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Adam

„Ich kann verstehen, wieso du deshalb so sauer bist." sage ich um sie zu beruhigen.

„Nein du verstehst das nicht Adam. Du hattest vielleicht einen miesen Dad all die Jahre, aber wenigstens hattest du einen. Mein Dad war nicht da." sagt Hope immer noch im aufgewühlten Tonfall.

Wir telefonieren schon seit 20 Minuten. Sie hat mir gerade erzählt, dass ihr großer Bruder ihr vorhin mitgeteilt hat, ihr Dad würde versuchen Kontakt zu Hope aufzubauen.

„Ich weiß, ich will das ja auch nicht schön reden. Er war viele Jahre nicht für euch da. Aber vielleicht solltest du dir mal anhören, was er zusagen hat?" Es klingt zum Ende wie eine Frage.

Ich würde nicht sagen, dass wir hier gerade am Telefon streiten. Vielleicht hört es sich so an, aber so ist es nicht. Sie hat mir erzählt, was vorgefallen ist und ich habe versucht es etwas schön zu reden. Ich habe ihr gesagt, dass es nett ist das er versucht Kontakt zu ihr herzustellen. Und jetzt denkt sie ich wäre auf seiner Seite.

Das ist kein Streit, nein.

Oder vielleicht rede ich mir das auch nur ein.

„Ich sollte ihn anhören? Wieso sollte ich dem Mann anhören, der mich und meine Familie einfach alleine gelassen hat. So jemand kann sagen was er will, es ändert nichts an der Tatsache dass er mein halbes Leben lang weg war." sagt sie wütend.

Ich setze mich seufzend auf mein Bett.

Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll, damit sie sich beruhigt. Also sage ich nichts.

„Bist du noch dran?" fragt sie in einem etwas ruhigeren Ton. Dennoch ist zu hören, dass sie gerade nicht ruhig sitzen kann.

„Ja, bin ich." antworte ich ihr und seufze nochmal. „Ich hab das Gefühl du gibst mir die Schuld dafür, dass er euch allein gelassen hat." gebe ich zu.

Einen Moment lang ist es ruhig in der Leitung und ich blicke auf mein Handy um zu überprüfen dass sie nicht aufgelegt hat.
Dann spricht sie leise. Das schlechte Gewissen ist herauszuhören.

„Es tut mir leid" ihre Stimme ist deutlich leiser.

Wieder Stille.

Ich will mir gar nicht vorstellen, was ihr alles im Moment durch den Kopf geht. Ich wüsste selber nicht, was ich tun sollte wenn mein Dad mich nach Jahren ausfindig machen möchte.
Ich streiche mir über die Stirn.

„Willst du, dass ich vorbeikomme?" frage ich sie, weil sie immer noch still ist.

„Nein, ist schon okay." es ist zu hören, dass sie erschöpft ist. „Ich habe noch eine Menge zu tun. Mein Bericht wartet.." sie wird leiser.

Ich glaube ihr, dass ihr das College wichtig ist. Ich glaube aber auch, dass es ihr wichtig ist Kontakte zu haben. Ob mit mir oder ihrer Familie. Deshalb ist sie etwas unsicher wenn es heißt College oder Familie und Freunde. Und auch wenn wir uns ab und zu sehen, dann sind das geplante Tage die wir vereinbaren.

„Bist du sicher?" frage ich sie deshalb.

Ich will so gerne, dass sie ein mal ja sagt. Einfach einen spontanen Besuch einwilligen. Aber ich kenne Hope. So etwas würde sie nicht machen.

„Ja, bin ich. Sorry" entschuldigt sie sich wieder.

Ich lasse mir nicht anmerken, dass es mich ärgert und sage ihr das es okay ist und dann legen wir auf.

Ich widme mich wieder meiner Playlist auf meinem Computer.

Doch lange bleiben meine Gedanken nicht bei der Ablenkung.

Ich reagiere aus reinem Impuls heraus und ehe ich mich versehe sind einige Sachen in meinem Rucksack gepackt und ich schnappe mir meine Autoschlüssel.

Die Autofahrt zu Hope ist wie immer lang und langweilig. Nur die Musik aus dem Radio lenkt mich ab. Unterwegs besorge ich noch etwas von einem Chinesen um ihr vielleicht eine kleine Freude damit zu machen. Ich weiß, dass sie tief im Innern nicht alleine sein möchte.

Ohne eine Nachricht oder einen Anruf vor Hope's Tür zu erscheinen könnte Selbstmord sein. Aber ich nehme es in Kauf.

Nachdem ich das Auto erfolgreich geparkt habe und mich auf den Weg zu ihrem Zimmer mache stehe ich endlich vor ihrer Tür und klopfe. Mittlerweile ist es bald 9 Uhr abends. Aber ich habe es ihr schon mal gesagt. Ich würde selbst nur für 5 Minuten in ihrer Gegenwart den Weg auf mich nehmen.

„Adam." Keucht sie überrascht als sie mir die Tür öffnet.
„Was.." sie ist geschockt.

Ich schenke ihr ein Lächeln und trete einige Schritte hinein. Dann schlinge ich meinen Arm um sie und küsse sie auf die Stirn.

„Überraschung." sage ich und küsse sie nochmal auf den Kopf ehe ich ihren zierlichen Körper an mich drücke. In meiner anderen Hand halte ich die Tüte mit dem Essen.
„Ich habe dir chinesisch mitgebracht." teile ich ihr mit.

„Wieso bist du hier??" fragt sie immer noch mit großen Augen. Ihre Hände stehen in der Luft, als würde sie nicht wissen wohin damit.

„Ich habe dir chinesisch mitgebracht." wiederhole ich. Ich halte die Tüte in der Luft und schließe die Tür hinter mir. Dann nehme ich eine Hand von ihr, die in der Luft ist und führe sie zu ihrem Bett.

„Du bist den gesamten Weg gefahren um mir chinesisches Essen zu bringen?" fragt sie verwirrt und schüttelt den Kopf, weil ich sie angrinse und nicke. „Dir ist bewusst, dass es dafür Lieferdienste gibt?" fragt sie mich, als sei ich verrückt.

„Die geben dir aber kein Gratis Essen." bedenke ich und ziehe sie an mich heran. Dann beuge ich mich zu ihr. „Außerdem machen die nicht zusätzlich mit dir rum." sage ich leise in ihr Ohr und küsse sie dicht am Ohr auf der Wange.

Ich versuche mir den Weg zu ihrem Mund entlang zu küssen doch sie löst sich von mir lehnt sich nach hinten.

„Adam, Du weist genau, dass ich keine Überraschungen mag. Es ist wirklich süß, dass du mir Essen bringst, aber ich habe momentan zu viel zu tun. Ich habe eine Menge Sachen in meinem Kopf und ich kann jetzt keine Pause machen. Hast du mal darüber nachgedacht? Mein Bericht ist in wenigen Tagen fällig und mir fehlen noch zwei Seiten. Ich habe keine Zeit für romantischen Kram, obwohl ich weiß dass du gute Absichten hast." sagt sie.

He's my Badboy/FuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt