HunterxHunter - Not Enough

Kastro

Einige Zeit war vergangen, und während sich Gon fast vollständig von seinen schweren Verletzungen aus dem letzten Kampf erholt hatte, hatte ich selbst die Füße still gehalten. Schon seit einigen Wochen hatte ich die Hoffnung aufgegeben, dass Hisoka sein Interesse verlieren würde. Unabhängig davon, ob es mir jetzt gefiel oder nicht, verspürte ich den Drang, der Sache schnellstmöglich eigenhändig ein Ende zu setzen.

Die Lautsprecher eines der vielen Fernseher, die sich in der Eingangshalle der Himmelsarena verteilten, erregten meine Aufmerksamkeit. Nicht, weil ich grundsätzlich gerne zusah, wie sich die Menschen untereinander duellierten, um Ruhm und Ehre zu ernten, sondern weil allein der Name des Rothaarigen alles in mir anspannte.

Ich starrte auf den leuchtenden Bildschirm, auf dem der kommende Kampf zwischen Hisoka und einem weißhaarigen Mann namens Kastro angekündigt wurde. Die aufgeregt quietschige Stimme der Sprecherin, die diesen lang ersehnten Kampf immer weiter lobte, löste in mir ein mulmiges Gefühl aus. Immerhin gab es nicht viele Menschen, die es mit Hisoka aufnehmen konnten. Kastro schien jedoch einer der wenigen zu sein.

"Wirst du dabei sein?", fragte Killuas Stimme. Ich wandte meinen Blick vom Bildschirm ab, um ihn und Gon direkt neben mir zu sehen.

Instinktiv breitete sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen aus, bevor ich meinen Blick noch einmal unsicher zur Anzeigetafel zwischen Kastro und dem Rothaarigen wandte und schließlich wieder zu den Jüngeren blickte.

"Ich bin unsicher", teilte ich ehrlich mit. Zwar gab es Neugierde in mir, die darauf drängte zu wissen, wie ein Kampf aussah, bei dem Hisoka ernst machte, doch hatte ich auch gelernt, meine Neugierde im Keim zu ersticken. Oft genug hatte sie mich in Schwierigkeiten gebracht.

"Komm schon, das wird bestimmt super spannend!", meldete sich nun auch Gon zu Wort. Dabei strahlte er sein gewohnt aufgeregtes Lächeln aus, dem ich nie viel entgegensetzen konnte. "Das wird der Kampf des Jahres", lobte jetzt auch Killua das kommende Ereignis, so wie es auch die Kommentatorin im Fernsehen der Himmelsarena getan hatte.

Ein lautloses Seufzen entweicht meinen Lippen, bevor ich ein geschlagenes Lächeln aufsetze und gemeinsam mit den beiden die Gänge der Himmelsarena entlanggehe. "Denkst du, es wird für Herr Wing okay sein, dass ich mir diesen Kampf ansehe?", fragt Gon unsicher seinen Freund. Killua verzieht daraufhin sein Gesicht zu einer überzeugenden Miene und antwortet: "Na sicher, immerhin..." Seine Antwort wird abrupt von einem strengen Tonfall unterbrochen: "Auf gar keinen Fall!"

Wie gerufen erscheint Wing mit einer tadelnden Miene vor unserer kleinen Gruppe. Sein Gesicht zeigt deutlich, was er davon hält, dass Gon diesen Kampf sehen möchte, während seine spiegelnden Brillengläser seine Augen verbergen.

"Diesem Kampf beizuwohnen würde bedeuten, dass Gon Nen studiert", fährt der Mann mit den strubbeligen schwarzen Haaren fort. Er richtet seine Brille auf seiner Nase und sein Blick trifft für einen kurzen Moment meine Gestalt. Ein schwaches Lächeln huscht über seine Lippen, doch entgeht mir nicht der kurze Moment der Unbehaglichkeit in seinen Augen.

Ich konnte es ihm nicht verübeln. Das Aufeinandertreffen zwischen ihm, Hisoka und mir war auch für mich schwer zu verdauen gewesen. Der Gedanke daran, dass Hisoka unsere Beziehung in solch eine missliche Lage gebracht hatte, erfüllt mich mit Frustration. Es wird mir immer deutlicher, wie viel Einfluss der Gelbäugige auf mein Leben hat.

Der schwarzhaarige Junge neben mir und Killua senkt für einen Moment niedergeschlagen den Blick, bevor er leise "Jawohl, Herr Wing" murmelt. Es entspricht nicht Gons Natur, Autoritätspersonen zu widersprechen, auch wenn er den Kampf so gerne sehen wollte.

Bei dieser Erkenntnis entspannt sich auch Wing, und die Anspannung löst sich langsam aus seinen Zügen. Unsere kleine Gruppe verabschiedet sich von dem Erwachsenen und setzt ihren Weg fort.