Kapitel 19

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Kalter Schweiß tropfte mir von der Stirn, hinab auf den sandsteinfarbenen alten Kellerboden. Keiner äußerte sich auf meine Feststellung hin. Langsam erhob ich mich und bemerkte erst dann, wie unsicher ich auf meinen Beinen war. Ich zitterte und wäre beinahe wieder in mich zusammengesackt, wäre da nicht eine Hand gewesen, die mich von dem Fall auf den Boden abhielt. Erwartungsvoll hoffte ich in Torbens Gesicht zu blicken, doch es war Sole, die mir nach oben half. Torben, Artis und Levente, blickten mir mit eiserner Miene entgegen. Nur Sole machte ein besorgniserregendes Gesicht, das mich zum Nachdenken veranlasste.

"Ich glaube, wir sollten uns in Remmes Büro unterhalten", war das Einzige, was sie darauf erwiderte. Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, nahm sie mein Handgelenk, und innerhalb weniger Sekunden befanden wir uns in Remmes Büro.

Wie ich diese Art des Reisens verabscheute. Danach fühlte ich mich immer so, als wäre ich besoffen, und würde jeden Moment umkippen. Da es mir bereits vorhin nicht sehr gut ergangen war, durch das Anfassen der Feder in die Vergangenheit, setzte ich mich auf den schwarzen Stuhl vor dem massiven Kiefernschreibtisch. Sole nahm in dem lindgrünen Sessel hinter dem Schreibtisch Platz und fixierte mich eingehend. Doch ich war nicht sonderlich begeistert von einer Konfrontation per Augenkontakt und ließ aus diesem Grund meine Blicke im Raum umherschweifen. Bisher war ich noch nie in Remmes Büro gewesen. Es wunderte mich, das Sole es immer noch als Remmes Büro bezeichnete, wo SIE doch jetzt die Anführerin war.

Das Kaminfeuer links an der Seite, verschaffte dem Büro eine behagliche Atmosphäre. Ich entdeckte die Bilderrahmen, die teilweise mit Bildern aus Remmes Vergangenheit gefüllt waren.

"Er kam leider nicht mehr dazu, die Bilderrahmen mit seinen Bildern zu füllen, oder vielleicht hat er sich auch nicht getraut, sie aufzuhängen", durchbrach Sole die peinliche Stille.

"Jedenfalls dachte ich, es wäre eine gute Idee seine leeren Bilderrahmen, mit den Bildern zu füllen, die er seit Ewigkeiten in seinem Schreibtisch versteckte."

Ich hörte, wie Sole mit ihren Fingern knackte, als ich aufstand, um mir ein Foto etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Remmes stand in der Mitte mit einigen Männern, Jungs und zwei Mädchen. Insgesamt zählte ich neun Personen auf dem Foto. Sie alle standen vor einem Farmerhaus und strahlten über beide Ohren.

"War das seine Familie?", fragte ich unsicher und war begeistert über das Bild, da ich Remmes noch nie so glücklich erlebt hatte, wie auf jenem Foto.

"Seine Brüder und Schwestern."

"Was ist mit ihnen passiert?"

"Sie wurden bei lebendigem Leib verbrannt."

Schockiert starrte ich Sole an, die keine Miene verzog.

"Und seine Eltern?"

Sie wandte den Blick ab und ich wusste, dass auch sie das Feuer getroffen hatte.

"Wie schrecklich. War er deshalb immer so ... verschlossen?"

Sie nickte.

"Wir erzählen alle nicht viel über unser früheres Leben. Jeder von uns sitzt seine Strafe hier oben im Himmelreich ab, um dieses Mal das Richtige zu tun."

Ich wandte meinen Blick erneut zu Sole.

"Heißt das etwa, ihr alle seid in Ungnade gefallen?"

"So könnte man es ausdrücken, ja."

"Das kann ich mir bei Remmes gar nicht vorstellen. Was bitteschön, sollte er schlechtes getan haben?"

Sole schaute mich an, als stünde ich auf dem Schlauch.

"Was glaubst du denn? Denkst du ernsthaft, Remmes hätte die Soldaten einfach so ziehen lassen, nachdem sie seine Familie getötet haben?"

Ich schüttelte den Kopf. Sole steckte sich ihr kurzes Haar hinter die Ohren.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt