39. Kapitel

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Den Rest des Tages hatte ich auf einer recht spontanen Schicht in der Tankstelle verbracht. Auch das Arbeiten half mir auf andere Gedanken zu kommen, noch dazu entging ich so dem Besuch von Rayan. Als ich wieder bei Joel aufschlug, waren seine Gäste längst wieder verschwunden und auch er schon im Bett. Die verbleibenden Stunden schlief ich recht gut, spätestens als ich am Morgen jedoch wieder den Weg zur Schule einschlug, kippte meine Stimmung schnell wieder. Bevor ich überhaupt beabsichtigt hatte, mich nach ihr umzusehen, hatte ich Lina gefunden, sie schien jedoch nicht wirklich etwas von mir wissen zu wollen. Ich rang eine Weile lag mit mir selbst, erschien dann aber doch wieder neben ihr: ,,Können wir bitte reden?" ,,Es gibt nichts zu reden!", meinte sie nur recht monoton, nachdem sie sich entschieden hatte, mir überhaupt Beachtung zukommen zu lassen. ,,Natürlich gibt es was zu reden... Es tut mir wirklich leid, vielleicht hab ich dich einfach falsch verstanden!", meinte ich, sie fuhr zu mir herum. ,,Du verstehst doch sowieso nur, was du verstehen willst!", meinte sie mit gehobenen Augenbrauen: ,,Und jetzt lass mich in Ruhe, anscheinend war ja nicht mal die Polizei deutlich genug. Kannst übrigens echt froh sein, dass meine Mutter dich so mag, mein Vater reicht nur keine Anzeige nach, weil er sie nicht belasten will!" Sie schloss den Spind recht schwungvoll und schob sich an mir vorbei, ich griff wie automatisch wieder nach ihrer Hand. Lina versuchte sie mir zu entziehen, doch ich zog sie dichter an mich heran: ,,Ich mach das ok? Ich mach das mit den Männern!", meinte ich. ,,Beweis es mir!", sie entzog sich nun erfolgreich meinem Griff: ,,Bis dahin steht dir völlig frei dich nach Lust und Laune durch die Gegend zu ficken!" Sie zog an mir vorbei, der Blick ihrer besten Freundin sprach schon wieder Bände, ich sah ihr hinterher.
,,Hat sie Schluss gemacht?", Tim gesellte sich zu mir, ich stand wohl ziemlich verloren im Flur. ,,Ich glaub schon...", brachte ich so gerade eben hervor, er klopfte mir leicht auf die Schulter. ,,Du findest nh Neue!", meinte er recht überzeugt und klang überraschend zuversichtlich. Ich wollte aber absolut keine Neue...
Meine Konzentration ließ wirklich zu wünschen übrig, im Unterricht kam ich eher schlecht als recht und eigentlich überhaupt nicht klar. Ich hielt mich weitestgehend zurück, aber dem ein oder anderen Blick der Lehrer konnte ich nicht ganz entgehen. Meine Mitschüler schienen auch auf dem aller neusten Stand zu sein und das Bilder von mir am Polizeiwagen existierten, machte alles nicht wirklich besser. Gerade war ich wirklich an einem Punkt, an dem ich mir wünschte, mich einfach so in Luft auflösen zu können. In den Pausen zündete ich mir eine Zigarette nach der nächsten an, bis mir Niklas irgendwann die Zigaretten wegnahm und mein Feuerzeug den Geist aufgab. ,,Ist doch nicht schlimm, wenn es nicht mehr läuft, du findest bestimmt schnell nh Neue, gibt genug hübsche Mädchen und mit Mia bist du ja auch noch ganz gut!", versuchte sich Tim vorsichtig. Das ich nicht auf ihn einging und lediglich stur ins Leere starrte, schien nicht dafür zu sprechen, dass ich wirklich überzeugt davon war. ,,Ihr wart lange zusammen, du wirst Zeit brauchen, aber du wirst schon über sie hinwegkommen!", meinte Philipp und auch wenn er vermutlich recht hatte, wollte ich das ganz und gar nicht so sehen. Jona wusste, dass ich nach wie vor an Lina hing, er hielt es für das Beste lieber nichts dazu zusagen. Meine Laune verbesserte sich den Rest des Tages nicht mehr, ich war dankbar um jeden, der mir aus dem Weg ging. Auch Joel schien meine Laune nicht ganz in den Kram zu passen, ohne weitere Worte verschwand ich in mein Zimmer und legte mich schlafen. Es klopfte und natürlich trat er auch ohne meine Bestätigung ein: ,,Ich hab Essen gemacht, kannst es dir ja war machen, wenn du willst." Natürlich erwiderte ich nichts, dennoch blieb er in der Tür stehen: ,,Ist es wegen Lina?", wollte er vorsichtig wissen. ,,Ich kann auch mit ihr reden, wenn du magst!", kam es erneut von Joel: ,,Vielleicht kann ich ja irgendwie vermitteln." ,,Ich brauch keinen Vermittler, ich brauch einfach Ruhe!", stellte ich klar: ,,Warum verstehst du das nicht einfach?" Gott, ich war bestimmt die undankbarste Person überhaupt, aber grade wurde mir wirklich einfach alles zu viel. ,,Okay, ich lass dich. Deine Wäsche ist schon eingeräumt!", damit schloss er dann schließlich wieder die Tür, ich hämmerte meinen Kopf auf die Matratze.
,,Und, wie war dein Ausflug?", begrüßte mich Caro, als ich zur Arbeit aufschlug. ,,Ganz ok!", ich klang vermutlich unfassbar monoton, aber ich konnte mir auch nicht wirklich helfen. Caro wusste mein Verhalten allerdings zu deuten und beließ es dann lieber auch dabei: ,,Wenn du wen zum Reden brauchst, dann melde dich gern, für heute würde ich dich aber allein lassen, wenn das ok ist?", meinte sie, ich nickte nur leicht. Sie nahm ihre Schürze ab und verließ den Laden dann auch schon wenig später. Ich hielt mich zurück die Kundschaft meine Laune spüren zu lassen, aber ganz in Ruhe ließen sie mich auch nicht. Auszuschenken und selbst nichts zu trinken, war mir selten so schwergefallen, wie heute. Markus hatte sich für heute krankgemeldet, hieß dass ich hier während meines Aufenthaltes zumindest weitestgehend meine Ruhe hatte. Die anschließende Schicht in der Tankstelle, in der ich generell nur begrenzt interagieren musste, nutzte ich wie gewohnt, um meine Hausaufgaben noch irgendwie fertig zu bekommen.
Am Mittwoch begab mich nach einem kurzen Abstecher, um mich umzuziehen, nach der Schule dann hinüber zum Hotel, um mein Vorstellungsgespräch vorzunehmen. Ich hatte es zugegeben zwischenzeitlich beinahe verdrängt, hoffte nun aber doch dort auch noch ein wenig Umsatz zu generieren und war entsprechend froh, als man mich endlich hereinbat. ,,Guten Tag, setzen Sie sich doch bitte!", meinte eine Herr mittleren Alters, der hinter seinem Schreibtisch saß. Ich tat wie mir geheißen und er schlug meine ihm zugekommene Mappe auf. ,,Sie haben sich bei uns beworben, weil?", wollte er von mir wissen und sah über meine Mappe hinweg zu mir herüber. Ich überlegte kurz, gab dann aber eine möglichst ehrliche Antwort: ,,Ich es mir später auch gern leisten können würde mir hier ein Zimmer zu nehmen!" Mit meiner Antwort schien er nicht gerechnet zu haben, er musste leicht schmunzeln: ,,Sie sind belastbar und entsprechend einsetzbar?", verlangte er zu wissen. ,,Das bin ich!", bestätigte ich ihm, er überflog eine Weile lang mein Schreiben. ,,Haben Sie irgendwelche Erfahrungen, die Ihnen hier von Nutzen sein können?", wollte er als nächstes von mir wissen. Mir fiel tatsächlich recht schnell eine ein: ,,Ich hab bei Gelegenheit gern hinter der Bar gearbeitet!" ,,Also einen Putz-Job werden Sie hier als Schüler auch nicht bekommen!", er schlug meine Mappe zu: ,,Für einen Barkeeper sind Sie noch ein wenig jung, aber da Sie bald volljährig werden sehe ich da drin weniger ein Problem. Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee, wenn Sie sich zunächst daran versuchen. Wie sieht es mit Ihren Zeiten aus?" ,,Ich könnte in der Woche bis etwa halb acht!", meinte ich, für einen Schüler waren das auch ziemlich realistische Zeiten, groß anders durfte er mich vermutlich so oder so nicht beschäftigen. ,,Haben Sie noch Zeit Probe zu arbeiten?", erkundigte er sich, natürlich nickte ich. ,,Ich sag es Ihnen gleich vor ab. Wir richten uns hier ganz nach den Wünschen unserer Kundschaft, entsprechend setzen wir hier auch Diskretion voraus. Sobald Sie volljährig sind, werde ich Ihnen dazu auch mehr verraten, vorerst dürfte Ihnen diese Information genügen!", meinte er: ,,Sie unterschreiben bitte hier und bringen mir diesen Zettel morgen ausgefüllt zurück." Ich steckte den einen Zettel ein, überflog den anderen und unterschrieb ihn dann, ehe man mich anwies, mich zur Rezeption zu begeben.

Life is rough so you gotta be tough!Where stories live. Discover now