Kapitel 26: Sonnenuntergang in Ba Sing Se

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Als Ishizu am nächsten Morgen wachwurde, stellte sie fest, dass sie noch immer in Zukos Bett lag. Er schien noch zu schlafen und seine Hand ruhte auf ihrer Schulter. Bei jeder anderen Person – bei jedem anderen Mann – wäre ihr diese Situation unangenehm gewesen. Aber bei Zuko war es anders. Neben ihm zu liegen, fühlte sich sicher an. Selbst sein Atem in ihrem Nacken fühlte sich gut an. Sie mochte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Ishizu fand es fast schon schade, dass sie in den darauffolgenden Tagen wieder in getrennten Betten schliefen.

Zukos Verbannung war in den folgenden Tagen kein Thema mehr. Zumindest nicht mehr als sonst. Also kehrten sie wieder zur Normalität zurück, so normal ihr Leben zurzeit eben war. Sie arbeiteten in der Teestube, erledigten Einkäufe und versuchten sich so gut es ging von Problemen fernzuhalten. Zuko war noch immer paranoid. Er führte eine Fehde mit einem anderen Jungen, der überall rumerzählte, dass er ein Feuerbändiger war. Aber abgesehen von diesen Anschuldigungen war bisher noch nichts passiert. Trotzdem schien er auch weiterhin ununterbrochen in Alarmbereitschaft zu sein.

...

Gut gelaunt zog Ishizu Zuko durch die Straßen der Stadt hinter sich her. Sie hatten schon alle Einkäufe für heute erledigt und waren jetzt wieder auf den Weg in ihre Wohnung. Wobei Ishizu sich sehr leicht von Marktständen und Auslagen beeindrucken ließ. Sie waren diese Wege schon oft gegangen, aber jeden Tag entdeckte sie etwas Neues. Bisher unbekannte Früchte, andersartige Gewänder und Gegenstände, deren Nutzen Ishizu nicht ausmachen konnte.

Sie blieb vor einer Auslage stehen und beäugte die darin ausgestellte Glasflaschen. Sie sahen teuer aus. „Was ist denn Feuerwasser?", fragte Ishizu mehr sich selbst, nachdem sie eines der Etikette gelesen hatte. Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, dass Zuko sie belustigt ansah. „Hast du in einer Höhle gelebt?", sagte er lachend. „Ich dachte das Zeug wird ohne Ende in den Kolonien getrunken. Es ist Alkohol. Und er brennt in der Kehle."

Ishizu zuckte so unaufgeregt wie möglich mit den Schultern. Innerlich hatte sie jedoch Angst, sich in ein Netz aus Lügen verstrickt zu haben. Je mehr Zeit sie mit Zuko verbrachte, umso auffälliger wurde, wie wenig sie eigentlich über die Feuernation und ihre Kolonien wusste. „Bei mir zuhause wurde nicht getrunken.", antwortete sie knappe und schlenderte dann weiter zur nächsten Hütte. Sie wusste nicht, ob Zuko sich mit dieser Antwort zufrieden gab, aber er ging nicht näher darauf ein.

In einer abgelegenen Seitengasse entdeckte Ishizu eine kleine Hütte. Sie konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber irgendwas zog sie zu dieser Hütte. Ishizu bog in die Gasse, während Zuko genervte Laute von sich gab. Als sie vor der Hütte standen, entdeckte Ishizu, ein kleines Schild mit dem Wort ‚Wahrsagerin' darauf. Interessiert beäugte sie die Hütte und versuchte einen Blick reinzuwerfen.

„Du glaubst doch gar nicht an diesen Quatsch." Zuko hatte recht, eigentlich glaubte Ishizu nicht an Wahrsagerei und dergleichen. Aber trotzdem fand sie den Gedanken daran aufregend. Vielleicht würde sie einmal allein hier her zurückkommen und sich einen Spaß daraus machen.

„Lass uns einen Umweg über den Hügel gehen!", schlug Ishizu vor, anstatt auf seinen Einwand einzugehen. „Von dort aus haben wir einen freien Blick auf den Sonnenuntergang!" Begeistert griff sie schon nach Zukos Hand und zog ihn die richtige Richtung. Aber Zuko schien noch nicht so viel von ihrer Idee zu halten. Er ging nur zögerlich mit.

„Das ist aber mehr als nur ein Umweg. Der Hügel liegt in einer ganz anderen Richtung.", sagte er. „Wir brauchen mindestens eine Stunde länger, wenn wir über den Hügel gehen. Du kannst jeden Tag einen Sonnenuntergang sehen, auch von unserer Wohnung aus."

Ishizu biss sich auf die Unterlippe. „Komm schon Zuko! Wir haben heute sowieso nichts mehr vor. Eine Stunde mehr oder weniger, was macht das schon für einen Unterschied." Sie wollte den Sonnenuntergang wirklich gerne sehen. Bereits jetzt war abzusehen, dass sich die verschiedensten Farben am Himmel sammeln würde. Diesen Sonnenuntergang nur von ihrer Wohnung aus zu sehen, wäre eine Verschwendung gewesen.

Feuerwächterin | Avatar FanfictionTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon