Kapitel 34

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„Hey, Arian."

Arian hatte irritiert die Stirn gerunzelt, lächelte aber und begrüßte mich ebenfalls mit einem „Hey". Er warf einen Blick über die Schulter in den Flur, in dem er stand, dann trat er einen Schritt auf mich zu und schloss die Haustür soweit hinter sich, dass nur noch ein kleiner Spalt offen blieb. „Ich nehme an, dass ich eine Polizistin nicht fragen muss, woher sie meine Adresse hat?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Hat auch ein paar Vorteile bei der Polizei zu arbeiten." Es hatte zwar insgesamt vor allem im Moment wohl mehr Nachteile als Vorteile, aber immerhin, diesen einen Vorteil gab es zumindest. Es war kein Problem für mich gewesen, Arians Adresse in Erfahrung zu bringen.

„Tatsächlich." Er zögerte kurz. Dann fragte er: „Was machst du hier?"

Ich seufzte. Dass ich ihn einerseits benutzte, um Zeit totzuschlagen, bevor ich mich zurück nach Hause wagte, in der Hoffnung, dass die Journalisten bis dahin des Wartens überdrüssig geworden waren, wollte ich ihm nicht unbedingt unter die Nase reiben. Außerdem war das ja nicht der einzige Grund für meinen spontanen Besuch. „Ich wollte mich entschuldigen." Auf dem Weg hierher war mir eingefallen, dass ich nicht die Einzige war, der dieser Artikel schaden konnte. Arian war auch auf dem Foto gewesen, zwar nicht gut erkennbar, aber doch gut genug, dass zumindest Isabela ihn erkannt hatte. Was bedeutete, dass auch noch andere, die Arian kannten, ihn erkannt haben konnten. „Für heute Morgen, für die Sache mit den Journalisten. Und für diesen Artikel. Wahrscheinlich hast du den mittlerweile auch schon gelesen."

„Jepp", meinte Arian. „Großartiger Skandaljournalismus."

„Ein Meisterwerk", pflichtete ich ihm sarkastisch bei, bevor ich wieder ernster wurde. „Tut mir wirklich leid, dass du da jetzt auch mit reingezogen wurdest. Ich hoffe, du hast keine Freundin, die jetzt eifersüchtig ist." Denn die hätte ihn sicher auch erkannt. Und wäre vermutlich nicht begeistert von der Bezeichnung, welche die Autorin des Artikels für ihn gefunden hatte. Liebhaber. Mein Liebhaber.

„Nein", erwiderte Arian kopfschüttelnd. „Nein, ich bin Single."

Erleichtert atmete ich auf. „Dann ist ja gut." Nach einem Moment fiel mir auf, dass man das anders auffassen könnte als ich es gemeint hatte. „Äh, tut mir leid, ich meine..." Ja, was meinst du denn eigentlich? Einfach nur, dass es gut war, dass er keine Freundin hatte, die ihn wegen dem Artikel und damit indirekt wegen mir zur Rede stellen oder sogar verlassen würde, verdammt, nichts weiter! „Ich meine, es ist nicht so, dass... Dass ich mir wünschen würde, dass du Single bist, es..."

„Ist schon okay." Arian lächelte mich sanft an und schüttelte leicht belustigt den Kopf.

Ich schloss kurz die Augen. Verflucht, ich musste mich langsam wieder fokussieren. „Ich bin ein bisschen durch", erklärte ich schließlich meine Unbeholfenheit. „Oder vielleicht bin ich auch sehr sozial inkompetent."

„Nur ein bisschen", meinte Arian lächelnd. „Von beidem."

Ich verdrehte die Augen. „Danke."

Nach einer kurzen Weile Stille sah Arian noch einmal hinter sich ins Haus hinein und meinte dann: „Ich würde dich ja hereinbitten, aber meine Mutter ist gerade zu Besuch da und sie schläft schon." Oh. Ich öffnete schon den Mund, um mich für die Störung zu entschuldigen und mich zu verabschieden, als er fragte: „Wie wär's mit einem Spaziergang?"

Ich nickte schnell. „Ja, klar, sehr gerne." Nicht nur, um Zeit totzuschlagen, sondern auch um zu reden. Immerhin konnte ich mich nicht sonderlich gut an unser Gespräch gestern erinnern. Nur noch daran, dass es schön gewesen war, mal wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Also nutzte ich ihn nicht nur als Möglichkeit, mich lange genug zu beschäftigen, dass die Presse für heute aufgab, aus. Natürlich nicht. Ja, natürlich. Das war ein positiver Nebeneffekt, aber nicht meine Hauptmotivation.

Spiel mit dem MörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt