Himmelsarena

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Wie mit Hisoka ausgemacht, war ich nach wenigen Tagen bereits wieder von zu Hause aufgebrochen. Ich befand mich nun in der Republik Padokea. Vor mir thronte besagte Himmelsarena, mit mehreren hundert Stockwerken. Im Gebäude angekommen, wurde mir der Sinn und Zweck dieses Gebäudes bewusst. Muskelbepackte Männer liefen in Scharen ein und aus, an unzähligen Bildschirmen des Eingangsbereichs wurden kommende Kämpfe angezeigt.

Ich begab mich zur Rezeption des Gebäudes, an der ich von einer jungen Frau freundlich begrüßt wurde. „Guten Tag, ich möchte zu Hisoka Morow", sprach ich der Dame entgegen. Geschickt tippte sie etwas auf ihre Tastatur und nahm dann den Hörer zur Hand. „Ihre Name?"

„Nora.", war meine knappe Antwort, bevor sie dann einige Zahlen des Telefons drückte und den Hörer ans Ohr legte. „Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Morow. Eine gewisse Nora möchte zu ihnen."

Eigentlich nicht.

„Ist gut", beendete sie das Gespräch, bevor sie dann den Hörer auflegte.

„Mr. Morow erwartet sie im 200. Stock", ratterte sie die Worte runter und wies mir den Weg zu den Aufzügen, um kurze Zeit später auch schon den nächsten Gast bedienen zu können.

Schon einige Zeit stand ich inzwischen in dem Aufzug, der mich Ebene für Ebene nach oben geleitete. Allmählich machte sich Nervosität in mir breit. Mein Kopf stellte sich bereits auf die gierigen Blicke des Rothaarigen ein.

Das aufkommende Geräusch des Fahrstuhls, signalisierte mir die Ankunft meines gewünschten Stockwerkes, während sich bereits die Türen vor mir öffneten.

Ich trat hinaus auf einen roten Teppichboden. Der Luxus schien in diesem Stockwerk zu prahlen. Aufwendig verzierte Wände, teuer aussendende Lampen. Das Geld hatte hier wohl keine Rolle gespielt. Meine Aufmerksamkeit, die eben noch all dem Luxus galt, wandte sich auf einen Gang zu meiner linken.

Mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, trat Hisoka auf mich zu. Vor mir stehend, musterte er auffällig mein Aussehen von oben bis unten, um sich dann langsam mit der Zunge über die Oberlippe zu lecken. Instinktiv wich ich einen Schritt zurück, um etwas mehr Abstand zu gewinnen. Dies quittierte er mit einem breiter werdenden Grinsen. „Welch eine Freude, dass du gekommen bist.", sprach er spielerisch. „Hallo, Hisoka", begrüßte ich ihn und das in mir aufkommende, ungute Gefühl.

Er drehte mir den Rücken zu und Schritt voran, wissend, dass ich ihm folgen würde.

Er machte halt vor einer der vielen Türen und öffnete sie mit einem passenden Schlüssel. Er trat zur Seite, die Tür offen haltend, um mir Platz zum eintreten zu gewähren.

Das Zimmer passte sich den Gängen an. Der dunkle Boden ließ das Zimmer edel wirken. Samtrote Vorhänge zierten das große Fenster des Zimmers, passend zu den farblich ähnlichen Ledersesseln, die um einen kleinen Tisch vor dem Fenster standen. Ansonsten hatte das Zimmer ein nicht zu verachtendes Doppelbett, ein riesiges Sofa mit Fernseher, einige Kommoden und Schränke, und in der Nähe des Eingangs eine weitere Tür, die bestimmt zu einem Badezimmer führt.

Hinter mir schloss der Rothaarige die Tür und schritt an mir vorbei. „Fühl dich wie zu Hause.", brach er die bis eben haltende Stille. „Was soll ich bei dir", wollte ich Klarheit von meinem Gegenüber. Insgeheim war es mir bereits bewusst. Mir war bewusst, er würde Spielchen mit mir spielen. Eine klare Antwort von ihm zu bekommen, war schier unmöglich.

„Fangen wir damit an, dass du mir erzählst was gemeinsam mit Gittarackur passiert ist."

Er setzte sich auf das Sofa des Zimmers und deutete auf den freien Platz neben sich. Seiner stillen Aufforderung nachkommend, legte ich die Tasche mit meinem Hab und Gut an eine freie Stelle des Raums und setzte mich. „Ich werde dir deine Frage beantworten, wenn du mir erzählst, was du mit mir geplant hast", gab ich in einem ruhigen Ton von mir.

„Scharfsinnig wie eh und jeh", antwortete mir der Clown. „Nun dann, ich bin ganz Ohr.", wurden seine Wörter immer leiser. Er wusste, es war etwas, was ich ihm verheimlichen wollte. Sein aufmerksamer Blick schien mich zu durchleuchten, suchend nach kleinen Geheimnissen, die ich nicht preisgeben wollte. Dieser Mann sucht gezielt nach verletzlichen Stellen, um dann Druck darauf auszuüben, genau das ist es, was er jetzt in diesem Moment macht.

„Illumi war mein Ziel, doch geschickt, wie ich bin, hatte er mich nach nicht allzu langer Zeit entdeckt. Ich weiß nicht wieso, aber er hatte brennendes Interesse an meinen Nen Fähigkeiten. Gemeinsam mit ihm habe ich meine persönliche Fähigkeit erweckt."

Für einen kurzen Moment war die perfekte Maske meines Gegenübers gefallen. Zorn war zu erkennen, doch auch nur für einen Bruchteil einer Sekunde. Schnell war das bekannte Grinsen wieder zu sehen.

„Und was kann deine persönliche Fähigkeit?" Eine Frage, wo ich mir gewünscht hatte, er würde sie nicht stellen. Gavin hatte mich doch so ausdrücklich gewarnt, warum also musste ich mich bereits jetzt in Gefahr begeben. „Ich kann den Willen einer Person manipulieren.", erzählte ich Hisoka eine Halbwahrheit. Es ist besser so.

„Der Manipulationstyp also.", sprach er leise zu sich selbst. Ich ließ ihn in diesem Glauben, reagierte also nicht auf seine Aussage. „Nun, kleine Nora", begann er seine Erzählung. Stoppte aber dann und beugte sich in meine Richtung. Mit einer geschmeidigen Bewegung kam er mir gefährlich nah, bewegte sich zuerst nicht. Genau beobachtete er mich und meine Reaktion auf seine plötzliche Handlung. Ich hielt den Atem an, bewegte mich keinen Millimeter, erwiderte seinen intensiven Blick. Langsam strich er mit einem Finger an meinem Wangenknochen entlang, darauf bedacht, mich keine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Geplant habe ich mit dir einiges.", hauchte er die Worte leise. Durch die direkte Nähe, verstand ich nichtsdestotrotz jedes Wort klar und deutlich.

Er senkte wieder seine Hand und gewann an Abstand, indem er sich auf seinen vorherigen Platz zurück bewegte.„Jedoch werden wir damit anfangen, dein Nen noch weiter auszubilden", beendete er seine Erzählung.

Mein Nen weiter ausbilden? Wieso sollte er das tun? Es war etwas, was ich auf jeden Fall wollte. Ich wollte nicht weiter auf andere angewiesen sein. Ich wollte mich nie wieder so hilflos fühlen, wie ich es bei Illumi gefühlt hatte. Und doch wusste ich genau, Hisoka würde das nur tun, um selbst daraus einen Vorteil ziehen zu können.„Es ist spät, wir werden morgen beginnen", holte er mich aus meinen Gedanken und richtete sich auf.

HunterxHunter - Not EnoughOnde histórias criam vida. Descubra agora