Kapitel 3

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Als es zur Pause gongte, schnappte ich mir meinen Proteinriegel und verließ mit den anderen den Klassenraum. Was eine Drängelei im Flur. Langsam ging ich Stufe für Stufe die Treppe runter. Hinter mir gackerten die Mädels aus meiner Klasse. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Rücken, die mich nach vorne schubste. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel die restlichen Stufen runter. Der Fall an sich tat nicht weh, aber wie peinlich vor einer Menschenmasse auf die Fresse zu fliegen. Schnell stand ich wieder auf und klopfte den Staub von mir. So wie Janne mich angesehen hatte, war bestimmt sie das gewesen. 

Als ich auf dem Pausenhof war, lief ich um das Gebäude, um mir alles einmal richtig anzusehen. Irgendwann setzte ich mich alleine auf eine Bank, die unter einem großem Baum stand. Der Wind brachte die Blätter zum Rascheln und machte die Hitze ein wenig erträglicher. Ich öffnete die Packung des Riegels. Seufzend biss ich rein. Plötzlich setzte sich jemand neben mich. „Na? Schmeckt's?" Ich schaute zu meiner Linken. Es war Ben, der in der Klasse vor mir saß. „Es musst nicht schmecke, es muss wirke", zitierte ich Markus Rühl. Er grinste leicht. „Du bist also ziemlich im Sportgame drin, was?" Ich nickte. „Kann man so sagen."
„Ich bewundere es, wie du durchziehst. Also, ich kenne dich erst seit einer Stunde oder so, aber deine Muskeln sind ja nicht schon immer da gewesen." „Das ist korrekt. Hätte ich nicht mit vier Jahren angefangen, wäre ich wahrscheinlich jetzt auch ein Lauch. Oder fett, keine Ahnung."
„Du hast mit vier angefangen Kraftsport zu machen?!", fragte Ben entsetzt. „Wow, aber das ging doch bestimmt noch von deinen Eltern aus, oder?"
Ich nickte leicht. „Mein Vater hat mich damals zu einem Gewichtheberkurs mitgeschleppt und mir ein Probetraining angedreht. Musste mich über Monate quälen, aber ich hab schnell angefangen, den Sport zu lieben und jetzt trainiere ich täglich aus freien Stücken und habe auch schon eine Bundesmeisterschaft gewonnen."
„Wow, du bist echt krass. Respekt."
Einige Zeit sagten wir nichts. Ich aß meinen Riegel auf und er starrte auf den sandigen Boden vor uns. War Ben vielleicht der Freund, den ich dann endlich in der Klasse haben werde? Oder wollte er mich nur auf eine falsche Fährte locken, damit er mich dann vor allen blamieren konnte?
„Na ihr beiden?", riss mich eine tiefe Männerstimme aus meinen Gedanken. Ich blickte auf. Die Sonne blendete mich ein wenig. „Ihr seht so traurig aus, ist alles in Ordnung?", fragte Herr Hardwig weiter. „Joa, wäre lieber beim Sport, aber was will man machen", antwortete ich trocken. „Wir haben morgen fünfte und sechste Stunde Sport. Da kannst du zeigen, wie viel dein Training dir gebracht hat." Herr Hardwig zwinkerte mir zu. Ich lächelte in mich hinein. Einer der wenigen hübscheren Lehrermodelle.

Als es zum Pausenende wieder gongte, liefen Ben und ich zusammen rein. „Herr Hardwig ist schon 'n Netter", sagte Ben. „Ja, das ist er." „Jetzt mal eine Frage... Findest du ihn hübsch?"
„Wen?"
„Na, Herrn Hardwig."
Ich überlegte kurz.
„Weil Janne, Marlisa und Johanna fahren voll auf den ab", ergänzte er. „Ich bin mit denen so ein bisschen befreundet und die überinterpretieren alles, was Herr Hardwig zu ihnen sagt. Er kann sie nur auf dem Schulflur nett anlächeln oder die grüßen, und die denken direkt, dass die gleich ein Angebot für das Lehrerklo bekommen." Ben war sichtlich gereizt. „Ich finde das einfach affig, sich Hoffnungen bei Lehrern zu machen. Noch schlimmer ist, wenn Marlisa so richtig eifersüchtig auf andere Mädels wird, weil Hardwig mit denen redet und er es sich erdreistet zu lachen." Ich sagte nichts weiter dazu und setzte mich auf meinen Platz.
Die Geschichtsstunde verlief ganz entspannt. Wir redeten erst über organisiatorische Dinge und schnitten nur unser Thema an. Eigentlich war es nur Wiederholung aus der zehnten Klasse.

Als ich am frühen Nachmittag Zuhause ankam, war ich alleine. Also packte ich meine Sportsachen und fuhr ins Gym.
Auf dem Programm stand Reißen. Also wärmte ich mich spezifisch auf. Bald stand die Europameisterschaft in Berlin an. Noch ein Jahr. Klingt nach viel Zeit, aber für Meisterschaften tranieren einige ihr Leben lang. Bis dahin musste ich meine Techniken perfektionieren und neue, eigene Rekorde aufstellen.

Teachers Pet (Lehrer x Schülerin)Where stories live. Discover now