17. Eine heilige Messe

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Ruf- Der kluge Mann weigerte sich aufzugeben. Sicher, die geliebte Tochter zu verlieren, beging die klügste aller Frauen Selbstmord. Mit dem Tod seiner Frau stand dem Wahnsinn nichts mehr im Weg. Er testete sein Serum an jedem Kind, dass seinen Weg kreuzte und schon bald eilte ihm ein Ruf voraus.

Ava bemühte sich ruhig zu atmen und Williams Hand in ihrer nicht zu zerquetschen als sie Hieronim auf seinem Podium stehen sahen. Er wirkte schwach, aber das wütende Glitzern in seinen Augen brannte sich in ihr Fleisch. Ohne Zweifel hatte Hieronim mehr geplant als eine einfache Messe um die Moral seiner Schafe zu prüfen.

"Hier entlang. Schaut ihn nicht an. Kopf runter.", flüsterte Peter ängstlich und zog sie auf eine Bankreihe im hintersten Teil der Kirche. Peter versuchte sie wohl zu verstecken, doch es nutzte nichts.

Ganz Furia starrte sie an. Jeder wusste, dass etwas vorgefallen war, etwas Dramatisches oder Hieronim hätte diese Sondermesse niemals einberufen. Da sie die einzigen Fremden waren, erschien es logisch, dass entweder William oder sie die Schuld trugen.

Am Boden neben Hieronim stand Josefa. Auch sie wirkte erschöpft und verwirrter als sonst. Lange Strähnen ihrer Haare hatten sich aus einem Knoten in ihrem Nacken gelöst und umrahmten ihr faltiges Gesicht wie gnädige Vorhänge. Die Augen zuckten im Raum umher, wie um jemanden zu suchen, doch egal wer es war, sie schien die Person nicht finden zu können.

Sobald sie saßen, konnte Ava der Versuchung nicht widerstehen und drang in Josefas Gedankenwelt ein. Es ging sehr viel leichter als zuvor, aber ein schwall chaotischer Gefühle einer zerstörerischen Welle gleich brach über sie zusammen.

Mit den Emotionen kam eine Reihe unzusammenhängender Erinnerungen. Ein alter Mann, der sie liebevoll anlächelte. Ein kleiner Junge, der mit ihr spielte. Eine Frau, mit denselben Augen wie Josefa. Schmerzhaft verzog Ava das Gesicht, es war alles zu viel und unkontrolliert. Ihr Kopf brummte von den pressenden, wirren Erinnerungen und Gedanken. William bemerkte es und lehnte sich besorgt zu ihr.

"Was ist? Geht es dir gut?" "Josefa. Ich glaube jetzt hat sie endgültig ihr Selbst verloren. Sie scheint nicht mal zu wissen, warum wir alle hier sind, obwohl sie dabei war."

"Babcia war dabei?", entfuhr es Peter und sofort wurde er aus mehreren Richtungen böse angezischt. Schnell zog er die Schultern hoch und wandte sich flüsternd an Ava. "Sie hat gesehen was...was er getan hat?"

"Nein, aber es war auch keine Überraschung für sie. Sie wusste das von Georgette. Ich weiß nicht, ob sie es da erst verstanden hat oder ob sie es immer schon wusste, aber ich glaube, dass ihr die Erkenntnis viel genommen hat." Vielleicht sogar den letzten Rest ihres Verstandes. Ava verschwieg ihre Befürchtung, Peters Blick zeigte schon genug Sorge um seine letzte Angehörige. Ihre Worte würden ihn nur weiter verletzen.

"Aber...wie konnte sie nichts sagen?"  "Wie kannst du es?", erwiderte William bitter. Er war fraglos immer noch der Meinung, er könnte Peter zu seinem Plan bekehren. Der junge Mann knirschte hörbar mit den Zähnen und wandte sich bedrückt ab. Ava sah William mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. Ihr Liebster zuckte nachgebend mit den Achseln. Ihr nonverbales Gespräch war damit beendet.

Das Fazit, William würde aufhören Peter zu drängen und sich auf ihren Plan konzentrieren. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck widmete sie sich wieder Josefa. Ganz sicher hatte die Erkenntnis ein Monster zu verstecken ihr nicht so viel genommen wie Hieronim ihrer Mutter genommen hatte, aber Josefa fühlte sich schuldig.

Ihr ganzes Wesen pulsierte vor Schuld und dem übergreifenden Gefühl der Fassungslosigkeit. Je näher sie die Gefühle erforschen wollte, umso konfuser wurden sie und schließlich gab Ava auf. "Weiß sie etwas über Hieronims Pläne?", William sah sich misstrauisch um. Kopfschüttelnd verneinte sie.

Vermächtnis #Wattys2022Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ