41. Strand

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Wir warteten noch eine Weile auf die Mädels, die dann auch jede mit einem anderen Gesichtsausdruck auf die Terrasse traten.

Während Keeva Rian mahnend ansah, lächelte Chiara Odran amüsiert entgegen und Mandy schien in düsteren Gedanken versunken, aus denen ich ihr einfach nur heraushelfen wollte, wenigstens für einige Stunden.

Gerade, als ich ihre Hand in meine nehmen wollte, holte Keeva neben mir aus und schlug Rian wütend die Zigarette aus dem Mund, der sie daraufhin fassungslos anstarrte. Auch wir alle hielten die Luft an und unsere gesamte Aufmerksamkeit lag auf den Beiden, während Keeva ihre Hände in die Hüften stemmte.

"Geht's noch?! Jetzt wo wir eine wunderschöne Tochter haben, meinst du, du müsstest dir den Tod auf Raten holen?!"

Ich spürte Mandys Hand, die sich fest mit meiner verschränkte und als ich zu ihr herübersah, beobachtete sie angespannt die Situation vor uns. Sie hatte wohl Respekt vor Rian, was sie aber nicht wusste ... Rian hatte gegen Keeva schon lange keine Chance mehr. Dafür war er zu verliebt und sie zu willensstark.

Rians Blick traf flüchtig auf unsere, ehe er dämlich grinste und Keeva um die Hüften packte und sie über seine Schulter schmiss.

"Entschuldige, aber du Giftzwerg hast es nicht anders verdient", lachte er und lief mit ihr, die lauthals protestierte, uns voraus zum Strand.

"Ich wusste gar nicht, dass er auch lächeln kann", flüsterte Mandy mir zu und sofort erwiderte ich ihren verwirrten Ausdruck.

"Kommt auch nur selten vor."

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht zog ich sie näher an meine Seite, legte ihr meinen Arm um den Rücken und sah noch kurz an ihr vorbei zu Odran, der händchenhaltend mit Chiara neben uns herlief und ihr von seiner Vorliebe für herzhafte Muffins erzählte.

Ja, so kann man Frauenherzen ganz sicher erobern...

"Hör auf !!!!", hörten wir Keeva schreien, doch Rian stand mit ihr bereits am Wasser und zog seine Schuhe aus, um trotz Anzugshose weiter ins Wasser zu laufen, was Keeva auf seiner Schulter zum strampeln und uns zum lachen brachte.

Mit einem kräftigen Ruck warf er sie in die Wellen und nachdem sie aufstand und ihn wütend ins Visier nahm, sah man kurz darauf das verliebte Funkeln in ihren Augen, dass nur aufblitzte, wenn sie ihn ansah.

"Das kriegst du zurück!"

"Glaube ich kaum."

Während die beiden sich wie kleine Kinder jagten und wie verliebte herumtobten, ließ ich mich in den warmen Sand fallen und zog Mandy an ihrer Hand zwischen meine Beine, wo sie ihren Rücken sofort an meine Brust lehnte und ihr Gesicht an meiner Schulter zu mir wandte.

"Ist es immer so friedlich hier?", wollte sie leise wissen und nahm meine Hände dabei in ihre, wobei ein so angenehmes Gefühl in meinem Magen entstand, dass ich ihr dankbar darüber einen Kuss auf ihre Stirn gab.

"Leider viel zu selten", gab ich wehmütig zu und sah flüchtig zu Odran, der sich bis auf seine Boxershorts ausgezogen hatte und Chiara dabei beobachtete, wie sie mit ihrer kurzen Shorts und dem hellen Top zum Wasser lief. "Aber ich glaube, es könnte demnächst wieder öfter so werden."

Als ich zurück zu Mandy sah, starrte auch sie zu Odran und schien nachdenklich, was mich neugierig machte, wodurch ich leicht ihre Hand drückte und somit ihre Aufmerksamkeit forderte. Immerhin konnte ich sicher nicht mit Odran mithalten, zumindest was seinen trainierten Körper und die perfekt Bräune anging, doch anscheinend dachte Mandy über etwas anderes nach.

"Woher hat er die Narben in seinem Gesicht?", fragte sie, als sie bemerkte, dass ich sie musterte und gerade, als ich ihr erklären wollte, dass er damals eine verfressene Katze hatte, die ihn nachts einfach immer wieder aus dem Nichts ins Gesicht gesprungen ist, kam Keeva völlig außer Atem auf uns zu.

"Das war Rian", meinte sie auf Mandys Frage, wodurch ich sie irritiert anstarrte und sofort spürte, wie Mandy sich verkrampfte.

"Was?", sprach ich sie verwirrt an und sah an ihr vorbei zu Rian, der gerade auch auf uns zukam. "Wie kommst du darauf? Wieso sollte Rian sowas machen?"

"Was sollte ich machen?", unterbach Rian meinen und Keevas Blickwechsel und auch Keeva schien jetzt überhaupt nicht mehr zu verstehen, was hier vor sich ging.

"Na du warst das doch, mit Odrans Gesicht", wandte sie sich an ihren Ehemann und verschränkte dabei, abwartend auf eine Bestätigung, ihre Arme, doch Rian grinste nur dämlich und schüttelte kaum merklich den Kopf.

"Das du nach all der Zeit immer noch denkst, dass ich zu sowas im Stande wäre", gab er ihr amüsiert zurück und sie verdrehte theadralisch ihre Augen.

"Du hast auch einem Russen einfach in den Kopf geschossen und Jake die halbe Hand zerfetzt, also ja, ich war immer noch der Überzeugung, dass du das warst mit Odran."

"Oh Gott", hörte ich plötzlich Mandys zitternde Stimme und wir alle sahen sie an, wie sie plötzlich leichenblass wurde und Rian anstarrte, als wäre er der Teufel persönlich.

"Entschuldige Mandy, ich wollte dir keine Angst machen", platzte es aus Keeva, die sich vor Mandy in den Sand kniete und sie entschuldigend ansah. "Es gab Grunde dafür, immerhin hat Jake mit mir getanzt und der Russe wollte Rian dazu zwingen, mit einer Nutte rumzumachen, aber die wurde auch schon erschossen, also alles gut."

"Willst du mich verarschen?", erwiderte ich auf Keevas Worte, denn irgendwie schien sie Mandy noch mehr zu verängstigten, anstatt sie zu beruhigen.

"Redet ihr über Elena?", klinkte Odran sich nun auch noch in die Unterhaltung ein und stellte sich ganz lässig vor uns, während Chiara wie ein Klammeräffchen auf seinem Rücken hing und ihren Kopf auf seiner Schulter abgelegt hatte.

"Ja... Also nein", antwortete Keeva ihm und zeigte dabei auf sein Gesicht. "Mandy wollte wissen, woher du die blassen Narben hast."

"Wieso?", meinte Odran und sah zu Mandy, die ihn mit großen Augen anstarrte.

"Entschuldige!", stotterte sie und wich seinem Blick aus, um Keeva anzusehen. "Ich wollte nicht neugierig sein! Es geht mich auch gar nichts an!"

"Das war Rian", erklärte Odran dann trotz ihrer Aussage und Keeva nickte zustimmend, während ich ihn stirnrunzelnd ansah.

"Was laberst du!? Das war diese fette Katze die dir Mal zugelaufen war", wiederlegte ich seine Aussage und er verdrehte nur die Augen und sah zu Rian.

"Scheint als wären wir aufgeflogen."

"Hat ja lange genug gehalten, unsere Lüge", gab Rian ihm zurück und wandte sich nochmals an Mandy, die eingeschüchtert über alles Gesagte immer noch zwischen meinen Beinen saß. "Und du", sprach er sie an und nur widerwillig sah sie zu ihm auf, während sie meine Hände noch fester drückte. "Du bist anscheinend jetzt die feste Freundin meines Bruders, also brauchst du weder schüchtern, noch ängstlich sein. Unsere Familie wird dich in jeder Lebenslage beschützen und verteidigen, dass kannst du mir glauben."

Das Lächeln, was Rian ihr auf seine Ansage schenkte, war wirklich echt und keineswegs gespielt und ich spürte an meiner Brust, wie Mandy ruhiger atmete und sich allgemein wieder entspannte.

"Danke, Rian", murmelte sie leicht verlegen.

"Und ich?", platzte es plötzlich aus Chiara, die aufgeregt auf Odrans Rücken zwischen uns allen hin und hersah. "Gehör ich auch zur Familie?", grinste sie und sofort ließ Odran sie von seinem Rücken, um sie an ihrer Tailie vor sich zu ziehen.

"Wenn ich dich beschütze, brauchst du die anderen Luschen hier nicht", grinste er und sofort nahm Rian ihn herausfordernd ins Visier.

"Ich hab mich verhört, oder?", wollte er mit hochgezogener Augenbraue wissen, doch ehe er eine Reaktion bekam, hörten wir einen der Wachmänner aufgeregt schreien, woraufhin ich mit Mandy aufstand und erschrocken hinter uns zur Treppe starrte.

"Mr. Gallagher!!!", rief der Typ mit dem weißen Hemd und der Glatze aufgeregt und blieb genau vor Rian stehen, um kurz durchzuatmen. "Jemand war im Haus!"

"Was!?", kam es von Keeva, sie sich mit einer Hand ans Herz fasste und flüchtig zu Rian sah. "Esme!"

Sie wollte gerade losrennen, da hielt der Wachmann sie aber am Arm zurück.

"Esme und Nero sind nicht aufzufinden!"

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Senan - Bis dass die Liebe uns bindetWhere stories live. Discover now