Electric Love

Clubbing

„OH MEIN GOTT!", quietschte Minakos Stimme durch die Wohnung.

„ER HAT WAS GESAGT?!"

„Leise! Tobio wird sonst wach!", drängte Tooru mit einem Blick in Richtung Kinderzimmer.

„Sorry, sorry! Aaaaber, können wir festhalten, dass er das zwar an seinem ersten Date nicht macht, aber das dann bedeutet, dass es beim nächsten Mal wohl heiß hergehen wird?"

Vielversprechend wackelte sie mit den Augenbrauen.

„Wo willst du ihn denn zum zweiten Date hin verführen?"

„Ich werde ihn ganz galant in den Club ausführen und beim Tanz wird er mir dann verfallen", sprach er übertrieben von sich selbst überzeugt.

„Ohooo, da ist einer aber ganz mutig", kicherte die schwarzhaarige Schönheit.

„Dir ist schon klar, dass ich dann alle Details haben will! Gott, ich bin schon ganz neidisch! Er sieht bestimmt fantastisch aus!"

„Minako!" Tooru kroch die Röte in die Wangen. So gut wie möglich versuchte er sein Gesicht mit den Händen zu bedecken.

„Du, Tooru, mal was ganz anderes ... ich muss in zwei Tagen wieder nach Amerika. Ich habe dort einen Job für einen Werbedreh und eine Ganzjahreskampagne. Es wird also etwas länger dauern. Danach ist die Fashion Week in London und dann muss ich für eine Fotostrecke für die Vouge nach Paris. Und dann mal sehen, was mein Agent sonst noch so geplant hat. Er schickt mich durch die ganze Weltgeschichte."

„Ist schon okay. Du weißt doch, dass ich mich gut um Tobio kümmere. Schließlich ist er auch mein Sohn."

„Ich will nur nicht, dass es so klingt, als würde ich ihn abgeben wollen. Das will ich nicht! Ich liebe ihn und ich freue mich immer so sehr, wenn ich ihn sehen kann! Aber ich liebe auch diesen Job mit dem Reisen ... bin ich deswegen eine schlechte Mutter?"

„Nicht doch! Lass dir so etwas nicht einreden! Tobio liebt dich auch und ich sag' ihm immer, wie sehr du ihn vermisst."

„Dankeschön, wirklich. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Du bist mein bester Freund und ich liebe dich auf genau diese Art und Weise."

„Ich weiß doch."

Tooru nahm seine beste Freundin in den Arm und drückte sie fest.

„Wie läuft es mit deinem Projekt in Bali?"

„Super! Ich habe schon extrem viele Spenden gesammelt! Da will ich dieses Jahr auch unbedingt nochmal hin um die Kinder besuchen!"

~

Tooru betrachtete sich im Spiegel, drehte sich. War diese Hose okay? In Kombination mit dem Hemd? Er war sich unsicher und fühlte sich in den Oberteilen eher langweilig. Ja, er arbeitete in einer Modefirma und ja, er konnte Outfits zusammen stellen und hatte ein modisches Gespür. Minako hatte er unendlich viele Outfitvariantionen herausgesucht. Sie war zu der bestangezogensten Frau 2018 gekürt worden.

Doch jetzt in diesem Moment war er mit der Gesamtsituation überfordert. Er wollte unbedingt, dass das mit Hajime sich zu mehr entwickelte, weswegen er alles doppelt und dreifach überdachte. Entweder er fühlte sich zu overdressed oder zu sportlich.

Heute aber wollte er umwerfend aussehen! Hajime sollte sich schon vom ersten Augenblick an nach ihm verzehren. Dann würde Tooru ihn diesen Abend komplett um den Finger wickeln.

Hoffentlich.

Die Tür ging hinter ihm auf.

„Sieht doch gut aus!"