Der Plan

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Kurz vor vier Uhr erhob ich mich wenig motiviert von meinem Stuhl. Ich war gerade dabei gewesen in der Bibliothek einige der Aufgaben zu erledigen, welche wir auf morgen zu erledigen hatten. Doch die Restlichen mussten wohl auf später warten, da ich jetzt zu meinem Nachsitzen aufbrechen musste, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

Missmutig schulterte ich die Tasche, welche ich von Albus zum Schulanfang bekommen hatte, und verliess die Bibliothek. Bill, welcher für irgendwelche Prüfungen am Ende des Jahres bereits anfangen wollte zu lernen, wünschte mir, als ich an ihm vorbei ging, viel Glück, was ich dankend annahm. Glück konnte ich wirklich gebrauchen, wenn ich bei Severus nachsitzen sollte. All die Schauergeschichten über bereits vergangene Nachsitzen hatten bei mir deutlich Eindruck hinterlassen, und ich wollte auf keinen Fall Feen die Flügel ausreissen, oder Gedärme einlegen.

Die Treppe hinunter zu den Kerkern fand ich unterdessen mit Leichtigkeit wieder, was mich wirklich ein bisschen glücklicher stimmte. Immerhin fing ich an, mich hier einzuleben.

Jedoch verflog dieses kleine Hochgefühl genau so schnell wieder, wie es gekommen war. Nämlich in dem Moment, als mir die kühle, feuchte und leicht modrig riechende Luft der Kellergewölbe entgegenschlug. Wie man hier unten Leben konnte, so wie die Slytherins und auch Professor Snape, welcher hier unten sowohl Klassenzimmer als auch Büro und Schlafzimmer hatte, war mir schleierhaft.

Vor der schweren Eichentür zum Klassenzimmer für Zaubertränke hielt ich nochmal inne und rief mich zur inneren Ruhe. Immerhin war er einer meiner Lehrer und zudem noch eine der wenigen Personen hier, denen ich mehr als nur ein bisschen vertraute. Vielleicht meinte er es ja wirklich nur gut mit dem Nachsitzen.

Leise klopfte ich an, bevor ich eintrat und die Tür hinter mir wieder zuzog. Severus stand über einen dampfenden Kessel gebeugt da, sah jedoch auf, als er mich kommen hörte.

»Du bist spät« stellte er mit einem Blick auf die Uhr fest, welche fünf nach vier anzeigte.

»Tut mir leid« erwiderte ich wenig überzeugend. »Also, was soll ich tun? Die Regale abstauben? Feenflügel ausreissen? Oder einen lächerlich langen Aufsatz schreiben?« stellte ich die entscheidenden Fragen und wartete immer noch leicht angefressen auf seine Antwort.

Auf meine Frage hin richtete er nun seine volle Aufmerksamkeit auf mich.

»Wieso solltest du...ah ich verstehe.« meinte er und lächelte mich plötzlich selbstgefällig an.

»Sag mir Lissa, hat irgendjemand Verdacht geschöpft, als du kurz vor vier in die Kerker zu mir gekommen bist?« fragte er mich nun plötzlich etwas ganz anderes und ich antwortete ihm leicht verwirrt »Nein, sie wusste ja alle, dass ich nachsitzen muss, aber was hat das-« er unterbrach mich mit einer Handbewegung und ich verstummte sofort.

»Genau. Du bist offiziell beim Nachsitzen. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat dir Penny heute Mittag ihre Hilfe für Zaubertränke angeboten?« forschte er weiter und ich stimmte schon wieder, nur noch verwirrter zu.

»Ja hat sie, ich verstehe aber immer noch nicht was-« und da machte es Klick in meinem Kopf. Aber natürlich. Dieser Plan war perfekt. So musste er mir keine weiteren Unterrichtsstunden in Zaubertränke geben, da Penny das übernehmen würde, und ich hatte ein wasserdichtes Alibi, warum ich mich bei Severus herumtrieb, anstatt etwas mit meinen Freunden zu unternehmen, oder Aufgaben zu erledigen. Jeder dachte, ich wäre einfach nur beim Nachsitzen.

»Verstehst du nun?« fragte er mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, welches jedoch ein wenig tadelnd und herablassend wirkte, wohl um mich zu bestrafen, weil ich es erst jetzt verstanden hatte.

Etwas verlegen darüber, dass ich mich davor so aufgeregt hatte und nicht von selbst auf den Gedanken gekommen bin, dass er keinerlei böse Absichten verfolgte, nickte ich als Antwort auf seine Frage.

Lissa - das Fuchsmädchen (Maledictus Fanfiktion)Where stories live. Discover now