Wiedersprüchliche Gefühle

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Remus lächelte mich aufmunternd an, als ich mich gegenüber von den beiden hinsetzte und die Tasche, in welcher ich meine Bücher und Unterlagen herumtrug, neben mich an ein Stuhlbein lehnte.

Severus dagegen wirkte kühl und sachlich wie immer. Vor ihm lag eine noch unbeschriebene Rolle Pergament. Ein Fässchen Tinte und eine Feder waren ebenfalls vorhanden. Wollte er sich etwa Notizen machen?

»Ich möchte mich wegen gestern noch entschuldigen« brach Remus schliesslich das Schweigen und ich machte nur eine abwehrende Handbewegung.

»Das habe ich dir schon verziehen. Es gab einen Notfall und du wusstest, dass ich bei Charlie gut aufgehoben sein würde.« Mit diesen Worten versuchte ich meiner Handbewegung etwas mehr Nachruck zu verleihen und Remus nickte erleichtert.

»Das beruhigt mich...Nicoletta«

Ich war mir ziemlich sicher, dass man mit meinem scharfen Blick hätte Kuchen schneiden können, als er mich erneut so nannte. Remus schien das aber nicht im geringsten zu stören und er lächelte nur breit, wobei seine Lachfältchen deutlich sichtbar wurden.

»Schön, dass es allen gut geht und niemand aus Reue sterben musste« warf Severus mit einem schneidenden und genervten Tonfall ein »Aber können wir uns bitte auf das Wesentliche konzentrieren?«

Remus wurde nun auch wieder ernst und faltete die auf dem Tisch liegenden Hände. Meine lagen in meinem Schoss und verkrampften sich nun leicht, während Severus zu der Schreibfeder griff.

»Severus hat mir erzählt, dass du gestern einen Patronus erschaffen hast. Einen sehr mächtigen noch dazu. Wie ich hörte hatte er bereits eine Gestalt« begann Remus vorsichtig.

Wieder dieses Wort. Patronus. Ich musste einfach fragen. »Was ist ein Patronus überhaupt? Wie entsteht er?« platzte ich heraus und die beiden Männer warfen sich einen Blick zu.

Severus hatte eine Augenbraue hochgezogen und sein Blick schien zu sagen: Siehst du? Sie hat keine Ahnung. Remus dagegen wirkte nur verwirrt und besorgt.

»Du weisst nicht, was ein Patronus ist, geschweige denn, wie man einen heraufbeschwört?« fragte Remus nochmals nach. Vielleicht hoffte er darauf, dass ich etwas sage würde wie: Haha, ich habe euch nur hoch genommen. Ich bin eine hochbegabte Zauberin und beherrsche komplizierte und mächtige Zauber!

Ich sagte jedoch nichts dergleichen und nickte nur.

»Ich habe es dir gesagt.« sprach nun Severus mit einem schnippischen Tonfall, doch Lupin liess sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

»Ein Patronus wird aus glücklichen Gefühlen geboren. Er wird vor allem dazu gebraucht, die Dementoren zu vertreiben.« Bei meinem fragenden Blick seufzte er resigniert und kniff sich in den Nasenrücken.

»Dementoren sind die Wächter des Zauberergefängnisses Askaban. Sie saugen die guten und glücklichen Gefühle aus dir heraus und ernähren sich davon.« verfasste Severus eine kurze Erklärung und bedeutete Remus mit einem Nicken, dass er fortfahren soll.

»Die meisten Zauberer sind nicht in der Lage, einen gestaltlichen Patronus zu erschaffen. Und die wenigen die es können, haben jahrelang geübt. Und ausserdem gibt es niemand, der ohne Zauberstab einen Patronus beschwören kann. Naja...niemanden ausser dir anscheinend.«

Remus machte eine kurze Pause um mir Zeit zu geben, das neu gelernte zu verarbeiten.

Nach einem leisen Räuspern fuhr er fort »Wenn ich mir die Frage erlauben darf...woran hast du gedacht, als du den Patronus erschaffen hast?«

Aus dem Augenwinkel merkte ich wie Severus sich bereit machte, alles aufzuschreiben was ich nun sagen würde.

»Ich habe an euch beide gedacht. An die vielen Unterrichtsstunden im tropfenden Kessel und wie wir Duellierzauber geübt haben. Du hast Remus gegen den buckligen alten Herrn geschleudert und dann ist ihm ein Kuchen auf den Kopf gefallen. Da hast du gelacht.« Bei diesen Worten sah ich zu Severus, welcher sich sichtlich Mühe gab, sich nur auf das Aufschreiben zu konzentrieren.

Lissa - das Fuchsmädchen (Maledictus Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt