Kapitel 12: Das beste Geschenk

419 24 1
                                    

Cath


Es war der Abend vor meinem Geburtstag. Ich lud Freunde ein, um mit ihnen reinzufeiern. Hailey war selbstverständlich auch anwesend. Sie war ein wenig aufgeregt, weil sie Eric, Daniela und all die anderen kennenlernen würde, aber ihre Sorgen waren unbegründet. Sie verstand sich mit allen prima.

„Du bist Lehrer?" Hailey war sichtlich überrascht. Wir saßen mit meinen zwei besten Freunden auf dem Sofa und Eric fing gerade an von seinen Schülern zu erzählen.

„Ja, das wundert die meisten, wenn sie hören, dass ich von edlem Geschlecht bin", witzelte er.

„Wieso das? Wurdest du enterbt oder so? Hast du eine Teenagerin geschwängert?", hakte Hailey nach. Eric lachte.

„Du schaust zu viele Seifenopern", meinte er.

„Er hat sich aus freien Stücken enterben lassen", erklärte Daniela amüsiert.

„Warum?" Hailey wandte sich mit ihrer Frage wieder an Eric.

„Ganz einfach: Ich wollte frei sein. Das Geld der Familie und die Anteile an der Firma, sind mit Erwartungen verknüpft, die ich nicht erfüllen wollte."

„Jetzt tu mal nicht so als ob du alles aufgegeben hast, um deine Träume zu verwirklichen. Du hast immer noch das Treuhandkonto", fügte Daniela schmunzelnd hinzu, woraufhin wir alle lachten.


Und so verbrachten wir den Großteil des Abends mit Gesprächen. Ich hätte erwartet, dass Hailey schüchterner sei, aber sie überraschte mich. Sie war umgänglich, ging auf Leute zu und bald schon waren wir in unterschiedliche Gespräche verwickelt. Was mir ebenfalls auffiel war ihre lockere, flirtende Art. Man merkte schnell, dass sie vor allem bei den männlichen Gästen gut ankam. Kein Wunder, sie war jung, süß und witzig. Daniela fiel dieser Umstand ebenfalls auf.

„Pass lieber auf. Sie macht sich an die heißen Jungs ran", bemerkte sie, während wir Hailey dabei beobachteten wie sie mit Tommy, einem alten Kommilitonen von mir, sprach.

„Glaub mir, sie hat keine Ahnung, dass sie den Typen gerade die Köpfe verdreht. Das ist einfach ihre Art." Und ich mochte es. Ihre Art und ihre Unwissenheit. Es war ein bisschen naiv, aber trotzdem noch niedlich.

„Sie ist anders als die Frauen, die du normalerweise datest", stellte Daniela fest.

„Ja, das Gefühl habe ich auch", stimmte ich zu. Dabei konnte ich nicht einmal genau sagen, was es war.

„Sie ist ein bisschen wie dein Dad", meinte Daniela nach längerem Schweigen. Ich überlegte kurz, was sie damit meinte. Beide hatten ein Faible für Musik, aber mehr Gemeinsamkeiten erkannte ich auf Anhieb nicht.

„Findest du?"

„Ja, sie wirken einfach beide so, als würden sie nicht hineinpassen. Als wären sie für ein anderes Leben bestimmt. Weißt du was ich meine?" Perplex starrte ich sie an und ihr war klar, dass ich ganz und gar nicht wusste was sie meinte.

„Ich finde, sie wirkt wie jemand, der lieber ein schlichtes Leben führt. Und dein Dad ist auch so. Er hat nie viel von Geld oder Statussymbolen gehalten. Er ist stets bescheiden und gütig gewesen. Sie sind diese Art von Menschen, die ohne all den Glamour und das Geld gut auskommen würden. Irgendwie beneidenswert, oder?", erklärte sie.

Sie hatte einen interessanten Blickwinkel. Ich machte mir selten Gedanken über das Leben ohne Geld. Und erst recht nicht darüber wie Dad oder Hailey dazu standen. Geld war generell etwas, dem ich außerhalb der Arbeit wenig Beachtung schenkte. Es war etwas, dass ich wie selbstverständlich besaß. Als ich klein war, hat mir mein Vater immer gesagt, dass ich genau das nicht machen sollte. Wann immer er mir etwas kaufte, erinnerte er mich daran, dass es ein Privileg war, wohlhabend zu sein. Das es etwas war, was nur wenigen Menschen vorenthalten war und dass ich jedem Menschen mit Respekt begegnen sollte, unabhängig von seinem Einkommen oder seinem sozialen Stand. Irgendwie traurig, dass mein Dad der Einzige war, der versuchte mir diese Werte zu vermitteln. Alle anderen um mich herum schien das nicht zu interessieren. Nur meinen Dad, weil er wusste, wie es war, ohne viel Geld aufzuwachsen. Ich fühlte mich mies, weil ich seinen Worten nie groß Beachtung schenkte.

Stars & SatellitesWhere stories live. Discover now