Leere

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Ich fühle nichts mehr. Und gleichzeitig viel zu viel. Da ist nichts, nichts was sich lohnt und doch so viel wofür ich lebe. Atme ein. Schmerz. Atme aus. Schmerz. Ein Loch mitten in der Brust, ein Marianengraben, tief und schwarz und fast unendlich. Hohl. Kalt. Verloren. Taub. Eine Leere die mich verschlingt, mich gefangen hält. Raubt mir die Luft zum Atmen. Schnürt mir die Kehle zu. Da ist nichts mehr. Kein Funke. Keine Hoffnung. Ein dumpfes Gefühl. Pochend wie ein Schmerz. Ziehend, aus diesem Loch in jede Synapse meines Seins. Keine Träne mehr und doch so viele, die mir über die Wange laufen. Ein Grund? Keinen Richtigen und doch so, so viele. Das Leben rauscht an mir vorbei, während ich nur da sitze und mich frage, was das soll. Ichfunktioniere, wie auf Autopilot. Trage eine undurchsichtige Maske. Niemand ahnt was. Niemand sieht es. Diese Risse, die sich in mir ausbreiten, die sich tiefergraben. Eine Qual, die heimlich durch meine Gedanken wandert und alles verätzt. Und doch ist da nichts, nichts, was es ausgelöst hat, nicht grundsätzlich und doch tausend Gründe, die es provozieren. Dieser kleine Funke Hass in mir, der auflodert, wenn ich merke, dass ich mich mal wieder selbst verabscheue. Alles. Ein kleines gesagtes Wort, für andere unbedeutend, für mich fundamental. Eine kaum merkliche Abweisung, etwas was ein Stück in mir zerschmettert, obwohl ich das nicht will. Es war doch nichts, nichts Schlimmes und doch trifft es mich, warum auch immer. Kann's mir nicht erklären und es bohrt sich tief in mich. Tiefer und tiefer. Stück für Stück. Hört nicht auf. Und verschwindet in der Schwärze. In einem Nebel, den ich selbst heraufbeschwöre. Und wenn dann wieder die Sonnescheint und alles perfekt wird, verzieht sich der Nebel, bis diese kleine Nadelauftaucht. Sie webt weiter, diesen Faden aus Selbstzweifel, in meine Seele, in mein Fleisch. Ein Netz aus Trugschein und Unwahrheiten mit einem wahren Kern. Fiese kleine Wunden, die stechen, unaufhörlich. Bis ich es nur noch schwerverstecken kann. Versuche den Schmerz zu verbergen, so gut ich nur kann. Atme weiter. Lebe weiter. Ignoriere es. Ersticke dran. Verstecke mich. Tagelang. Und dann, dann öffnet sich das Tor zu meiner inneren Hölle und all die Zweifelbrechen empor. Ich falle. Und falle. Und falle... Die kalten Fänge greifen nach mir, ziehen mich hinein und ich schreie, schreie, schreie. Und lache meinem Gegenüber ins Gesicht. Ich bin glücklich, sage ich, sage es denjenigen, die es nicht sehen können. Sehen nicht, wie ich an allem zerbreche. Wie ich an mir selbst zerbreche. Warum bin ich so? Warum verletzt mich alles so? Es gibt doch nichts, was mich verletzt und doch zieht es in meinem Herzen. Ich versteh mich nicht, verstehe nichts mehr. Es war doch alles gut, dachte ich und dann sitze ich wieder da und hinterfrage jedes einzelne Wort, jede einzelne Handlung, jeden einzelnen Moment. Alles. Bis ich wieder nichts mehr fühle. Bis ich nur noch in die Dunkelheit starre und anfange zu hassen. Mich. Nur mich. Jede Fasermeines Daseins. Jeden Gedanken, jeden Zentimeter. Will mir wehtun. Atme ein. Schmerz. Eine kleine Wunde, ein Ventil, das schadet nicht, hilft mir –NEIN! Ich darf es nicht, darf nicht daran denken. Nicht an diese Strafe, nicht an diesen wohltuenden Schmerz, nicht an etwas, was all das nur noch schlimmer macht. Ich lass den Schmerz raus, nein. Tu's nicht. Denk nicht dran. Hör auf. Du weißt, danach hasst du dich umso mehr. Und ich stehe auf. Schnaube. Atme ein. Beiße die Zähne aufeinander. Reiße mich zusammen. Baue wieder diese Mauer um diesen Fleischklumpen, der um sein Leben rast. Verstecke die Gedanken, verdränge sie. Atme aus. Blinzle. Schluck es herunter. Dreh mich um und mach weiter. Setze die Maske auf und schenke jedem das strahlende Lächeln, dass sie gewohnt sind. Nur so kennen sie mich. Immer glücklich, immer lebensfroh. Ein Sonnenschein an einem makellos blauen Himmel. Ohne den Anschein auf eine kleine Wolke, während hinter dieser Maskerade ein höllengleiches Unwetter alles in diesem Bildzerfetzt. Ein unbändiger Sturm, der Gedanken durch mein Bewusstsein jagt, meterhohe Wellen, die durch meine Oberfläche brechen wollen. Und ich machweiter. Lebe. Und ertrinke in dieser Leere.

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⏰ Last updated: Jan 10, 2022 ⏰

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