Kapitel 36

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Fynn

„Es ist doch noch viel zu früh für Weihnachtskekse!", protestiert Sally, als die Zwillinge mit einem dicken Backbuch in der Küche erscheinen. Sallys Mutter, Helene, hat uns gebeten auf die Knirpse aufzupassen, damit sie in Ruhe einkaufen gehen kann.
Nun stehe ich mit Sally und ihren Geschwistern in der Küche und beobachte Sally dabei, wie sie angestrengt nach überzeugenden Contra- Argumenten sucht.

„Es ist nie zu früh für Weihnachtskekse", beteuert eine der Zwillinge. Keine Ahnung welche. Ich kann die beiden nicht unterscheiden.

„Wir haben erst Oktober", meint Sally schwach, doch die Zwillinge haben sich bereits auf die Suche nach den richtigen Zutaten gemacht. Auch Sallys kleinste Schwestern, Lily und Marlie, scheinen begeistert von der Idee zu sein. Lily hüpft aufgeregt auf und ab, während sich Marlie an meinen Arm klammert und zufrieden ihren Kopf gegen mich lehnt.

„Fynn, sag das wir recht haben!", meint jetzt Anni. Oder vielleicht ist es auch Flo. Jedenfalls zwinkert sie mir verschwörerisch zu und erinnert mich dabei einen Moment lang ziemlich an Sally.

„Klar. Kekse sind immer gut",bestätige ich schliesslich und das Mädchen grinst triumphierend in Sallys Richtung.

„Ha! Siehst du!"

Fröhlich hüpft sie auf einen kleinen Schemmel, welcher neben einem Regal steht und hilft ihrer Schwester die Zutaten rauszunehmen.
Seufzend gibt sich Sally geschlagen und beugt sich über das Backbuch um das Rezept durchzulesen.

„Und ihr wollt auch wirklich Spitzbuben machen?" , fragt sie mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Nein", meint eine der Zwillinge und beäugt Sally so schockiert, als ob diese ihr gerade von einem Geist erzählt hätte.

„Wir machen Spitzmädchen!", erklärt nun Liora stolz und Sally schüttelt lächelnd den Kopf und wendet sich zwinkernd zu mir.

„Na wenigstens die feministische Ader haben sie von mir."

~

Eine Stunde später stehe ich mit einer etwas zu kleinen, rosaroten Kochschürze um die Hüfte gebunden in der Küche und helfe Marlie dabei, Mehl aus ihren Haaren zu bekommen.

Die Kekse sind im Ofen und die Küche sieht aus als hätte ein Weihnachtself drüber gekotzt. Überall liegen farbige Streusel und Mehl und an den Möbeln kleben Teigreste und Johannisbeermarmelade.

„So und jetzt alle auf ihre Zimmer und kein Mucks bis Mama heimkommt. Und vor allem kein Fuss mehr in die Küche", meint Sally und scheucht ihre Geschwister mit hektischen Handbewegungen aus der Küche, bis schliesslich nur noch wir beide übrig bleiben.

„Mama wird mich killen wenn sie das sieht", stöhnt sie und lehnt sich erschöpft an die Küchentheke, schreckt aber gleich wieder zurück, weil sie dabei in Marmelade fasst.

„Keine Sorge, das haben wir in ner halben Stunde aufgeräumt. Erinnert mich bisschen an mein Zimmer und da hatte ich auch nicht länger", meine ich und schenke Sally ein Grinsen. Auch sie lächelt nun und schiebt mir einen Schwamm zu.

„Na dann mal los", meint sie und bindet ihre Locke mit einer Handbewegung nach oben.

Während ich den Tresen schrubbe, nimmt Sally den Boden in Angriff und tatsächlich haben wir nicht lange und die Küche sieht wieder einigermassen sauber aus. Zufrieden verstaut Sally Besen und Putzlappen in der kleinen Abstellkammer und hebt die Hand, damit ich zum High-Five einschlagen kann.

„So jetzt müssen wir uns nur noch um dich kümmern", meint Sally dann und mustert mich von oben bis unten. Ich brauche einen Moment um zu begreifen, was sie meint. Trotz der Kochschürze hat mein Pullover nämlich ziemlich was abbekommen.

Vom Leben gezeichnetWhere stories live. Discover now