Unglaublich, dieser Professor

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Das Wasser war kalt. Dunkel. Kein Sonnenstrahl drang bis zu mir hinunter. Blinzelnd versuchte ich, irgendetwas zu erkennen. Mein Gehirn arbeitete nur langsam und brauchte seine Zeit, bis es die Situation zusammengesetzt hatte.

Unser Boot war gekippt, und etwas hatte mich in die Tiefe des Sees gezogen. Aus irgendeinem Grund war ich noch nicht ertrunken, ich traute mich jedoch nicht, Luft zu holen. Ob meine Freunde auch in die Tiefe gezogen worden waren? War ich jetzt für ihren möglichen Tod verantwortlich? Oder hatten sie sich an der Oberfläche halten können?

Der Sauerstoffmangel schnürte mir die Kehle zu und meine Lungen begannen zu brennen. Ich hatte wirklich auf ein schnelles Ende gehofft, aber wie es aussah, wurde mir auch das nicht gegönnt.

Atme, Kind.

Fuhr es mir durch den Kopf und mir lief ein kalter Schauder den Rücken hinunter. Rasch rief ich mir ins Gedächtnis, was Severus mir beigebracht hatte und stellte mir die Füchsin vor, wie sie meine Gedanken bewachte.

Vergiss es am Besten gleich wieder. Ich werde dir nicht wehtun. Nicht nochmals. Jetzt atme endlich.

Es brachte tatsächlich nichts. Hätte ich bei Severus im Unterricht doch nur mehr geübt. Jedoch wirkte die Stimme seltsam beruhigend auf mich und ich war beinahe geneigt dazu, tatsächlich einzuatmen. Meine schmerzenden Lungen waren definitiv dafür, aber ich sah keinen Grund, weshalb meine Lungen nicht augenblicklich mit Wasser geflutet werden sollten, wenn ich jetzt einatmete.

Das Verlangen nach Luft siegte und ich tat einen gierigen, aber flachen Atemzug. Tatsächlich konnte ich atmen. Aber wie war das möglich?

Die kleine Blonde ist sehr geschickt im Umgang mit dem Zauberstab und hat einen schnellen Verstand. Sie hat einen Blasenzauber für euch angewendet.

Die Stimme in meinem Kopf liess mich erneut erschaudern. Sie strotzte nur so vor uralter Macht und Magie. Wer sprach da mit mir? Und wo waren Penny und die anderen abgeblieben, wenn Penny uns das Leben gerettet hatte?

Langsam erhellte sich der Raum um mich herum und ich musste gegen die neue Helligkeit anblinzeln. Die Quelle war ein Zauberstab und je mehr er erhellte, desto mehr erkannte ich, zu wem er gehörte. Penny trieb nur wenige Meter von mir entfernt und bewegte sich auf mich zu, kaum da sie mich entdeckte.

Als ich mich ebenfalls in ihre Richtung bewegen wollte, stiess mein Fuss gegen etwas unterhalb von mir und ich zuckte zusammen. Die ruckartige Bewegung liess mich hilflos durch die Gegend wirbeln, bis jemand meinen Knöchel packte und daran zurück in den Lichtkreis zog. Penny und Bill trieben nebeneinander, beide mit einer blauen Luftblase vor dem Mund. Der Blasenzauber von Penny.

Charlie hatte meinen Knöchel gepackt und zog mich nun vorsichtig näher zu sich heran. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich ihn sah. Es ging ihm also gut. Da entdeckte ich Tonks, welche zielsicher auf uns zu schwamm. Sie hatte keine Blase vor Mund und Nase, diese brauchte sie jedoch auch nicht. Tonks hatte sich Schwimmhäute und Kiemen zugelegt. Ich musste sagen, diese Fähigkeit war wirklich praktisch.

Nutz deinen Zauberstab, Kind. Wir haben viel zu bereden.

Etwas unsicher sah ich mich um, wobei ich die schiefen Blicke der anderen ignorierte. Das Wasser um den kleinen Lichtkreis herum war pechschwarz und undurchdringlich. Dort draussen könnte alles lauern und wir würden nicht wissen, dass es da war.

Wie mir befohlen wurde, zog ich meinen Zauberstab hervor und dachte den Zauber mit so viel Energie, wie ich aufbringen konnte. Die Spitze meines Zauberstabs erhellte sich kurz darauf ebenfalls und vergrösserte den Lichtkreis.

Wir brauchten nicht lange, um zu erkennen, was bei uns war. Kaum war ein genügend grosser Radius erhellt, öffnete sich uns gegenüber blinzelnd ein riesiges, gold-gelbes Auge. Fest fixierte es uns und keiner wagte sich zu bewegen. Ich hatte das Gefühl, wir hielten trotz der Luftblasen alle vor Schreck den Atem an.

Lissa - das Fuchsmädchen (Maledictus Fanfiktion)Where stories live. Discover now