Kapitel 46: Das Gasthaus "Zum Dicken Mönch"

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Entgegen allen Erwartungen wurden Ishizu und Zuko trotz des Unwetters nicht krank. Exotische Frösche blieben ihnen also erspart. Stattdessen konnten sie ihre ganze Kraft und Aufmerksamkeit darauf richten, die kommenden Wochen zu überleben. In den Tagen, die nach dem Unwetter kamen, versteckten sie sich in Höhlen, Mulden oder selbstgebauten Unterschlüpfen. Nie blieben sie lange an einem Ort.

Ziellos durch die Wälder der Feuernation zu streifen und von Insel zu Insel zu reisen war ermüdend und kräftezehrend. Ishizu hatte mehrere Blasen an den Füßen, und Zuko ging es vermutlich ähnlich. Trotzdem gingen sie weiter und machten so wenige Pausen wie nötig.

Ihr Essen jagten und sammelten sie im Wald. Gelegentlich stahlen sie auch Gemüse und Früchte, die sie in einem unbewachten Garten fanden. Aber immer nur so viel, wie die Besitzer verkraften konnten. Zwei Mal überfielen sie sogar ein paar Soldaten der Feuernation. Nicht so sehr wegen den Vorräten, sondern einfach, weil sich ihnen die Gelegenheit bot und es sich gut anfühlte.

Und obwohl sie sich noch immer in einer mehr oder weniger misslichen Lage befanden – ohne Avatar war es aussichtslos gegen die Feuernation zu kämpfen – besserte sich ihre Stimmung. Nicht in diesem Schacht fest zu sitzen bewirkte Wunder. Selbst wenn ihr derzeitiges Ziel bloß darin bestand, den Abstand zwischen sich und dem Palast zu vergrößern – das war immer noch besser als nichts zu tun und Löcher in den Himmel zu starren.

Ishizu konnte nicht einschätzen, wie es Zuko damit ging, dass Azula weg war. Falls es ihn belastete oder er wütend war, ließ er sich nichts anmerken. Und wenn Zuko das Thema nicht anschnitt, wollte Ishizu auch nicht über Azula reden. Früher oder später würden sie sich ohnehin sowohl mit Azula als auch mit Ozai beschäftigen müssen. Und je länger sie das hinauszögern konnten, umso besser.

„Denkst du, die anderen haben es ohne Probleme nachhause geschafft?", fragte Ishizu, während sie beobachtete, wie Zuko einen Hasen auseinandernahm. Sie würde sich nie an diesen Anblick gewöhnen und überließ ihm diese Arbeit gerne.

„Appa fliegt schnell.", antwortete er, ohne den Blick zu heben. „Und selbst wenn sie von einem Schiff der Feuernation gesichtet wurden, sie können sich verteidigen."

Ishizu gab einen zustimmenden Laut von sich und warf dann einige Fahndungsplakate in das Lagerfeuer vor ihr. Sie hatte gehofft, dass die Feuernation aufhören würde, nach ihnen zu suchen. Dass sie sich auf ihren Erfolg ausruhen und den Avatar und seine Unterstützer für nicht mehr wichtig erachten würden. In letzter Zeit kam es ihr jedoch so vor, als würden sich die Fahndungsplakate häufen. Aber das konnte natürlich nur Ishizus Paranoia sein, die ihr einen Streich spielte.

Wenn sie unbeobachtet waren, riss Ishizu so viele Plakate wie möglich ab und entsorgte sie. Zuko hielt das für eine sinnlose Zeitverschwendung. Aber Ishizu ließ sich nicht davon abbringen. Wenn sie die Plakate entfernte, fühlte sie sich nicht ganz so machtlos.

„Denkst du, dass es Aang gut geht?", fragte sie, während sie beobachtete, wie ein Flugzettel mit Kataras Gesicht darauf von den Flammen geschluckt wurde.

Jetzt sah Zuko auf und hielt für einen Moment inne. „Er kann auch auf sich aufpassen." Dann machte er mit dem Hasen weiter. „Aber das muss nicht bedeuten, dass es ihm gut geht."

Ishizu seufzte. Manchmal fragte sie sich, ob Aang nicht davongelaufen wäre, wenn sie ihn nicht angeschrien hätte. Wenn sie bloß ein bisschen netter und verständnisvoller gewesen wäre. Aber selbst jetzt noch, Wochen nach dem Kometen und ihrer Niederlage, war ihre Wut auf Aang nicht abgeklungen. Auf eine verquere Art fühlte sie sich von ihm betrogen. Hinters Licht geführt. Getäuscht. Sie hatten all ihre Hoffnungen in ihn gesetzt. Und er hatte sie nicht mal gewarnt. Ihnen nicht gesagt, dass er noch nicht so weit war. Trotzdem machte sie sich auch Sorgen um Aang.

Feuerwächterin | Avatar FanfictionWhere stories live. Discover now