12. Drohungen

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Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem ich vor dem Club ohmächtig wurde und auch nicht, wo ich mich überhaupt befand.

Mein Kopf dröhnte und nur ganz langsam fing mein Verstand wieder an zu arbeiten, wodurch ich unter diesen pochenden Kopfschmerzen erschöpft meine Augen öffnete und anfing mich umzusehen.

Meine Umgebung schien einem Kellergewölbe ähnlich. Nichts befand sich vor mir oder an meiner Seite. Nur eine Metalltür in der breiten grauen Wand, die wohl der einzige Ausweg für mich aus diesem kalten Loch war.

Ohne mir weitere Gedanken zu machen  wollte ich aufstehen, doch sofort stellte ich frustriert fest, dass nicht nur meine Hände, sondern auch meine Fußknöchel an dem Stuhl gebunden waren, auf dem ich wohl oder übel festsaß.

Was für eine abgefuckte scheiße!

Das Schlimmste war nichtmals die Gewissheit, dass ich von irgendwelchen Arschlöchern entführt wurde, sondern dieses Gefühl, dass langsam aber sicher eine Panikattacke damit drohte mich zu überwältigen.

Mein Herz schlug immer schneller und umso mehr ich mich auf meine Atmung konzentrierte, umso unruhiger ging diese, was auch noch dazu führte, dass ich das miese Gefühl hatte, jeden Augenblick zu ersticken.

"Fuuuuuck!", schrie ich und riss mit all meiner Kraft immer wieder meine Hände hoch, doch die Fesseln lösten sich nicht, sondern bohrten sich durch meine hektischen Bewegungen immer weiter in meine Haut, wodurch ich anfing zu bluten, bis meine gesamte Haut unter den Fesseln brannte.

"Ihr Wichser!", schrie ich erneut und hoffte dabei,  dass gleich jemand durch diese Tür kommen würde, doch nichts passierte.

Ich hatte Schmerzen, Durst und überhaupt keinen Bock mehr auf diese ganze Scheiße, doch anscheinend wollten sie mich erst quälen, bevor sie mir den Todesschuss verpassen würden.

Dadurch, dass ich mich wohl eher darauf konzentrierte, irgenwie auf mich aufmerksam zu machen, verschwand zum Glück wenigstens meine Panik und ich konnte mich langsam wieder beruhigen, bis sich plötzlich ganz unerwartet die Tür öffnete und ich einem kleinen, dicken Chinesen in die Schlitzaugen sah.

Wollte mein Leben mich eigentlich verarschen?

Ich hätte ja mit allem gerechnet... aber sicher nicht mit einem Zwergenaufstand...

"Hallo, Senan", sprach er ganz ruhig und blieb in seinem weißen Anzug einige Meter vor mir stehen, während zwei größere Chinesen in schwarzen Anzügen hinter ihm eintraten.

"Na du Pisser", grinste ich ihn an und sofort kam einer der beiden Riesen auf mich zu, um mir so fest ins Gesicht zu boxen, dass ich sofort das Blut auf meiner Zunge schmecken und ein Rauschen in meinen Ohren hören konnte.

"Nanana", meinte der Kleine und wackelte dabei mit dem Finger, als wäre ein fucking Lehrer. "Wir wollen doch freundlich bleiben."

Ich musste lachen, allein schon, weil er so scheiße aussah und riss mich wirklich zusammen, nicht komplett in einen heftigen Lachflash abzudriften.

"Freundlich bleiben? Versuchs doch Mal mit Tee und Keksen! Kommt vielleicht besser als dieses Klische hier", warf ich ihm immer noch lachend entgegen, wodurch er flüchtige Blicke mit seinen zwei Begleitern austauschte.

"Jetzt verstehe ich es wirklich", meinte er plötzlich und kam noch einen weiteren Schritt auf mich zu "Du bist wirklich ein abgefuckter Junkie... Ich dachte das wären nur Gerüchte", lachte er nun und fuhr sich dabei durch seine dünnen, schwarzen Haare. "Wärst du mein Bruder, hätte ich dich schon lange im Meer versenkt. Zu nichts zu gebrauchen sowas."

"Mach mich doch los! Dann kann ich dir zeigen, wozu ich zu gebrauchen bin!", forderte ich ihn mit einem provozierenden Grinsen auf, doch er schüttelte nur den Kopf und schien über irgendetwas nachzudenken.

Weiß der Geier was das für ein scheiß Kerl war...

"Sag was du willst und verschwende nicht meine Zeit. Ich weiß sowieso schon, dass es hier sicher um meine Brüder geht und nicht um mich, also bring es hinter dich!"

Er fing an vor mir hin und herzulaufen, was mich zwar nervös machte, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Die zwei Schränke fixierten mich ununterbrochen, schienen nur Handlanger zu sein und erst, als der kleine Fettsack mich wieder ansah, wandte ich meinen Blick auch wieder zu ihm.

"Sie es als eine Warnung für deine Brüder. Dublin ist mein Gebiet und daran hat niemand etwas zu ändern! Auch wenn Juri weg ist, heißt das nicht, das ihr drecks Iren euch alles unter eure Koboldfinger reißen könnt!"

"Koboldfinger?", lachte ich und schüttelte dabei den Kopf. "Hast du dich Zwerg Mal angesehen?"

"Zu schade, dass du sicher einige Tage nicht sprechen können wirst. Bist sicher eine Bereicherung mit deinen Weisheiten. Sag deinen Brüdern, ich mache keinen Spaß!"

Nachdem er mir noch ein dreckiges Grinsen zugeworfen hatte, machte er sich durch die Tür raus aus dem Zimmer, während die beiden Riesen auf mich zukamen und mir schon bewusst war, was nun sicher passieren würde....

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Als ich langsam zu Bewusstsein kam, stöhnte ich unter höllischen Schmerzen auf und drehte mich zur Seite, um erstmal das Blut aus meinem Mund zu spucken, ehe ich meine Augen öffnete und meine Umgebung anfing zu mustern.

Ich war im Wald... Völlig alleine in diesem dunklen Wald ! Was war das nur für ein abgefuckter Wichser !!!!

Vorsichtig rappelte ich mich auf und hielt mir dabei an meine Brust. Sicher hatte ich eine Rippe gebrochen, vielleicht sogar mehrere... Im dem Moment fühlte es sich an, als wäre jeder einzelne Knochen meines Körpers zertrümmert worden.

"Senan!?", hörte ich dann plötzlich mehrere Stimmen nach mir rufen, doch ich hielt es für eine Einbildung und stützte mich an einem Baum ab, um nicht einfach vorwärts auf den kalten Waldboden zu stürtzen.

"Senan!!!", hörte ich erneut jemanden nach mir rufen, doch als ich nun bereit dazu war, zu antworten, kam kein Ton über meine zitternden Lippen.

Ich wollte einfach nur noch zusammenbrechen, da hielten mich aber zwei Arme plötzlich fest und ich war nie glücklicher, ihn bei mir zu haben...

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Senan - Bis dass die Liebe uns bindetWhere stories live. Discover now