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Am späten Morgen hörte es nicht auf zu rumpeln und unweigerlich musste ich mich aus dem Bett quälen. Unter mir breitete sich ein seltsames Bild aus. Jin war längst wach, saß an der Beinpresse und während seine Beine schwer schuffteten las er ein Buch nebenbei. Multitasking dabei noch vernünftig atmen zu können. "Guten Morgen.", müde ging ich hinunter und gab ihm lediglich einen Kuss auf die Stirn. Kaum wach warf ich mich auch schon wieder auf's Sofa und presste mein Gesicht in die Polster. "Was los?", grinsend hörte Jin auf und legte sein Buch beiseite. "Mhm ich bin k.o. und mein Arsch brennt. Nächstes Mal bitte mit Gleitgel." Ich hörte ihn lachen und fühlte seine Hand auf meinem Rücken wandern. "Wag es ja nicht nur daran zu denken!", drohend raffte ich mich schließlich wieder auf und wartete bis er erneut etwas versuchte doch Jin dachte wohl nicht dran und ging einfach. "Schon gut, bin duschen. Mach dich fertig, dann lernen wir noch etwas die Texte und fahren etwas früher zurück."
Enttäuscht sah ich ihm nach, wartete und wechsel mich mit ihm dann in der Dusche ab. "Gut, dann lass uns lernen." Meine Stimmung hatte sich nicht gebessert und auch mein Hintern tat noch weh. "Guck nicht so, du hast nicht so viel Text und bist kaum 10 Minuten auf der Bühne." Er griff nach meiner Hand zog mich zu sich aufs Sofa und fing direkt an meine Textzeilen mit mir zu üben. Im Grunde genommen hatte er Recht und es waren immer nur kurze Sätze die sich wirklich jeder hätte merken können.

"...eine Zukunft in der wir alle gleich sind!", sagte ich zum Schluss und nach einer Weile waren wir komplett fertig. Ich war textsicher und auch Jin war sicher das ich mich gut schlagen würde. "Ich hab Hunger.", Jin stand einfach auf und ließ mich hinter sich her hasten. "Was heut los mit dir?" Es irritierte mich etwas wie nebensächlich er mich heute behandelte und mich nebenher troten ließ.
"Nichts. Du sagtest doch ich soll nichts wagen. Also...."
Genervt stöhnte ich auf und setzte mich neben ihn an den Tisch. "So war das nicht gemeint, dass weißt du auch.", ich flüsterte da sich nun auch sein Vater an den Tisch setzte und das dampfende Essen auf dem Tisch begutachtete. "Na schon aufgeregt wegen Morgen? Kommt deine Familie auch Lucas?" Er schaufelte sich eine große Portion Hühnerbrust auf den Teller und forderte auch Jin auf ihm den Teller zu reichen. Beide aßen Unmengen an hellem Fleisch und ebenso große Portionen an Kartoffeln. Sie benötigten eindeutig mehr Energie und Proteine, als ich der nicht auf Muskeln setzte, sondern auf athletische Ausdauer.
"Ja leider Gottes." Bedrückt widmete ich mich meiner deutlich kleineren Portion und nicht Mal die schien ich zu schaffen. Ich betete das sie es sich doch noch anders überlegen würden, aber ich hatte da nur wenig Hoffnung.
"Mhm sie machen es dir auch nicht besonders leicht - nicht wahr?" Stumpf nickte ich und befürchtete schon das sie weder entsprechend gekleidet sein werden noch das passende Benehmen an den Tag legen würden. "Ich erwarte nicht, dass sie in Designer Klamotten und Manieren sondergleichen auftreten, aber so ein Mittelmaß wäre schon schön. Ich meine sie kennen meine Brüder und naja ich glaube meine jüngeren Schwestern sind die Angenehmsten." Nachdenklich aß Jin weiter und ließ unbedacht seinen Kommentar dazu fallen. "Angenehm ja - hätte sich die eine nur nicht schwängern lassen." Mit offenem Mund starrte ich ihn an doch bekam unerwartete Rückendeckung von Nastya. "Tzz na du sei mal nicht so vorlaut. Weißt du ob du dich nicht unwissend weiter verbreitet hast - bei deinen Weibergeschichten." Sein Vater nickte und ich fühlte die Genugtuung. "Du bist heute echt frustrierend." Maulig aß ich auf und wartete oben bis er auch mal fertig war.
"Hör auf zu schmollen, nur weil man dich etwas ärgert. Komm schon ... lass uns zurück fahren. Schulzeug vorbereiten und schauen ob das Bühnenbild auch ordentlich aufgebaut wurde." Zur Wiedergutmachung bekam ich eine Umarmung und einen Kuss aufgedrückt. "Hör auf mich zu ärgern. Morgen will Dylan seine Antwort und du hast mir deinen dummen Plan noch nicht verraten. Ich hab echt Angst vor morgen und nicht wegen dem Auftritt. Was ist, wenn er seine Drohung wahr macht und das Video rumschicken wird?" Ich schulterte meinen Sack und ging voraus, nach draußen und wartete darauf das Jin sich für Auto oder Motorrad entschieden hatte. "Auto...", rief er kurz. "Schmeiß dein Zeug hinten rein. Im Kofferraum ist kein Platz." Ich ahnte schon das er voll mit Büchern war und er sie somit spazieren fuhr. "Ich gehe sogar ganz sicher davon aus, dass er das tun wird, also das Video herum schicken, aber keine Sorge ich hab alles unter Kontrolle.", sagte er selbstsicher und streichelte nebenbei meinen Oberschenkel. "Ich mag es nicht keine Kontrolle zu haben, okay außer im Bett vielleicht. Wieso sagst du mir nichts?"
Ich beobachtete sein Seitenprofil und empfand ihn mittlerweile ganz und gar nicht mehr als beängstigend. Im Gegenteil. Sein ausgeprägts Profil war scharf und definiert, aber auf keinen Fall wirkte es aufdringlich. Beim Fahren war sein Blick fokussiert und seine Mimik wirkte so als würde er stetig über etwas nachdenken. Als er fester ums Lenkrad griff konnte ich auch erahnen wie sehr er in Gedanken war. "Schließt dein Plan auch Max und seine verletzen Gefühle mit ein? Ich meine du hast deinen kranken Verehrer und ich meinen.", hakte ich irgendwann nach. "Nein, ich kümmere mich in erster Linie um Dylan und um Max können wir uns später kümmern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so gefährlich werden könnte. Ich weiß zwar nicht was Max vor hat, aber mit ihm kann ich einfacher umgehen, als mit Dylan. Dylan ist ein Wolf ins Schafspelz."
Ich musste etwas lachen und dachte über Max nach. "...und Max eine hinterhältige Ratte. Dylan machst wenigstens offen. Max hingegen immer so still und heimlich hintenrum, feige im verborgenen. Wie mit dem Handy, er hätte dich auch erpressen können, aber er gab es Dylan um mir maximal schaden zu können." Nun grinste auch Jin und wir wurden uns einig daß beide auf ihre Art und Weise ziemlich mies waren.

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