Tell me your Story

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Wir kochten schweigend vor uns hin, größtenteils befolgte ich nur Anweisungen, aber es war ein angenehmes, nicht irgendwie komisches Schweigen

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Wir kochten schweigend vor uns hin, größtenteils befolgte ich nur Anweisungen, aber es war ein angenehmes, nicht irgendwie komisches Schweigen. Das einzig Drückende waren die tausend Fragen zwischen uns, von denen Sam ganz sicher auch wusste, dass sie mit jeder Schweigesekunde heftiger prickelten.

Am Ende saßen wir auf dem Sofa, beide einen Teller Gemüsereis auf dem Schoß, eine Dose Dr. Pepper und daneben ein Eistee auf dem Tisch. Immer wieder spitzte ich zu Sam rüber, und ich nahm wahr, dass er dasselbe tat. Als sich beim fünften Mal plötzlich unsere Blicke trafen, stolperte mein Herz gefährlich nah an einen Abgrund. Verschreckt wich ich ihm aus, er machte das gleiche, und kurz danach sahen wir uns wieder an.

»Sam-«

»Joanie-«

»Fang ... fang du an«, murmelte ich perplex, und er nickte langsam. Bedacht stellte er seinen Teller auf den Tisch und winkelte dann sein Bein ab, um sich mir besser zuwenden zu können.

»Es ist so, ich ... ich habe vor einiger Zeit ziemlichen Mist verzapft. Wirklich heftige Scheiße.« Kurz blieb es still, er sah aus, als wollte er eine Reaktion aus mir herauslesen, aber ich bemühte mich um einen rationalen Blick. »Es war aber ... nicht nur meine Schuld. Das soll nicht wie eine Ausrede klingen, es stimmt wirklich.« Komischerweise glaubte ich ihm. »Jedenfalls hätte das alles echt ... echt mies für mich ausgehen können, wenn mein Dad mich nicht aus der Schlinge gezogen hätte.«

Auf einmal nickte ich.

Sam atmete tief durch, um weitersprechen zu können. »Im Gegenzug musste ich ... ich musste versprechen, mich um die Ranch zu kümmern. Meine Eltern waren der Ansicht, ich hätte kein Verantwortungsgefühl. Sie wollten mir damit eine Lektion erteilen, schätze ich.« Darauf zuckte er mit der Schulter und ließ sich resigniert in die ledernen Kissen seiner Couch sinken. So richtig Sinn ergab das aber nicht. Für eine bloße Lektion kam mir das doch sehr radikal vor.

»Eine lebenslange Lektion ...«, kam es geistesverloren aus mir herausgepurzelt. Was Sam mir hier erzählte, erinnerte mich so sehr an mich selbst, meinen Vater, die Kanzlei ... so sehr, dass es mir die Kehle zuschnürte. Wenn du das Studium hinschmeißt, bekommst du gar nichts! Du wirst es abschließen und du wirst in die Kanzlei einsteigen. So wie sich das gehört. Was ich eigentlich wirklich wollte, war meinem Vater egal. Schreib doch nebenbei Bücher, für ein Hobby bleibt dir schon noch genug Zeit. »Das ist so unfair.« Bei dem Gedanken an das Wort Hobby drehte sich mir der Magen um. Nicht, weil es keines war, das Schreiben war natürlich auch ein Hobby, aber es war doch auch so viel mehr. Wieso sahen die Menschen das nie?

»Ja ... das ist es.«

Ich stellte ebenfalls meinen Teller zur Seite und um noch kurz Zeit zu schinden, nahm ich auch noch einen Schluck Eistee.

»Wo sind deine Eltern jetzt?«

Sam entglitt ein lachendes Schnauben, fast spöttisch. »Sie leben Québec.«

You See My HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt