worte.

Aber auch dieses Mal wurde er nicht wach. Ishizu biss sich genervt auf die Unterlippe. Sie rückte noch ein Stück näher und legte ihre Hand auf seine Schulter. Gerade als sie ihn leicht schüttelte, packte er sie ruckartig am Handgelenk und zog sie mit einem schnellen Ruck auf die andere Seite. Schneller als sie reagieren konnte, lag sie plötzlich neben seinem Bett und Prinz Zuko war über sie gebeugt. Mit beiden Händen fixierte er sie an den Schultern und drückte sie fest gegen den Boden.

Verwirrt und wahrscheinlich noch ihm Halbschlaf sah er sie an. Im nächsten Augenblick ließ er schnell von ihr ab und setzte sich neben sie. „Verdammt was machst du hier?", fragte er Ishizu, während er sich den Schlaf aus den Augen wischte. „Schleich dich nicht mehr an mich ran. Ich hätte dich umbringen können. Wie bist du überhaupt reingekommen?" Ishizu hatte sich wieder aufgerichtet und klopfte sich den Dreck von der Kleidung.

„Ich war noch in einem der umliegenden Dörfer.", begann sie stockend mit ihrer Erklärung. Sie musste jetzt die richtigen Worte finden. „Dort hat mir einer der Weinhändler erzählt, dass der Avatar bis gestern Nachmittag noch dort gewesen ist. Laut ihm hat er sich aber wieder auf den Weg nach Norden gemacht.", berichtet sie ihm. Es war zum Teil die Wahrheit, sie log ihn also nicht wirklich an. „Ich dachte, ihr wollt das vielleicht sofort wissen. Und nicht es morgen Früh."

Sofort sprang Prinz Zuko, lief aus dem Zelt und scheuchte die anderen Soldaten auf. Sie würden in einer Stunde aufbrechen.

Feuerwächterin | Avatar FanfictionWhere stories live. Discover now