Der Schmerz

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Es traf mich wie ein dumpfer Schlag in die Magengrube. Meine Ohren rauschten. Innerlich krümmte ich mich. Panik stieg in mir auf. Eine Schockstarre nahm mir meine Bewegungsfähigkeit. Blanke Angst und meine Fassungslosigkeit brodelten in mir und ich rebellierte. Trat und schrie um mich, kratzte und schlug gegen die stumme Mauer, die mich umfing und einschloss. Kämpfte dagegen an, doch sie war aus Adamant. Lodernde Wut trieb mich an, befeuerte mich, schürte den Hass in mir an. Aber dann kam sie. Schleichend und endgültig; vergiftete mich. Die Traurigkeit lähmte mich, verdunkelte meine Gedanken, schloss mich in einen Nebel aus Trübsal ein. Sie schlich sich in mein Herz und zerquetschte mein Innerstes. Und der Sturm, der in mir wütete, schwächte ab, vom Gift des Begreifens. Kummer und Enttäuschung begegneten sich und vollführten einen sehnsuchtsvollen langsamen Tanz. Ein Trauerspiel, verschmolzen zu einer untrennbaren Einheit. Und noch bevor das letzte bisschen Zorn in mir erlosch und die Traurigkeit ihren Platz einnahm, explodierten meine Gefühle hinter ihrer Mauer ein letztes Mal. Hinter meiner Fassade, die nichts durchblicken ließ, staute sich alles auf. Doch es hielt nicht mehr lange. Langsam begann sie zu bröckeln. Noch immer befand sich meine Hülle in dieser Trance, aber langsam, nach und nach, brach es hervor.
Das Kribbeln begann in meiner Nase. Ein kleines heißes Stechen, dass sich von der Spitze bis hin zu den Nasenflügeln ausbreitete. Dann begannen meine Augen zu brennen. Mein Blick verschleierte und die Tränen vermengten sich. Auf meinen Lippen legte sich ein Beben, worauf ich fest meinen Kiefer zusammenpresste bis meine Zähne leise knirschten und der Knochen kaum hörbar knackte. Ein taubes Gefühl breitete sich aus, während ich schluckte. Meinem Hals kroch die Röte empor und die Wangen begannen zu glühen. Nun fing auch meine Haut mit einem unangenehmen Kribbeln an. Als würde ich daraus hervor kommen wollen, weil sie kein Teil von mir war. Ich wollte sie mir am liebsten herunterschaben und es juckte, brannte, ich wollte sie abziehen. Aber das war nichts, im Gegensatz zu dem dumpfen ziehen in meiner Brust. Zuerst war es klein und kaum wahrnehmbar. Doch dann wuchs es und wuchs, bis es kaum noch zu ignorieren war. Es stach und zog. Augenblicklich schnürte sich meine Kehle zusammen und dann auch mein Brustkorb. Es breitete sich bis in meinem Bauch aus. Und dann kam die letzte Welle, die die Drohung, alles in den Abgrund zu reißen, wahrmachte. Über mir fiel alles zusammen, zog mich in eine Tiefe und es erdrückte mich. Der gleißende Schmerz in meiner Brust, trieb mir noch mehr Tränen in die Augen. Ich schloss sie. Sie rannen mir in kleinen Rinnsalen über die erhitzen Wangen, bis sie zu einem großen Strom wurden. Ein letzter Schub Schmerz pulsierte durch meine Adern und schoss durch meine Venen zurück zum Anfang. Ich verzog erfüllt vom Schmerz das Gesicht. Risse zogen sich wie feine Linien um mein Herz, wurden tiefer und sichtbarer. Dann ein Bersten. Ich spürte, wie mein Herz in tausende Splitter zersprang. Brach in so viele Einzelteile, dass es mir den Atem raubte. Sie schnitten tief in mein Fleisch und dieser unbeschreibliche Schmerz ließ mich scharf die Luft einziehen. Wimmernd presste ich meine Hände oberhalb meines Herzens gegen die Brust und wiegte mich, weinte und schrie. Schluchzte und drohte an meinen Tränen zu ersticken. Es tat weh. So unglaublich weh. Und das alles nur wegen dir.

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