Kapitel 8.2

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Wir passierten denselben Weg, den ich vor weniger als einer halben Stunde mit Sole und Red Hunter hinter mir gelassen hatte. Die robuste Metalltür mit der Auswölbung zahlreicher verschiedener Hände, hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Remmes betätigte die Entriegelung in der Steinmauer und die Metallplatte wich scheppernd zur Seite. Zum ersten Mal würde ich den ersten Schritt in die Behandlungsräume der Engel setzen.

Eine sterile weiße Glastür hinderte mich jedoch beim Eintreten in den engen Behandlungsraum. Ich beobachtete von außen, wie sie Torben auf eine ungemütliche Pritsche hievten. Sein kugelrundes Loch in seiner Brust, war mir nicht entgangen.

"Es wird vorerst das Beste sein, wenn du ..."

Doch weiter kam Remmes mit seinen Worten nicht mehr und auch seine Hand mit den altbestückten Ringen hielten mich kein weiteres Mal zurück. Im Hintergrund vernahm ich ein leises Fluchen. Ich musste einfach bei Torben sein. Diese leblose Hülle, die er mir derzeit präsentierte, war alles andere als beruhigend. Besorgt trat ich den nach Blut stinkenden Behandlungsraum. Als wäre diese unschön, klaffende Wunde von ihm nicht genug, so hatten sich unzählig viele Einstiche und Schnittwunden auf seinem Körper verteilt. Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als ich vor ihm stand und dieses entstellte Antlitz meines Retters betrachtete. Sein wildes langes Haar klebte auf seinem dreckig verschwitzten Gesicht.

"Was ist passiert?"

"Der Koppone Lisa, das ist passiert", vernahm ich die schneidenden Worte Leventes.

"Er wollte nicht hören. Er wollte unbedingt allein gegen dieses Vieh antreten", knallte Artis seine fleischige Faust auf die Metallplatte eines Schrankes.

"Ist er tot?"

Ich hoffte auf ein Nein, doch leider reagierte keiner der Krieger auf meine Frage.

"Dieser Koppone ist viel zu stark, als dass man ihn einfach so erledigen kann. Wir mussten mit drei Leuten gegen ihn vorgehen, damit es sich von Torben entfernt und die Flucht ergriffen hat", erläuterte mir Levente die Sachlage, während er Torben eine Spritze in den Bauch jagte.

"Wenn ich meine Waffe freigelassen hätte ...", setzte Delian an, bevor ihn Nevia unterbrach:

"Hast du aber nicht."

Sie beugte sich über Torben und gab ihm einen hauchzarten Kuss auf seine perfekten Lippen, was mir einen enormen Stich im Herzen verursachte, wobei mir mittlerweile jedes Mittel Recht war, damit er endlich die Augen aufschlug.

"Wird er wieder gesund?", tastete ich mich vorsichtig voran, obwohl ich die Antwort darauf bereits schon kannte. Gelbe Eiterbläschen hatten sich auf der Wunde ausgebreitet.

"Gefallene Engel brauchen eine Zeit, bis sie dem Tode geweiht sind, aber wenn der Zustand weiterhin so bleibt ..."

"Er wird es schaffen. Dafür werde ich sorgen", unterbrach ich Leventes Ansage und betrachtete eingehend Leventes filzige Haare.

"Du kannst im Moment nichts für ihn tun."

Remmes war von hinten an mich herangetreten.

"Was er braucht, ist Ruhe. Vielleicht hat er somit die Chance, dass sich die Wunde wieder langsam schließt."

"Langsam? Was heißt hier langsam? Seht ihn euch doch mal an. Wenn das so weitergeht überlebt er noch nicht mal den nächsten Morgen."

Mein Verhalten glich beinah einer hysterischen Ehefrau, die vollkommen außer sich war.

"Abwarten ist alles, was wir tun können. Er alleine entscheidet, ob er noch leben möchte, oder nicht. Es kann daher Tage, Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern."

Mit großen glasigen Augen blickte ich Remmes entgegen und war kaum noch imstande dazu, meine Tränen zurückzuhalten. Aus der Dame, die vor wenigen Sekunden noch so unheimlich gewütet hatte, war nun eine verletzte Persönlichkeit geworden, die nicht mehr weiterwusste. Geschwächt sackte ich auf die Knie.

"Es muss doch noch einen anderen Weg geben?"

"Leider nein."

Die anderen vier Krieger ließen ebenfalls frustriert die Köpfe sinken.

"Darf ich mit ihm wenigstens noch alleine sein", richtete ich mein Wort erneut an Remmes.

"Natürlich. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst."

Nevia warf mir beim Hinausgehen einen viel zu intensiven böswilligen Blick zu, den ich durch meinen Augenwinkel hinweg wahrnahm.

Der Behandlungsraum war wirklich sehr viel enger, als angenommen. Es ging gerade mal eine viel zu hart aussehende Pritsche, ein rustikaler Hocker und ein Schrank, gefüllt mit einigen Heilkräutern, hinein. Der Raum nebenan wurde durch ein seidiges Laken abgetrennt. Dort hielt sich womöglich Sole mit Red Hunter auf. Ich vernahm leises Geflüster und meinte auch Gekicher gehört zu haben, doch meine Aufmerksamkeit war auf den Mann vor mir gerichtet. Vorsichtig näherte ich mich Torben. Trotz seines verschmutzten und in Lebensgefahr schwebenden Zustandes, war er für mich noch immer der schönste Mann, dem ich je begegnet war. Sachte schob ich ihm eine Strähne aus seinem Gesicht, welche mit kaltem Schweiß durchnässt war. Auch wenn ich seinen Atem kaum wahrnehmen konnte, immerhin war das das Lebenszeichen, welches mich ein klein wenig erheiterte.

Das runde, tiefe Loch inmitten seiner Brust, hatten sie ihm mittlerweile verbunden. Zu gerne hätte ich ihm einen Kuss auf die Stirn gedrückt, aber ich wollte nicht gegen seinen Willen etwas tun, was er womöglich verachtete, daher strich ich ihm nur einige Male über sein braungebranntes Gesicht. Doch seine Augen blieben weiterhin geschlossen und eine Reaktion von ihm blieb aus. Obwohl diese Berührungen mir viel zu persönlich erschienen, ging ich dieses Wagnis ein. Wenn es das war, was ihn wieder zum Leben zurückholen würde, dann war es das wert. Noch immer starrte ich auf sein ernstes Gesicht hinunter, dass mit getrocknetem Blut und Schnittwunden übersät war. Seine Augen wollten sich nicht öffnen. Für einen kurzen Augenblick ruhte meine Hand auf der offenen, verbundenen Wunde, und ich meinte ein leichtes Zucken vernommen zu haben, doch Remmes holte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

"Du solltest dich auf den Kampf vorbereiten."

"Kampf?"

Fragend drehte ich mich zu ihm um. Remmes stand in seiner altertümlich zerlumpten Erscheinung mit verschränkten Armen vor mir, als müsste er mir jeden Moment eine Standpauke halten, weil ich irgendetwas ausgefressen hatte.

"Das war erst der Anfang. Sie lassen den Kampf nicht so einfach offenstehen. Sie brauchen einen Entschluss, sei es nun einen Sieg oder eine Niederlage. Und genau darauf solltest du dich vorbereiten."

Ich war ziemlich bestürzt, über Remmes Anweisung an mich.

"Jetzt? Wie soll ich mich denn jetzt auf einen Kampf vorbereiten, während Torben hier um sein Leben kämpft."

"Kleine. Ich weiß, dass du viel für Torben übrighast, aber wie schwer es dir auch fällt, du musst lernen, wie man kämpft. Wir können hier nicht sitzen und Däumchen drehen, denn das werden unsere Gegner garantiert auch nicht tun. So hart es auch klingt, wir sind solche Kämpfe gewohnt. Da kommt es schon einmal vor, dass der ein oder andere Krieger im Behandlungsraum liegt, während die andere Truppe auf dem Schlachtfeld steht."

Kleine ... bisher war es nur Torben, der mich als Kleine bezeichnet hat.

"Sherin, mein Name ist Sherin", korrigierte ich seine Ausdrucksweise.

"Verzeihung. Ich wusste nicht, dass dir das so wichtig ist."

"Ich kann durchaus verstehen, dass es euch nicht fremd ist, wenn hier unten mal Einer liegt und behandelt werden muss, aber Torben ist ein gefallener Engel und ihn hat es definitiv schwerer erwischt, als es euch jemals hätte treffen können."

Remmes schwieg. Seine Augen ruhten auf dem verunstalteten Körper Torbens. Nun starrte auch ich unentwegt auf Torbens zerschundene Hülle hinab. Eine Weile sagte keiner von uns Beiden etwas.

"Ich warte draußen auf dich", hörte ich Remmes Worte, die an mich gerichtet waren, bevor er aus der Tür nach draußen trat.

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Ja, jetzt wird Sherin auch noch aufgezwungen zu kämpfen. Habt ihr schon eine Idee, mit welcher Waffe sie wohl kämpfen wird? ; )

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt