True Lovestories Never End

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Seit Brians Unfall hatte sich die Welt nicht mehr weitergedreht

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Seit Brians Unfall hatte sich die Welt nicht mehr weitergedreht.

Jedenfalls kam es mir so vor. Alles stand still, alles war wie eingefroren, nur eines war geblieben: Sam. Und dass er mein Herz sehen konnte. Und ich sah seines. Mit all den Wunden, den Narben, den Verbrennungen.

Er lag neben mir im Bett und mehr brauchte ich nicht. Die Sorgenfalte über seinen Augen, die sich wegen seines Bruders nicht mehr wegküssen ließ, verschwand wenigstens im Schlaf. Jede Nacht, für ein paar Stunden, hatte er seine Ruhe.

Sam brummte ein tiefes Brummen, das als Antwort auf das Klopfen an der Haustür leider nicht ausreichte. Nur widerwillig löste ich mich aus seinen Armen, drehte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Er allerdings blieb einfach liegen, einen Arm über meinem nackten Bauch, den anderen unter mir.

Ich wandte ihm meinen Blick zu, betrachtete seine geschlossenen Augen, die langen, dunklen Wimpern, die vollen und wunderschönen Lippen. Ging das überhaupt, dass ich nach Monaten, in denen ich fast jede Nacht in Sams Bett verbracht hatte, immer noch dieses Kribbeln fühlte? Nur alibimäßig schlief ich noch manchmal in meiner Wohnung über dem Kennedy. Ich arbeitete immerhin dort und es war, fand ich, nur angemessen, mich auch manchmal um die Pflanzen zu kümmern, die ich auf der Bank des undichten Fensters platziert hatte.

Es klopfte wieder. Nein, eher war es ein Hämmern, und es schien uns nicht den Gefallen zu tun, sich einfach von selbst in Luft aufzulösen. Wieder brummte Sam, aber diesmal hörte es sich genüsslicher an, weil ich ihm sanft durch die Haare strich.

Durch seine inzwischen kurzen Locken.

Jetzt, wo er sie geschnitten hatte, waren sie immer noch wild, aber voll und traumhaft gekringelt. Ähnlich wie Brians Haare, die ...

Beim Gedanken an Brian zog sich etwas in mir zusammen, und wenn die Welt vorhatte, in diesem Stillstand weiterzuleben, dann würde sich dieses Etwas nie mehr wieder entfalten können. Es tat weh.

»Sam«, flüsterte ich, als das Klopfen drängender wurde. Ich tippte ihm auf die Stirn, drehte mich zu ihm und küsste ihn zum Aufwachen. Er war längst wach, tat aber so, als wäre dem nicht so. »Hey.« Durch seinen kürzeren Haarschnitt war seine Narbe jetzt immer zu sehen. Er versteckte sie nicht mehr, was zur Folge hatte, dass er sich regelmäßig unter den Blicken der hier ansässigen Kleinstadttratschgesellschaft wand.

Niemand hier kannte die Geschichte von Brian und Sam und dem zugefrorenen See, was mich zu einem elitären Mitglied dieses kleinen Clubs machte. Ich war stolz darauf, fühlte mich aber gleichzeitig in der Position, Sam für immer zu beschützen. Es war seine Entscheidung gewesen, sich nicht mehr zu verstecken, trotzdem war es für ihn nicht leicht. Und ich gab mein Bestes, um es ihm angenehmer zu machen.

Manchmal half ich ihm in seiner wiedereröffneten Praxis, unentgeltlich, weil er sich gar keine Aushilfe leisten konnte, und weil es sich sowieso auch kaum auszahlen würde. Das Vertrauen einer Kleinstadt zurückzugewinnen war, auch wenn man im Grunde nichts falsch gemacht hatte, eine Sisyphosaufgabe. Sowieso dachte Sam immer noch, er hätte es zumindest zu ein paar Prozent tatsächlich verdient, als Tierarzt gemieden zu werden. Jeden Tag sagte ich ihm, dass das nicht stimmte, aber er glaubte mir nicht. Dazu kam mein neuer Grundsatz, mich nicht mehr von dem Mann an meiner Seite abhängig zu machen. Finanziell. Denn emotional gesehen war ich längst verloren.

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