Ohne Titel Teil3

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Summend bereitete Tooru das Essen zu, während sein neuer Mitbewohner duschte.

Vor ein paar Minuten war er noch hektisch durch das Haus gerannt, da es sich als ziemliche Herausforderung entpuppte, frische Kleidung für den Kerl zu finden, weil er schon bei der ärztlichen Untersuchung gesehen hatte, dass Hajime zwar kleiner, aber dafür etwas breiter gebaut war. Toorus Oberteile würde ihm bestimmt ein bisschen zu eng werden.

Gott sei Dank fand er in der hintersten Ecke seines Schrankes noch ein altes Sweatshirt seines Exfreundes und eine ausgeleierte Jogginghose. Morgen müsste er mit ihm in die Stadt fahren. Er wollte nicht, dass man sie so miteinander sah. Tooru achtete stets darauf ein abgestimmtes Outfit zur Schau zu tragen. Schließlich könnte man immer und zu jeder Zeit seiner großen Liebe begegnen!

Als Tooru endlich soweit war und das Essen auf den Tisch getragen hatte, kam Hajime aus dem Badezimmer. Wasserperlen hingen noch in seinen Haaren, die er sich mit dem Handtuch schnell vom Kopf rubbelte. Die Ärmel des Oberteils nach oben gekrempelt, folgte er dem Geruch der Speisen. Dann machte er große Augen.

Er sah mehrmals zwischen dem Essen und Tooru hin und her bis er fragte: „So viel? Ist das überhaupt in Ordnung?"

„Ja klar? Ich hab gerade nur das genommen, was ich noch hatte. Setz dich einfach."

Tooru scheuchte ihn mit wedelnden Händen zum Kotatsu. Nur widerwillig ließ sich Hajime zum Tisch befehligen.

Nachdem Tooru auch die letzten Köstlichkeiten servierte, konnte er kaum abwarten seine Füße unter den einladenden Kotatsu zu legen, denn egal, ob Sommer oder Winter, seine Füße waren immer Eisklötze. Es störte ihn selbst nicht sonderlich, aber seine Exfreunde hatten sich immer beschwert, wenn er seine Zehen unter ihre wunderbar wärmenden Oberschenkel geschoben hatte. Manche Leute hatten einfach kein Sinn für Romantik!

Sein Magen knurrte.

Als Tooru sich gerade den ersten Happen frittierten Fisch in den Mund stecken wollte, verharrte er plötzlich nur Millimeter vor seinem Mund. Er beobachtete, wie Hajime sich räusperte und dann stumm seine Hände faltete. Selbst nach ein paar Sekunden unangenehmen Schweigens, wollte Hajime seine Position scheinbar nicht so schnell wieder auflösen. Tooru ließ seine Stäbchen sinken.

„Ääh, was machst du da?"

„Mich für die Speisen bedanken."

„Du meinst so eine Art Tischgebet?"

Hajime nickte nur. Sein Blick weiterhin nach unten gerichtet.

„Äh? Das machen doch nur noch die alten Leute. Fang doch einfach an", sagte Tooru und erhob seine Stäbchen wieder zu seinen Lippen – diesmal langsamer. Abwartend beobachtete er seinen Gegenüber. Der ließ sich nicht beirren und murmelte nun irgendwelche Phrasen. Nicht mal sein Opa hatte das gemacht. Und der war wirklich alt gewesen.

Sein Magen rumpelte wieder lautstark. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, aber er besaß dann doch zu viel Anstand, um jetzt unhöflicher Weise ohne seinen Gast anzufangen.

Nach gefühlten Stunden beendete Hajime sein Gebet und griff nun auch zum Essbesteck.

„Itadakimasu!"

Schweigend nahmen sie ihr Essen ein. Hin und wieder riskierte Tooru einen Blick zu Hajime, um ihn, nun frei vom Dreck, zu mustern. Dass er dabei nicht sonderlich subtil vorging, bestätigte ein „Was ist?" seines Gegenübers.

Tooru legte seinen Kopf auf der Hand ab und stocherte ein bisschen im Reis.

„Wie alt du bist eigentlich?"

Mit einer erhobenen Augenbraue wurde er aus schmalen, grünen Augen beäugt.

„Glaubst du wirklich, wenn ich mich nicht an meinen Namen erinnere, fällt mir mein Alter ein?"

PAPERPLANESWhere stories live. Discover now